SERIE: Der spanische Bürgerkrieg

20.04.2009 - Clementine Kügler 

Der Bürgerkrieg war ein zutiefst traumatisches Ereignis, das bis heute in der spanischen Gesellschaft nicht endgültig überwunden scheint. Den Bemühungen vieler Angehöriger, über den Verbleib ihrer erschossenen und verschwundenen Familienmitglieder Auskunft zu erhalten, wird erst in den letzten Jahren mit dem Öffnen von Massengräbern entsprochen. Die Regierung Zapatero versucht mit dem Gesetz zur historischen Erinnerung 70 Jahre nach dem Bürgerkrieg, einige der von der Franco-Diktatur, aber auch den demokratischen Regierungen danach fortgeschriebenen Ungerechtigkeiten zu korrigieren.

Viele Filmemacher und Schriftsteller setzen sich in den letzten zwanzig Jahren mit dem Bürgerkrieg und der anschließenden Franco-Diktatur auseinander. Natürlich herrschte schon lange keine Zensur mehr, doch offensichtlich brauchte es eine Generation, bis über die Ereignisse offen gesprochen werden wollte. Erst in den letzten Jahren wurden noch einmal Denkmäler – etwa die Reiterstatue Francos vor dem Eingang der Nuevos Ministerios – entfernt, werden Straßennamen, die treue Versallen Francos ehren, ersetzt. Für alle republikanischen, „roten“ oder schlicht demokratischen Spanier müssen die „Plazas del Caudillo“, die noch heute in manchen Dörfern Franco gedenken, eine Erniedrigung bedeuten, ebenso wie das Valle de los Caídos, das angebliche Mahnmal aller Gefallenen im Bürgerkrieg und Grab Francos.

Als sich am 18. Juli 1936 die Militärs unter dem General Francisco Franco gegen die demokratisch gewählte Regierung der in chaotische Zustände geratenen Republik erhoben, handelte es sich nicht um einen weiteren raschen Staatsstreich. Es brauchte drei Jahre eines grausamen Bürgerkriegs, bis die putschenden Militärs siegten. Einige Historiker sehen darin einen Beweis für die Unfähigkeit Francos als militärischer Führer: die langfristige Überlegenheit an Ausrüstung und Organisation der Nationalen Front, also der aufständischen Militärs, hätte eine schnelleren Ausgang nahegelegt.

Die auf der republikanischen Seite organisierte „Volksfront“ war weniger gut organisiert und hatte nach dem von Frankreich und England unterzeichneten Nichteinmischungspakt deutlich weniger Nachschub an Waffen, während die faschistisch regierten „Nachbarn“ Deutschland und Italien Franco unterstützten. Die Sowjetunion unterstützte die republikanische Seite zumindest bis 1938. Der spanische Bürgerkrieg wurde somit zu einem Versuchsfeld für den Zweiten Weltkrieg, in den sich Spanien dann allerdings nicht hineinziehen ließ.

Die Internationalen Brigaden setzten sich mit 60 000 Kämpfern ein für die Republikaner. Ihre Sympathisanten – u.a. Ernest Hemingway, George Orwell, Willy Brandt, Bertolt Brecht, Anna Seghers – trugen als Berichterstatter und Fotografen den Konflikt an eine große internationale Öffentlichkeit.

Die Franco-Truppen eroberten gegen teilweise erbitterten Widerstand nach und nach das ganze Land. Die Regierungstruppen konnten nur Valencia, Katalonien und Madrid bis fast zum Schluss verteidigen. Katalonien fiel in den ersten beiden Monaten 1939, Madrid am 28. März und Valencia einen Tag später – damit war der Bürgerkriegssieg der Nationalen Front entschieden. Mit der offiziellen Siegeserklärung Francos am 1. April 1939 wurde die Republik als Staatsform abgelöst durch die Diktatur – und diese blieb bis zum Tod Francos 1975 erhalten.

Für die Spanier bedeutete der Bürgerkrieg Hunger, Not, Exil (vor allem nach Iberoamerika) oder innerhalb der Familien und Gemeinden oftmals Verrat und Abrechnung vergangener Zwistigkeiten. Die Kerbe, die Familien in rote und nationale Mitglieder spaltete, dürfte am schwersten zu überwinden sein: die beiden Spanien, das reaktionäre und das liberale, bezogen sich nicht mehr auf die sozialen Schichten, sondern taten sich in ein und derselben Familie mit Verschuldung oder Duldung von Todesopfern auf.

Die Zahlen der Toten im Krieg könnten um 220 000 liegen, hinzu kommen die Opfer der anschließenden Diktatur. Auf mindestens 150 000 in Massengräbern verscharrte Opfer (darunter der Dichter García Lorca) kommt die im Jahr 2000 gegründete Asociación para la Recuperación de la Memoria Historica (ARMH). Den Stimmen derjenigen, die darauf drängen, die Toten ruhen zu lassen, stehen diejenigen gegenüber, die für eine längst fällige Klärung der historischen Ereignisse eintreten.

Comentarios (0) :

Comentar artículo
Archivo de artículos
  • 26.04.2024 [Comentarios: 0]

    Chiquito de la Calzada: Die unvergessliche Legende des spanischen Humors

    Mit seinem einzigartigen Stil und seinem unverkennbaren Lachen eroberte Chiquito de la Calzada die Herzen von Millionen von Menschen in Spanien und auf der ganzen Welt. Der am 28. Mai 1932 als Gregorio Esteban Sánchez Fernández in Málaga geborene Komiker hinterließ ein bleibendes Erbe in der Welt des Humors und der Unterhaltung. Sein .. más

  • 19.04.2024 [Comentarios: 0]

    Die köstliche Welt der Valencianischen Fideuà, eine kulinarische Reise durch Spaniens Küche

    Die Valencianische Fideuà ist ein köstliches Gericht, das tief in der reichen kulinarischen Tradition Spaniens verwurzelt ist. Diese einzigartige Spezialität stammt aus der Region Valencia an der östlichen Küste Spaniens und ist eng mit der berühmten Paella verwandt. Doch während Paella Reis als Hauptbestandteil verwendet, wird Fideuà mit.. más

  • 12.04.2024 [Comentarios: 0]

    Die Wallfahrt von El Rocío: Eine Einführung in eine Tradition voller Spiritualität und Folklore

    Die Romería – Wallfahrt - "El Rocío" ist zweifellos eine der faszinierendsten und lebendigsten religiösen Wallfahrten in Spanien. Jedes Jahr strömen Hunderttausende von Pilgern und Pilgerinnen aus verschiedenen Teilen Spaniens und sogar aus der ganzen Welt in das kleine Dorf El Rocío in der Provinz Huelva, Andalusien. Diese massive Pilger.. más

  • 05.04.2024 [Comentarios: 0]

    Burgen und Schlösser: Die Burg von Segovia – historisches Juwel in Kastilien und León

    Die Burg von Segovia, in Spanisch “El Alcazár de Segovia”, ist eine mittelalterliche Festung auf einem Hügel am Rande der Stadt Segovia, etwa 90 Kilometer nordwestlich von Madrid. Die Burg wurde im 12. Jahrhundert auf den Ruinen einer römischen Festung errichtet und diente lange Zeit als Königspalast und Festung. Heute ist sie eine der am.. más

  • 25.03.2024 [Comentarios: 0]

    Die Vielfalt der Osterfeierlichkeiten in Spanien: Ein Blick auf einzigartige Traditionen

    In den Grundfesten des christlichen Kalenders steht das Ereignis der Passion, des Todes und der Auferstehung Jesu von Nazareth, das zur Feier der Osterwoche führt. Dieses katholische Fest beginnt am Palmsonntag und endet mit dem Osterfest. Die Auferstehung Jesu wird am Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlingsäquinoktiums gefeiert... más

  • 29.02.2024 [Comentarios: 0]

    Frühlingserwachen in Murcia: Blütenpracht und Klimaextreme

    Im malerischen Hinterland der Region Murcia im sonnigen Süden Spaniens entfaltet sich im Februar ein beeindruckendes Schauspiel der Natur. Ein Meer von Farben, von zartem Rosa über leuchtendes Pink bis hin zu strahlendem Weiß, breitet sich über die Landschaft aus. Millionen von Mandel-, Pfirsich- und Aprikosenbäumen erblühen und.. más

  • 12.01.2024 [Comentarios: 0]

    Matilde Ucelay Maortúa: Pionierin der Moderne in der spanischen Architektur

    Die Welt der Architektur hat viele beeindruckende Persönlichkeiten hervorgebracht, doch eine herausragende Figur ist zweifellos die spanische Architektin Matilde Ucelay Maortúa. Sie zeichnet sich besonders aus, da sie die erste Architektin Spaniens war.ElternhausMatilde Ucelay Maortúa wurde am 31. Januar 1912 in Madrid geboren. .. más

  • 03.01.2024 [Comentarios: 0]

    Die Vertikale Vielfalt: Bouldern und Klettern in Barcelona

    Barcelona ist nicht nur für seine kulturelle Vielfalt und atemberaubende Architektur bekannt, sondern bietet auch zahlreiche Möglichkeiten für Kletter- und Boulder-Enthusiasten. Die Popularität des Kletterns hat in den letzten Jahren zugenommen, nicht zuletzt aufgrund des Erfolgs spanischer Kletterer bei den Olympischen Spielen. Die in .. más

  • 21.12.2023 [Comentarios: 0]

    Der köstliche Geschmack nach Weihnachten von Spanien: Traditionelle Polvorones

    Spanische Polvorones sind ein delikates Gebäck, das die festlichen Tafeln während der Weihnachtszeit in Spanien bereichert. Diese zarten, mürben, leicht bröseligen Kekse sind nicht nur ein Genuss für den Gaumen, sondern auch ein Symbol für die festliche Tradition des Teilens und der Freude. Sie bestehen aus wenigen Zutaten und können gut .. más

  • 15.12.2023 [Comentarios: 0]

    El Olentzero und Mari Domingi: Einzigartige Weihnachtstraditionen im Baskenland

    Während die meisten Menschen weltweit den Weihnachtsmann erwarten, hält das Baskenland an einer einzigartigen und faszinierenden Tradition fest – der Olentzero. Gemeinsam mit Mari Domingi besucht er in der Nacht des 24. Dezembers die Häuser des Baskenlandes, um Geschenke für die Kinder zu bringen. Diese festliche Zeit ist von Ritualen, Um.. más