Ich liebe Lufthansa

18.04.2011 - Stefanie Claudia Müller - scm communication 

Andere lieben Lebensmittel, ich liebe Lufthansa. Und ich sag das nicht, weil Lufthansa bei uns wirbt. Ich bin mit Lufthansa schon überall hingeflogen und auch mit vielen anderen Airlines, bin ein Vielflieger. Aber nirgendwo hat man mich besser geflogen als beim Kranich. Lufthansa ist für mich, was vielleicht der El Corte Inglés für die Spanier ist. 

Das Unternehmen ist für mich Sinnbild für alles Positive, was ich mit Deutschland verbinde: seit neuestem Service-Orientierung; nette, natürliche Frauen und Männer, Sicherheit, gutes Preis-Leistungsverhältnis, Pünktlichkeit, einfach, sauber, gut.
Ich will hier wirklich keine Werbung machen. 

Aber wer beruflich viel reisen muss, der könnte so einige Airlines wirklich verfluchen. Auf meiner Hassliste stehen ganz oben Ryanair und Easyjet und auch Iberia. Schon allein wegen der Beinfreiheit. Selbst bei Langstreckenflügen mit Emirates kann man als Person mit einer Größe von über 1.70 cm wirklich Beinkrämpfe kriegen. Es sollte verboten werden, Menschen so einzupferchen wie Tiere (und auch Tiere, also genauer gesagt Hühner sollte nicht so eingepfercht werden). Und wir bezahlen auch noch dafür, so eine Tortur durchzumachen.

Bei Lufthansa von Madrid nach Frankfurt habe ich nicht nur Beinfreiheit ich werde von ehrlich nett lächelnden Stewardessinnen bedient, die man nicht nach Schönheit, sondern scheinbar nach Können ausgewählt hat. SIe haben sehr gute Sprachenkenntnisse, so dass man im Ernstfall auch als Araber oder Franzose hoffen kann, dass sich jemand mit einem verständigen kann. Japaner, die zu spät an Bord kommen, lächeln sie verständnisvoll an. Bei Ryan Air wäre die Flugzeugtür schon lange zu gewesen. 

Bei Lufthansa von Frankfurt nach Madrid bietet die nette Bedienung Gratisessen und sogar Wein an, als ich ablehne, lächelt mich das junge Mädchen an und sagt: “Aber versuchen Sie doch mal unseren Wein.” Sie holt eine komplette Flasche hervor, gießt ein wenig ein und fragt: “Probieren Sie!” Ich muss lachen: “Bin ich hier wirklich in der Economy Class.” Das Mädchen lacht auch, sie ist sympathisch. Hätte ich Flugangst, wäre mir gleich besser. “Nein, wir haben das so gelernt,” sagt sie. Sie hat das also gelernt, Flugbegleiterin zu sein. Ich nehme ein Glas Wein und auch das Essen. Das Mädchen hat mich überzeugt. 

Bei den Billigfliegern hat das sicher niemand gelernt. Bei Easyjet können sie nur Lose und komische rauchlose Zigaretten verkaufen. Bei Ryan Air spricht das Personal oft noch nicht einmal ordentlich englisch. Da muss man immer nur beten, dass es nie zum Ernstfall kommt. Zudem liegt bei Lufthansa immer zu meinen Füssen DIE ZEIT, die FAZ, die Süddeutsche, das Handelsblatt.. alles gibt es vor dem Start umsonst.., auch Wallstreet Journal und FT. Ich liebe auch gute Zeitungen..  

Eigentlich ist Lufthansa die beste Waffe gegen den deutschen Discount-Kult. Wenn man für 100 Euro von Madrid nach Frankfurt fliegen kann, keine Gewichtsrestriktionen beim Gepäck hat und dann auch noch relativ gutes Essen bekommt, dann merkt man, dass man bei Ryan Air und Konsorten nur drauf zahlt: Es fängt an beim Zahlen, mit Kreditkarte kostet es was, bis zu 30 Euro.... Dann das Gepäck, das Essen, zeitweise mußte man sogar die Klonutzung bezahlen...

Da lob ich mir die Marke. Sonst bin ich kein Markenfan, aber im Flugzeug ist es echt etwas anderes. Lufthansa liebe ich, weil da für mich wirklich Mehrwert dahinter steckt. Vor allem, weil ich immer so zerstreut bin und sie sogar dafür Abhilfe haben: just common sense. Ich vergaß auf dem Rückflug nach Madrid eine Plastiktüte mit meinem Reisepass im Flugzeug. Merke es, Gott sei Dank, bereits fünf Minuten nach dem Ausstieg, bin aber schon in der Willkommenshalle und finde den Weg zurück nicht mehr. 

Man bietet mir beim Infoschalter in Barajas komplizierte Lösungen an, unter anderem am nächsten Tag zu Lost & Found zu gehen. Ich entscheide mich für eine praktische und gehe zurück zur Kofferabfertigung, da ist nur Swiss Air, aber eine Lufthansa-Tochter. Ich erkläre der Frau dort, dass sie gerade dabei sein müssen, das Flugzeug zu reinigen und vielleicht kann sie ja mal hin. Und ich liebe es, wie sie reagiert: “Ich rufe einfach an und die sollen die Tüte dann übers normale Koffer-Band schicken”, sagt die Frau und ich könnte sie abknutschen. Drei Minuten später habe ich Tüte, alles ist drin: Gummibärchen, Der Spiegel und mein Reisepass..

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