Flirten mit Deutschen und Spaniern

02.02.2010 - Ana Martin Esteban, Erasmus-Studentin in Deutschland - übersetzt von Lara Ruf  

Es ist schwer, nicht die Vorstellung von Deutschen zu haben, dass alle groß, blond, blauäugig und ein bisschen arrogant, sind. Umgekehrt pflegen die Deutschen über Spanier zu denken, dass diese temperamentvoll, voreilig und in einem anhaltenden Stadium von Freude und Party sind.

Man muss sich nur die Werbeschilder von Mallorca an den deutschen Bus-Haltestellen ansehen: Während du starr vor Kälte wartest, fantasierst du über Paradiese, wo die Menschen strahlend vor Freude, halbnackt am Strand liegen, während sie etwas trinken, das Sangria zu sein scheint. Aber haben diese Verallgemeinerungen etwas mit dem Flirtverhalten zu tun? Verhält sich der zwei Meter große Blonde genauso wie der dunkelhaarige Torero? Und die Spanierin mit dem Flamenco-Kleid?

In einem europäischen Ranking des Autoherstellers Daewoo über die größten Anmacher landeten die Deutschen auf den vorletzten Platz, dahinter die Engländer.
Die Realtität scheint recht zu geben. Die Flirttaktik der Deutschen ist eher langsam und wenig effizient. Sie halten vor allem Blickkontakt, was man manchmal mit dem Starren eines Irren verwechseln könnte. Das ungezwungene Annähern und das Freilassen von spontanen Ideen ist wenig üblich.

Interaktion zwischen Gruppen sieht man auch nicht viel, weil die meisten eher mit zwei oder drei Freunden ausgehen und nicht mit einer größeren Gruppe. Definitiv ist der Umgang ziemlich kalt. Trotzdem ändert sich die Sache, wenn du beispielsweise spanisch bist. Obwohl sie ein stereotypes Bild von uns haben, rufen wir wahre Faszination in ihnen hervor. Viele denken von den über vierzig Millonen Menschen in Spanien, dass man keinen trifft, der nicht katholisch ist, dass wir alle viele Kinder haben, dass wir alle tanzen können wie Shakira oder Chayanne, dass wir einen Herzstillstand erleiden, wenn wir unsere Siesta nicht machen und dass wir leidenschaftlich sind.

Trotz dieses schuppigen Gemisches der Attribute, die uns zustehen oder vielleicht genau deshalb, sehen sie uns wie Menschen, mit denen man eine andere Erfahrung machen kann und sofort sind sie bereit die Liste "cerveza por favor - sangria - señorita - Real Madrid... " runterzubeten. Obwohl sie keine Ahnung von Spanisch haben, gefällt es ihnen, es auszuprobieren. Manchmal sagen sie dann Dinge wie "wie sympatisch" oder "wie hübsch du bist". Dennoch hat man manchmal den Eindruck, dass sie eher eine Befragung machen als zu flirten.

Die deutschen Männer wissen meist um ihre Unfähigkeit zu flirten und es sind deswegen oft die Frauen, die die Initiative ergreifen. Um die Sache zu vereinfachen hat mir ein deutscher Freund die Situation, nicht ohne eine gewisse Tragik, zusammengefasst: Kommunikation ist keine unserer Stärken, wir befürchten zu stören oder uns als lästig zu erweisen, wir brauchen genügend Bier, um das Eis zu brechen, es macht uns Angst, uns zu berühren...was für ein Drama.

Schon während des Zweiten Weltkrieg haben die Amerikaner den Deutschen die Mädchen weggeschnappt. Zwischen der Prahlerei der einen und der Zurückhaltung der anderen, war es klar, wen sie wählen. Sie waren ungehemmt und rücksichtslos, sympatisch und verführerisch, extrovertiert... während die Deutschen weiterhin versunken in ihrer Schweigsamkeit waren.

Auch Spanier erzielen in der Regel große Erfolge bei deutschen Frauen. Sie geben sich spontan, biedern sich auch manchmal an und sind stürmisch, was die meisten nicht gewohnt sind. Auf der anderen Seite sagt man, dass die Deutschen zu den treuesten Menschen der Welt gehören. Klar, nachdem, was es sie gekostet hat, ein Mädchen zu gewinnen, wollen sie sich nicht noch mal aufraffen....

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