NEWS: Zuwachs der Schattenwirtschaft durch die Krise

25.02.2014 - Rafael Heberling / Barcelona für Deutsche 

drum verzeihen wir auch den Hoeneß und Schwarzers ihre Steuervergehen. Selbstanzeige - und schon sind jahrelange Steuerhinterziehung im großen Stil verziehen.

Woher kommt nur dieses Schulterklopfen für Steuerhinterzieher an den Stammtischen?

Wer sich in Deutschland z. B. der Steuerhinterziehung bezichtigt, dem wird mit einer Art Bewunderung verziehen: der (die) hat es "geschafft". Es sind - und wie der Fall des Uli Hoeneß besonders verdeutlicht: es bleiben die Vorbilder der Gesellschaft.
Dabei haben sie eigentlich uns alle, also gut 83 Millionen Bürger, betrogen. Die Folge: aberwitzige juristische Jonglagen wie der Erwerb von illegalen Daten Steuerflüchtiger zu legalisieren und nicht zuletzt Steuern- oder Gebührenerhöhungen um das öffentliche Defizit auszugleichen.

Wer sich in den USA oder in Schweden der Steuerhinterziehung rühmt, würde dort von der Gesellschaft eher ausgeschlossen. Dort wird Steuern zahlen als ein Akt der Solidarität begriffen. (Sendung "Westpol" WDR 9.2.2014)

Spanien hat offenbar einen sehr großen, wenn nicht den größten Zuwachs an Schattenwirtschaft infolge der Krise zu bewältigen. Während man in Deutschland laut Francisco Núñez von "El Mundo" gerade mal 10 Zuwachs der Schattenwirtschaft zwischen 2008 und 2012 registriert, sei er in Spanien auf im Schnitt gut 25 gestiegen. Die Zahlen differieren je nach Bezug und Statistik in den Zeitungen wie "El Mundo", "El Pais" und " El Periodico" zwischen 24,6 und 31.

Die Aufreger und Rechtfertigungen für den Zuwachs an Schattenwirtschft sind in erster Linie. die fragwürdigen politischen Entscheidungen der Regierungspartei PP mit ihren Schwarzkassen, gegen die der Fall der Frau Schwarzer in Deutschland eher wie ein Kinderfilm anmutet. "Alice" als moralische Instanz hat der Volkeszorn getroffen, während man den vielen anderen ( wir erinnern uns noch gut an die Gedächtnislücken des Herrn Kohl vor dem Schwarzkassen-Untersuchungsausschuß) verzeiht, ihnen, im Falle Kohl, sogar Orden ans Revers heftet. Und in Spanien werden vor allem die Ursachen der Schattenwirtschaft - besonders die Begehrlichkeiten in der einst boomenden Bau- und Immobilienwirtschaft - nicht angegangen (F. Nuñez, El Mundo 4.2.2014).

Gerade die erhebliche Arbeitslosigkeit spricht in Spanien Bände: 6 Millionen Arbeitslose zahlen keine Steuern. Während der Angestellte und der Arbeiter kaum eine Gelegenheit zum Steuerhinterziehen hat, entziehen sich, vermutlich auch aus Protest, alle, die es können, der Tributzahlung. Die erheblichen Steuer-Erhöhungen, um die Einnahmen-Defizite auszugleichen, tragen wohl auch zur Steigerung der Schattenwirtschaft bei, wie die Medien meinen: es sind die Kleinumternehmer und Selbständigen, die hier mit 21 Umsatzsteuer ordentlich zur Kasse gebeten werden. Selbst die Kulturschaffenden sind betroffen. Theaterkarten unterliegen auch dieser hohen Steuer und schließen auf diese Weise durch die teuren Preise die vielen Arbeitslosen und Armen vom Kulturleben geradezu aus: man kann es sich einfach nicht mehr leisten.

Kein Wunder, wenn Professor Jordi Sardá (Universidad de Roviera i Virgili) gemäss "El Mundo"(4.2.2014) sogar meint, dass "die Schattenwirtschaft das einzige Mittel für sozialen Frieden in Spanien darstellt, weil angesichts der vielen Höchsten des Staates, die vom Königshaus bis in die niederen Ebenen der Regierungspartei verwickelten Personen, sich einen Dreck um Steuerzahlungen kümmern". Die Regierungspartei zieht ihre Schwarzkassen beinahe ungerührt durch die öffentlichen Debatten. Warum sollte der kleine Mann denn diesem Beispiel der Mächtigen nicht folgen?

Die Parteien schimpfen lediglich auf die kleinen Finanzbeamten, die ineffizient arbeiten würden. Der Fall Bárcenas und viele andere zeigen allerdings deutlich, woher die großen Arbeitslosenzahlen kommen: die kleinen Rentner und braven Steuerzahler werden wegen 300€ säumiger Steuern pro Jahr verfolgt, während man 235.000€ der Herren Politiker auf deren Schweizer Konten gepflegt vergisst zu bearbeiten… (papel deperiódico 4.2.2014)

6 Millionen Arbeitslose können keine Steuern zahlen. Nach Angaben von "Europa Press" in "El Mundo" (1.2.2014) bleiben dem Kleinunternehmer oder Selbstständigen von 1000 deklarierten Euro gerade mal 520€ übrig, was ihn auch nicht gerade in die Lage versetzen dürfte, jemanden einzustellen.

Interessant ist die Verteilung der Schattenwirtschafts-Zuwächse in den Provinzen Spaniens: Extremadura hat laut Angabe der genannten Medien den höchsten Anteil der Beschäftigten im öffentlichen Dienst, beinahe "griechische Verhältnisse" könnte man meinen, aber angeblich mit nur 17 Zuwachs in der Schwarzarbeit eine vergleichsweise "saubere" Weste. So auch Madrid. Doch, wenn man mal unter die Oberfläche schauen mag: in Madrid konzentrieren sich neben Beamten die meisten multinationalen Firmen, die ihre Gewinne nicht in Spanien, nicht einmal in der E U realisieren. Folglich sind die Steuereinnahmen aus diesen Quellen in jenen Regionen wohl eher dürftig.(Und damit ihr Beitrag zum Gemeinwohl).

Die Arbeiter- Organisation ATA fordert in einem 3 Punkte Programm (publiziert in El Mundo, 4.2.2014) , dass die Kleinen und Selbständigen mit nur 15 Umsatzsteuer statt der 21 belastet werden sollten, Familien Erleichterungen bekommen müssten, um die Erwerbslosen dieser Familien besser zu unterstützen und die Sozialabgaben für Kleinunternehmer oder Selbständige mit Einkommen unter 8.000€ zu senken. Dann würden mehr, die jetzt schwarz arbeiteten, um zu überleben, sich anmelden und Beiträge leisten.

Ob das die Lösung ist? Oder ist es möglicherweise besser die "Steuer-Unsinns-Ausgaben" einzudämmen? (Zitat aus Sendung "Westpol" WDR 9.2.2014) Viele Politiker in Deutschland und vor allem der Bund der Steuerzahler sind seit langem der Ansicht, dass die Ausgaben für Korruption und Unsinn ( Stichwort für Deutschland: Schneeschieber für die Sahara bis zu den halbe Meter hohen Aussichtsplattformen bei Pulheim nahe Köln) die Menschen überall in Europa zu der Verweigerungshaltung treibt. Ein sorgsamerer Umgang mit allen unseren Steuern würde womöglich eher zur "Solidaritätshandlung" wie in Schweden oder den USA führen, wo es zum guten Ton gehöre, Steuern zu zahlen. (Sendung "Westpol" WDR 9.2.2014 und Arte "Schattenwirtschaft Organhandel" 10.2.2014).

Meine ganz persönliche Meinung: liebe Politiker, tut mal was Sinnvolles! Ver d i e n t euch das Geld, das ihr uns abnehmt. Denkt also ein wenig mehr an unser aller Wohl, anstatt nur an das eurer schweizer Bänker. Dann gibt es womöglich mehr Beschäftigung und mehr Einnahmen durch ehrlich deklarierende Staatsbürger.

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