HINTERGRUND: Deutsch-spanische Bauten von Menis

23.08.2010 - Sabrina Bohl  

Der moderne Architekt hat es nicht leicht: Einerseits soll er zumeist ein funktionales Gebäude kreieren, das pragmatisch und nicht allzu kostspielig ist. Andererseits muss man sich in der Branche einen Namen machen und mit seinen Ideen auffallen, sich innovativ gegenüber der Konkurrenz absetzen. Nicht selten mündet dieser Konflikt in unansehnliche Bausünden, die zudem oftmals vergessen haben, klimatische oder standortbedingte Faktoren mit einzubeziehen, da der architektonische Narzissmus letzten Endes überhand genommen hat.

Andere Wege geht der spanische Architekt Fernando Menis (siehe Foto): Er und sein Team stehen nicht für puren Funktionalismus, überladene Ästhetik oder etwa eine demonstrative Stilhandschrift. Vielmehr geht es ihren Werken um das Zusammenspiel von Visionen einer Architektur, die ursprünglich von der Natur gemacht wurde. Keines der Projekte von Menis ist deswegen an einem anderen Ort denkbar: Immer berücksichtigt er die kontextuellen Gegebenheiten, Geschichte, Kultur, Natur und recycelt lokale Ressourcen, um dann sein Bauwerk hierin vorsichtig einzufügen. Das Objekt wird so zum lebenden Organismus, der Architekt zum Handwerker, zum Ethnologen des Gestaltungsprozesses.

Ob bei dem kulturellen Observatorium auf Teneriffa, bei dem die schon existierende Steinwand zum Ausgangspunkt wurde, dem Magma Kunst- und Kongresszentrum, das sich formal perfekt in die Landschaft einfügt oder einer Kirche, die ihren symbolischen Charakter vor allem durch die Inszenierung des natürlichen Lichteinfalls gewinnt – immer scheinen alle lokalen Besonderheiten von Topographie und Material eine herausragende Rolle zu spielen. Die von ihm konzepierte Spreebrücke, der bewegliche Swimmingpool auf der Spree in Berlin, stehen zum Beispiel für ein Aufarbeiten der Geschichte: Basierend auf der Idee, die Spree wieder attraktiver für die Berliner zu machen, die damit inzwischen vor allem den industriellen Gebrauch assoziierten, machte Menis es möglich, wieder in der Spree „zu baden“. Der bewegliche Swimmingpool greift auf eine alte Tradition des 19. Jahrhunderts zurück, wo es mehrere dieser Schwimmbecken gab und setzt auch materiell durch Verwendung einer Schubleichte eine Referenz zu der industriell geprägten location.

Menis, der in Teneriffa geboren ist, erwähnt selbst, dass er wohl sehr aus dem Bewusstsein dieses limitierten Territoriums hervorgegangen ist und einer Generation angehört, die schon aus Armut zum Recyceln gezwungen war und dadurch geprägt wurde. Eine Anekdote mag diesen Hang zur Wiederverwendung und Regenerierung verdeutlichen: jahrelang wurden Unmengen eines Natursteines, der bei Schließung einer Fabrik sofort von Menis in Beschlag genommen wurde, bei der Schwester im Garten gebunkert, bis er schließlich für ein Bauprojekt gebraucht werden konnte.

Seine Bauten haben ihn inzwischen allerorts bekannt gemacht, Ausstellungen in Berlin, Barcelona, wo er Architektur studiert hatte, und bei Kunstbiennalen sind ihm sicher. Seine Projekte seien in Berlin, DER Stadt für Architektur, teilweise sogar bekannter, als in Spanien, sagt er selbst. Auch die sehr technische, grundlegende Ausbildung von Architekten an der Universität in Deutschland gleicht seiner Meinung nach durchaus dem spanischen System. Und im Café Burger fühle er sich sowieso rundum wohl.

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