Spanien ist anders!

04.02.2011 - Doris Oberleiter - Journalistin 

Kofferpacken für Madrid: Die Sonnenbrille muss auf jeden Fall mit, Sonnencreme ist auch ein Muss und das fünfte T-Shirt passt sicher auch noch irgendwie in den ohnehin schon übervollen Koffer. Und die Winterjacke? „Ach was, du fährst nach Spanien!“ Gut, denke ich mir, meine persönliche Pack-Beratung wird schon recht haben. Spanien liegt im Süden, logische Schlussfolgerung: Dort ist es warm und die Sonne scheint so gut wie immer. So habe ich das nebelverhangene Wien hinter mir gelassen und bin mit Sack und Pack optimistisch und gut gelaunt nach Madrid aufgebrochen.

Und dann kam die Einsicht: Spanien ist anders als man denkt. Natürlich, ich hätte es wissen müssen, Madrid liegt auf fast 700 Metern Meereshöhe. Der Sommer beginnt hier nicht im Februar. Aber mit Schnee hatte ich wirklich nicht gerechnet. Mit Temperaturen knapp unter oder über dem Gefrierpunkt sitze ich jetzt also da mit meinen T-Shirts, meiner Sonnenbrille und Sonnencreme – und friere. Abwarten und Teetrinken! Es kann schließlich nur noch wärmer werden.

Während ich nun auf den Frühling warte, sammle ich erste Eindrücke und Erfahrungen und versuche so viel wie möglich über Land und Leute zu erfahren. Die toten Könige im Kloster San Lorenzo de El Escorial habe ich bereits besucht, die erste Paella ist verspeist, Churros gekostet und das Ticket für den ersten Besuch im Estadio Santiago Bernabeu gesichert. Kein schlechter Start also.

Obwohl ich erst seit gut einer Woche hier bin, fühle ich mich schon Zuhause – eine Tatsache die aufs Neue beweist: Spanien ist anders. In Wien wird einem das Leben gerade am Beginn ganz schön schwer gemacht. An die typischen „Ungustln“, was so viel wie chronisch schlecht gelaunt bedeutet, muss man sich erst mal gewöhnen. Bis man ihnen mit Humor begegnet dauert es eine ganze Weile. Hier in Spanien sind die Menschen freundlich, hilfsbereit und herzlich. Egal ob im Bus, im Supermarkt, im Restaurant oder im Museum: Man wird freundlich begrüßt, Fragen werden auch trotz sprachlicher Schwierigkeiten gerne beantwortet und ein Lächeln gibt es fast immer als Draufgabe.

In so einem Land bleibt man gerne. Und gerne lasse ich mich auch in Zukunft vom Anderssein Spaniens überraschen!




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