NUTZWERT: 11. September Diada de Catalunya

11.09.2014 - Rafael Heberling / Barcelona für Deutsche 

Bereits am Mittwoch, den 10. 9. stehen zahlreiche Festakte mit der sogenannten "Weißen Nacht" bevor. Festakte mit Musik, Tanz, Theater in den Stadtvierteln von Ribera, Gótic und im Park der Ciutadella. Mittwoch, 10.9.2014 Ab 21:00 Uhr. Am 11. September wird zunächst mit einem Konzert in der Sta Maria del Mar Kirche (der Namensgeberin für das Entdeckerschiff des Kolumbus, Sta. Maria), Das Parlament und der Palast der Generalitat haben Tag der offenen Tür und überall wird gefeiert.  Dabei ist der Anlaß eigentlich gar nicht so lustig: vor genau 300 Jahren verloren die Katalanen ihre demokratischen Privilegien.

Schon 300 Jahre wird jetzt der Dominanz und Unterdrückung werden als Folge der spanischen Erbfolgekriege gedacht und "gefeiert".Die Erbfolgekriege, die zwischen 1701 und 1714 duch Europa tobten. Der Habsburger Karl II. war kinderlos und drei Anwärter stritten um den spanischen Thron. Die spanischen Niederlande und Flandern kämften zusammen mit den Engländern und Katalanen gegen die französische Allianz, zu der auch das Kurfürstentum Köln und Braunschweig-Wolfenbüttel gehörten. Das damals kurkölnische Kaiserswerth (heute Düssel-Dorf) wurde belagert und fast völlig zerstört.

Auch in Spanien rasselten vielerorts die Säbel. Phillip II, ein Burbone, also Franzose, leitete seine zahlenmäßig zehnfach überlegene Armee schließlich in die finale Schlacht um Barcelona, wo nur knapp 4.000 Verteidiger an der Seite der Habsburger-Dynastie kämpften und etwa 40.000 Söldnern der Burbonen gegenüber standen. Die französischen Kanonenschiffe schossen vom flachen Hafen aus in Borne-Ribera die Mauer mit Mastbrechern nieder, überrannten die Stadt und radierten das hafennahe Viertel bis auf die Grundmauern aus. Am 11. September 1714, so erzählt man, mussten die katalanischen Kaufleute zum Teil ihre Häuser und Geschäfte selber einreißen oder niederbrennen, weil man hier den Platz angeblich für eine "Zitadelle" brauche. Eine solche wurde erst zur Weltausstellung 1888 gebaut und beherbergt heute das Zoo-Museum.

Dieser Tag des schmählichen Verlustes ist heute der Gedenktag Kataloniens.

Der Burbonen- König hat sich bitterlich gerächt. Er mochte die Katalanen nicht. Der Verlust der seit dem Mittelalter gewährten demokratischen Priviliegien war die Folge, selbst die Sprache wurde maginalisiert. Die Folgen sind bis heute spürbar und gipfeln in gewagten Separations-Anstrengungen.

Auf den Trümmern entstand 1878 wieder Leben in Form einer Jugenstil-Markthalle. Der Architekt hiess Antoni Roviera i Trias (Trias heisst der aktuelle OB von Barcelona).

Bis 1971 war dies der zentrale Marktplatz Barcelonas, bis die eisernen Säulen und Pferdchen, die die Halle trugen so verrostet waren, dass man die Halle wegen Einsturzgefahr schliessen musste. Mehrere Etappen von Restaurierung und Stillstand wurden auch durch eine Menge historischer Funde verursacht, die man hier bei den Bauarbeiten entdeckte. Am Ende nach 12 Jahren Restauration für gut 84 Millionen Euro (und 1,2 Mio jährlichem Unterhalt) kann man ab dem Feiertag 11. September 2013 wieder in die Halle hinein und in kleinen Gruppen (vorher reservieren!, 20-25 Personen) durch die alten Gassen des 18. Jahrhunderts geführt werden. Ein Bürgerzentrum zur Dokumentation der katalanischen Geschichte ist aus dem Markt geworden.

Die Renovierung hat eine Menge Nachteile mitgebracht: der einsitge Flair des 19. Jahrhunderts ist aus dem Viertel abhanden gekommen, die schattenspendenden Bäume sind Beton-Verbund-Pflaster gewichen und 370 Anwohner-Parkplätze sind verschwunden. Der Charme eines Gründerzeit-Viertels ist einem Polit-Erlebnispark in Beton gewichen. Das passiert, wenn Buchhalter und Politiker "kreativ" werden.

Ansonsten ist auch wieder eine Menge los in der Sadt und Umgebung: Fackelzüge in Calella, Figueres, Gavà, Girona, Lleida, Manresa, Mataró, Mollerussa, Olot, Reus, Rubí, La Seu d'Urgell, Ribes de Freser, Santa Coloma de Farners, Terrassa, Tortosa o Vic am 10. September nachts.

Am 11. Sep  öffnet der Palau de la Generalitat die Pforten für inen Tag der offenen Tür zwischen 10:00 und 18:00 Uhr (Fotoapparat nicht vergessen! Ein traumhafter Marmor-Innenhof mit Orangenbäumen, Design aus dem 11. Jahrhundert bis zu Versammlungssälen aus der Neuzeit, gestaltet vom erst kürzlich verstorbenen Künstler Tápies…)

Gegen 11.30 starten die Zeremonien am Brunnen der "Zitadelle" (die ja erst als Attraktion zur Weltausstellung 1888 gebaut wurde…) im gleichnamigen Park und auch das Parlaments-Gebäude ist fürs Publikum zur Besichtigung freigegeben (herrlicher Palast aus dem 19. Jahrhundert und unvergleichlicher Pracht). Auch bis 18:00 Uhr.

In diesem Sinne: sprecht an diesem Tag besser Katalan oder Englisch (auch Deutsch) aber kein Spanisch und habt viel Spass an den viele Aktivitäten in den Gassen der Altstadt! Fast alles für "umme", wie man im Dialekt so schön sagt.

Mehr infos über:
cultura.gencat.cat

tricentenari.gencat.cat

timeout.com/barcelona/

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