Tierschutz in Spanien

14.02.2008 - Stefanie Ring - Immobilienfachwirtin 

Als ich heute Morgen aufgewacht bin, konnte ich schon vom Bett aus den blauen Himmel und die Sonne sehen. Es hätte ein richtig schöner Tag werden können…
Stattdessen klingelte das Telefon und meine Nachbarin fragte mich, ob ich schon das Protokoll der Eigentümerversammlung unserer urbanización in die Hände bekommen hätte. Für gewöhnlich erhalten auch wir Mieter eine Kopie davon. Ich verneinte und sie erzählte mir von zwei wesentlichen Protokollpunkten.

Punkt 1: Es sollte untersagt werden, dass Kinder im Gemeinschaftsgarten spielen dürfen. Dazu muss man sagen, dass das ohnehin höchst selten vorkommt. Bei uns wohnen hauptsächlich ältere, kinderlose Paare und die wenigen Kinder, die es bei uns gibt, spielen in der Regel im eigenen zum Haus gehörenden Garten. Ich war überrascht – dachte ich doch immer, dass den Spaniern Familie und Kinder über alles gehen.

Punkt 2 der Tagesordnung ist für mich ebenso wenig nachvollziehbar. Es wurde darüber beraten, wie man das Problem KATZE lösen könnte. Es gäbe EINE, die hin- und wieder durch die gemeinschaftliche Grünanlage spaziert. Diese EINE ist MEINE und eigentlich eine ganz anhängliche "Hausschmusi". Bei schönem Wetter geht sie manchmal ein Stündchen ihres Weges. Ich habe darin nie ein Problem gesehen. Sie stellt dabei ja nichts an. Nun soll sie nur wegen bloßer gelegentlicher Anwesenheit im Gemeinschaftsgarten – in dem sich sonst niemand aufhält, weil ja neuerdings auch Kinder unerwünscht sind – mit Rattengift aus dem Weg geräumt werden. (Anm.: Das Wort Rattengift stand im Protokoll lediglich zwischen den Zeilen). Ich bin entsetzt, traurig und wütend.

Leider ist dies kein Einzelfall. Auf einem meiner letzten Flüge nach Deutschland habe ich eine ältere, ebenfalls deutsche, sehr nette Dame kennengelernt, die seit 40 Jahren in Madrid lebt und sich aktiv für den Tierschutz engagiert. Sie hat mir von Hunden erzählt, die an Bäumen aufgehangen werden, so dass sie mit ihren Hinterpfoten noch leicht den Boden berühren und um ihr Leben lange aber vergeblich kämpfen, von kleinen Katzen, die in Hundezwinger geworfen werden und dort elendig sterben, von Tieren in Mülltonnen und viele traurige Geschichten mehr… Ich selbst habe seitdem ich hier lebe Einiges an Tierelend gesehen und bin entsetzt über so viel Respektlosigkeit gegenüber Lebewesen. Die Arroganz vieler Menschen ist für mich beängstigend. Dabei weiß ich, dass es auch in Deutschland und überall sonst auf der Welt Menschen gibt, die genauso denken und handeln. Und natürlich gibt es auch eine Vielzahl von außergewöhnlichen, tollen und sehr (tier-)lieben Spaniern!!! Nur das Verhältnis von "Gut und Böse" scheint hier irgendwie umgekehrt…
Ich hoffe, dass die Welt jeden Tag für alle ein bisschen besser wird.

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