NUTZWERT: Spanische Geschäftsleute

01.06.2009 - Anne Rupp 

Was sind typische kulturelle Verhaltensorientierungen und Werte von spanischen Geschäftsleuten? Natürlich unterscheiden sich Individuen in ihrem Charakter und sind auch von Faktoren wie Regionalkultur, Berufskultur und Organisationskultur beeinflusst. Dennoch haben Studien (vgl. z.B. „Negociar a lo español“ von Villemoes, Anette/ Bovet, Montse et al., Arhus, Systime Academic 2003) eine Reihe von „typisch spanischen“ Charakteristika erfasst, von denen einige hier vorgestellt werden.

Flexibilität und Improvisationsgabe
Flexibilität, Kreativität und Spontanität sind im allgemeinen wichtige Werte im spanischen Geschäftsleben (was im Gegensatz zu dem wichtigen deutschen Wert der (Voraus-)Planung steht). Eng damit zusammen hängt, dass Spanier mitunter sehr schnell ihre Meinung ändern. Bei Besprechungen und Präsentationen bis zu einem gewissen Maß zu improvisieren gilt nicht zwangsläufig als unprofessionell. Vor allem erste Meetings werden manchmal wenig vorbereitet. Der Hauptzweck ist, eine persönliche Beziehung und Vertrauen aufzubauen - und nicht, Details zu besprechen. Personen mit einem größeren Planungsanspruch empfinden es manchmal als chaotisch, wenn Dinge nicht detailliert vorausgeplant werden. Gleichzeitig ermöglicht dieser Ansatz aber auch mehr Flexibilität, falls sich während der Umsetzung eines Projekts die Umweltbedingungen ändern.

Respekt für bestimmte Hierarchien
Für viele Deutsche stellt es ein Paradoxon dar, dass im Berufsleben auf der einen Seite informelle Umgangsformen herrschen (Körperkontakt, Duzen auch mit dem Vorgesetzten etc.), auf der anderen Seite aber in vielen Unternehmen eine klare Verteilung von Macht und Respekt für die bestehenden Hierarchien besteht. Dies trifft v.a. für Familienbetriebe und KMUs zu. Spanische Arbeitnehmer stellen ihren Vorgesetzten selten in Frage, und treffen kaum eine Entscheidung, ohne sich mit dem Vorgesetzten zu besprechen.

Bedeutung des Schaffens einer Vertrauensbasis
Für Spanier ist es wichtig, mit dem Geschäftspartner ein persönliches Verhältnis und Vertrauen aufzubauen, bevor sie mit der Arbeit beginnen. Die Trennung von Berufs- und Privatleben ist weniger ausgeprägt als z.B. in Deutschland und es ist üblich, im Geschäftsalltag auch über Themen zu sprechen, die nichts mit der Arbeit zu tun haben. Ohne eine persönliche Vertrauensbasis wird die Zusammenarbeit extrem erschwert. Faktoren wie Small Talk über für die Arbeit „unbedeutende“ Themen (Wetter, Herkunftsort, Familie), Humor, gepflegtes Äußeres und Körperkontakt (sich am Arm fassen etc.) tragen dazu bei, Vertrauen aufzubauen

“Personalisierung“ (etwas persönlich nehmen)
Viele Spanier empfinden berufliche Kompetenz und Persönlichkeit als Einheit. Jegliche Aussagen über ein Arbeitsprodukt oder eine Idee können als persönliche Kritik oder persönliches Lob interpretiert werden. Die Aussage „Nimm es nicht persönlich“ ist somit weniger angebracht. Direkte Kritik kann den spanischen Geschäftspartner verletzen und beleidigte Reaktionen hervorrufen (vgl. die Aussage eines interviewten Spaniers: “Una negociación la derivamos hacia una confrontación si nos sentimos atacados.“). Negatives Feedback sollte daher nur indirekt und unter vier Augen gegeben werden.

Der Umgang mit Zeit
Während es in Deutschland für viele ein Ideal darstellt, sich jeweils auf eine Sache voll zu konzentrieren, und Aufgaben nacheinander abzuarbeiten („eins nach dem anderen“), erledigen Spanier häufig mehrere Dinge gleichzeitig. Unterbrechungen sind normal und werden, wenn sie ein gewisses Maß nicht überschreiten, nicht als unhöflich angesehen (vgl. z.B. die Frequenz, mit der während Meetings ein Anruf auf dem Handy entgegengenommen wird). Uhrzeiten für Meetings gelten meist als ungefähre Richtlinien. Das Gleiche gilt für Tagesordnungspunkte, von denen auch abgeschweift werden kann. Diese Kombination führt oftmals zu langen Meetings und allgemein langen Arbeitstagen.

Comentarios (0) :

Comentar artículo
Archivo de artículos
  • 11.10.2023 [Comentarios: 0]

    Der Barcelona International Community Day feiert sein zehnjähriges Bestehen

    Diese vom Stadtrat von Barcelona organisierte Initiative findet am Samstag, den 28. Oktober im Museu Marítim von Barcelona statt. Diese Veranstaltung hat sich zum wichtigsten Willkommens- und Anlaufpunkt für ausländische Fachleute entwickelt, die neu in der Stadt sind, aber auch zu einem Ort der Information, des Vergnügens, des Networking.. más

  • 07.10.2022 [Comentarios: 0]

    Der Barcelona International Community Day bringt erneut die internationalen Talente der Stadt zusammen

    Diese vom Stadtrat von Barcelona organisierte Initiative findet am Samstag, den 22. Oktober im Meeresmuseum statt. Der Eintritt ist frei und Sie können sich online auf der Website der Veranstaltung registrieren: barcelona.cat/internationalcommunityday. Sie fühlen Barcelona, Sie machen Barcelona ist das Motto des Barcelona International C.. más

  • 11.11.2021 [Comentarios: 0]

    5 Coworking Spaces in Barcelona mit dem gewissen Extra

    Wohl noch nie zuvor waren Coworking Spaces so angesagt wie in diesen Zeiten. Die immer weiter verbreitete Möglichkeit des mobilen Arbeitens eröffnet viele Freiheiten, bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich. Denn nicht jeder oder jede ist dafür gemacht, von zu Hause aus zu arbeiten und möchte nicht auf den sozialen Austausch am .. más

  • 27.09.2021 [Comentarios: 0]

    Wir feiern wieder den Barcelona International Community Day, wichtiger Treffpunkt internationaler Talente

    Auf dem großen Treffen der internationalen Community im Museu Marítim stellen sich erneut die internationalen Talente Barcelonas ein. Unter dem Motto „Back to (net)work!“ bietet dieses Treffen einen Raum für Wiederbegegnung und Networking. Am Samstag, den 23. Oktober findet die 7. Ausgabe des Barcelona International Community Day statt. .. más

  • 31.05.2021 [Comentarios: 0]

    Eine verlorene Generation: Zahlen zur Jugendarbeitslosigkeit in Spanien

    Als wäre die junge Generation noch nicht genug die letzten Jahre gebeutelt worden; Wirtschaftskrisen, strukturelle Veränderungen, Fehlanpassungen des Arbeitsmarktes. Seit Jahren ist die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien hoch. Vor der Eurokrise (ab 2010) lag sie schon über 20%, vor der Corona-Krise bei über 30%. Während der Corona-.. más

  • 02.03.2020 [Comentarios: 0]

    El sereno, der Nachtwächter Spaniens

    "Serenooooo, clap,clap, clap!" Bis in die späten siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts war die Figur des Serenos (Nachtwächter) und seine nächtlichen Rufe nach ihm in den Hauptstädten der Provinzen in Spanien sehr verbreitet. Für viele sind die Nachtwächter noch heute Teil ihrer Kindheitserinnerungen. Der Sereno war der Wächter, .. más

  • 18.11.2019 [Comentarios: 0]

    Spanien auf dem 4. Platz in der Rangliste der besten Länder für Expatriates

    Die Schweiz steht an erster Stelle, während Singapur in der von HSBC veröffentlichten Jahresstudie auf Platz zwei zurückfällt. Spanien ist das viertbeliebsteste Land, in dem Expatriates, die von ihren Unternehmen für eine Zeit ins Ausland entsandt werden, leben und arbeiten. Dies ist das Ergebnis der jährlichen HSBC-Expat-Studie. Das ist.. más

  • 07.05.2019 [Comentarios: 0]

    Das Paradox des spanischen Arbeitsmarkts - Jungendarbeitslosigkeit

    Studien sagen voraus: Rund die Hälfte der hochqualifizierten Arbeitsplätze in Spanien wird in Zukunft unbesetzt bleiben. Die Generation, die in zehn Jahren in den Arbeitsmarkt eintritt, erhält keine entsprechende Bildung um vor den Anforderungen hochqualifizierter Jobs zu bestehen. Bis zu 104.000 freie Stellen wird es bis 2028 geben. .. más

  • 11.12.2017 [Comentarios: 0]

    Madrid und Barcelona verhandeln mit „Uber“ und „Cabify“ über eine neue Lizenz

    Madrid und Barcelona planen eine spezielle, zweite Lizenz für Mietwagen mit Fahrer, wie der Service von „Uber“ und „Cabify“ häufig offiziell genannt wird. Auf diese Weise hoffen die Städte eine der wichtigsten Forderungen der regulären Taxifahrer zu erfüllen, denn diese hatten Ende November für 24 Stunden gestreikt, und in diesem.. más

  • 02.03.2015 [Comentarios: 1]

    ¡Bienvenidos! Der Deutsche Gewerkschaftsbund bietet Hilfe für Spanier in Deutschland

    Über die spanische Wirtschaftskrise und die damit verbundene Arbeitslosigkeit ist in den vergangenen Jahren reichlich geschrieben worden: Fast 26 Prozent der Spanier im erwerbsfähigen Alter hatten Ende 2014 keine Arbeit, bei den 15- bis 24jährigen sind es ohne Studenten und Schüler sogar 53,5 Prozent, was grossen Anlass zur Sorge gibt... más