Portugals Pleite und Spanien

03.04.2011 - Stefanie Clauda Müller - SCM Communication 

Staaten können nicht pleite gehen, aber sie können in die Pleite spekuliert werden. Wir haben das jetzt schon mehrfach gesehen. Aber natürlich könnte nicht spekuliert werden, wo nicht schon vorher schwere Fehler gemacht wurden.

Portugals Regierung hat falsch gewirtschaftet, Daten geschönt und dem Premier werden Korruption, Erpressung, Abhören von Journalisten und andere kriminelle Machenschaften vorgeworfen. Noch ist er nicht angeklagt, weil er noch im Amt ist. Aber das dicke Ende wird hier wohl noch kommen.

Spanien leidet unter dem Untergang Portugals, kann sich aber wahrscheinlich retten, weil Zapatero ein anderer Schlag von Politiker ist. Zwar werden auch hier Zahlen geschönigt, aber zumindest scheint er sich nicht persönlich zu bereichern. Der spanische Sozialist scheint einer der wenigen Politiker zu sein, die noch Werte und Ethik besitzen. Vielleicht ist er deswegen so ein schlechter Führer, auch wenn das zynisch erscheinen mag und sicher für viele Proteste auf diesem Portal sorgen wird.

Spanien ist nicht Portugal und hat deswegen durchaus Chancen, aus der iberischen Krise heil herauszukommen. Spanien hat Unternehmen die Weltklasse sind und sollte sich endlich richtig vermarkten. Deswegen war es richtig, dass Zapatero die Großunternehmer vor ein paar Tagen zusammengetrommelt hat. Das Land muss jetzt Einheit zeigen, die Opposition sollte vernünftig werden und sich nicht auch noch an dem Spekulieren gegen das eigene Land beteiligen. Spanien hat soviel zu bieten, nicht nur Strand und Tourismus und Parties, sondern gute Dienstleistungen und Produkte und vor allem Talent.

Spanien ist zum Beispiel das Land, in dem am meisten Organe verpflanzt werden und ist weltweite Referenz in diesem Bereich. Telefonica ist zudem die Nr.1 der Welt, was die Anzahl der Kunden betrifft – China ausgenommen. Santander ist die fünftgrößte Bank der Welt, Inditex der zweitgrößte Textilhersteller und Iberdrola hat weltweit am meisten Windenergieanlagen installiert. Das alles sollte die Spanier stolz machen, nicht nur Oliven, Jamón und Ferran Adria.

Die EU kann sich keine Rettung Spaniens leisten und das Land braucht auch keine, weil es derzeit auf Hochtouren arbeitet, um alle verpassten Reformen, Finanzsystemfehler und unternehmerischen Fehlentscheidungen im Eiltempo auszubessern. Spanier machen normalerweise immer alles in der letzten Minute, aber sie können es noch schaffen, den Kurs umzudrehen und nicht mit Portugal nach unten gezogen zu werden.

Kommentare (0) :

Blog kommentieren
Blog-Archiv
  • 09.11.2020 [Kommentare: 2]

    Corona-Bombe

    „Kannst du Emma heute von der Schule abholen?”, erreichte mich unerwartet eine Nachricht von Emmas Vater Hugo, als ich erst gefühlte fünf Minuten im Büro war und noch nicht einmal ansatzweise ein Viertel meiner täglichen Festivalarbeit erledigt hatte.. Blog weiterlesen

  • 05.10.2020 [Kommentare: 0]

    Klassengesellschaft

    Neulich saßen wir mit unserem diesjährigen Festivalteam, das aus Luis, mir und drei Praktikanten besteht, in der Pause wieder in unserem Stammcafé in Alcalá, San Diego Coffee Corner, ein modernes Lokal an einer der Ecken der zentralen Plaza de los Ir.. Blog weiterlesen

  • 03.06.2020 [Kommentare: 0]

    Die Suche nach den Schuldigen

    Jetzt weiß ich, wieso ich während der Quarantäne nach Jahren endlich wieder gut und fest schlafen konnte, der Geräuschpegel war zehn Wochen lang deutlich niedriger. Am ersten Freitag in Phase 1 war wieder einiges los auf den Straßen Montecarmelos... Blog weiterlesen

  • 26.04.2019 [Kommentare: 0]

    Spanien bringt mich in Versuchung

    Schon seit fast einem Jahr bin ich zur vegetarischen Ernährung übergegangen, aus ethischen und ökologischen Gründen. Das heißt, ich versuche es zumindest. Mir war schon bewusst, dass es in Spanien etwas schwieriger werden würde – aber, dass ich so.. Blog weiterlesen

  • 04.02.2019 [Kommentare: 0]

    Die Chinos – eine Welt für sich

    Als ich neulich mit einer Freundin von Zuhause telefonierte, erwähnte ich beiläufig den Chino in meiner Straße. “Chino?” fragte sie. Ach ja – die Chinos haben wir ja in Deutschland gar nicht. Doch wie beschreibt man dieses “Phänomen” am besten? Die.. Blog weiterlesen

  • 14.01.2019 [Kommentare: 0]

    Es ist nie zu spät!

    Immer wieder die gleiche Diskussion: “¡A las 7 de la tarde no se cena!” – Um sieben Uhr nachmittags isst man noch kein Abendessen! “Ich hab aber jetzt schon Hunger!” “¡Es porque has comido hace horas!” - Du hast ja auch schon vor ‘ner Ewigkeit .. Blog weiterlesen

  • 08.08.2018 [Kommentare: 0]

    Im deutschen Exil – ganz scharf

    Manchmal lebt unsere Familie ja das deutsch-spanische Kauderwelsch. In sämtlichen Belangen. Sei es, dass der Nachwuchs sprachlich spanische Dörfer für mich auffährt: Papa, kannst Du mir endlich die Kuchenfarben bringen?? Was, wie?! [Papa sucht.. Blog weiterlesen

  • 04.07.2018 [Kommentare: 0]

    Von der WM zur Ahnenforschung

    Nach dem Ausscheiden der deutschen und nun der spanischen Nationalmannschaft wird es natürlich für unsere deutsch-spanische Familie ganz schwierig mit dem Weiterfiebern. Doch die Jungs halten ganz gut mit. Zu EM 2016-Zeiten nach dem Aus der Deutschen.. Blog weiterlesen

  • 27.11.2017 [Kommentare: 0]

    Rosamunde Pilcher im spanischen Fernsehen

    Als ich einmal an einem Nachmittag am Wochenende wahllos durch das spanische Fernsehprogramm zappe, werde ich plötzlich stutzig: Sind das nicht deutsche Schauspieler da auf dem Bildschirm? Heißt das etwa, dass ich mir gute deutsche Filme im.. Blog weiterlesen

  • 16.10.2017 [Kommentare: 0]

    Pendeln im Fernzug

    Es ist 06:42 Uhr und der Fernzug AVANT setzt seine Fahrt in Richtung Madrid nach einem kurzen Aufenthalt in Ciudad Real fort. Er ist fast komplett ausgebucht, aber von Chaos bei der Sitzplatzsuche keine Spur. „Wie praktisch! Ich muss ja gar nicht um.. Blog weiterlesen