Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

08.10.2013 - Michael Riebenbauer 

Früher dachte ich immer, dass Schwarzbrot, Donauinsel oder die sonntägliche „Gratis“-Zeitung die Dinge wären, die ich an Österreich am meisten vermisste. Seit dieser Woche weiß ich: Weit gefehlt, profaner Plunder, ein Hoch auf Konsumentenschutz und Arbeiterkammer! Diese Erkenntnis daher, weil wir beschlossen haben, unseren Telefon- und Internetanbieter zu wechseln.

Firmennamen muss hier nun keiner fallen, da ich den Eindruck habe, dass die Telekomunternehmen sich in ihrer Firmenpoltitik nicht wesentlich unterscheiden. Die Idee war, dies schnell zu regeln, Angebote vergleichen und wechseln. Soweit, so gut. Doch gutgläubig und blindäugig vertrauten wir. Beim Kündigen des Internetanschlusses bot uns unser alter Telefonanbieter ein wirklich gutes Angebot für unsere zwei Mobiltelefone an, wir versicherten uns, dass dies auch nicht mit der Bindung unseres Internetanschlusses in Verbindung stehe und willigten ein, wird ja aufgenommen, kann ja nichts passieren. Aber ja, heißt ja nicht, dass das ganze Gespräch aufgenommen wird, sondern nur der Teil, der dem Unternehmen gerade passt. Und so sind wir nun doch an unseren bisherigen Anbieter gebunden. Wäre an und für sich keine Katastrophe, hätten wir nicht schon eine andere Firma mit ADSL-Anschluss und Rufnummernmitnahme beauftragt. Diese brachten das Kunststück zusammen, innerhalb von zwei Tagen einen Techniker vorbeizuschicken und seperat aus Madrid unseren Router zuzuschicken. Kam tatsächlich auf die Minute genau an, als der Techniker gerade zum Testen bei uns war. Und da wird den Spaniern mangelndes Organisationstalent nachgesagt, tsts...Mentira! Aber ja, die Lüge ist leider der rote Faden, welcher sich durch die ganze Sache zieht.

Beginnend damit, dass der neue Anbieter uns versicherte (und wir hatten extra vier Ohren an der Leitung), dass beim Anbieterwechsel keine zusätzlichen Kosten entstehen würden und sie sich um alles kümmern würden. Stellt sich natürlich heraus, dass wir nun ca. zwei Wochen lang gleichzeitig für Fieberglas und ADSL zahlen. Mindestens, hätten wir nicht herausgefunden, dass auch die Kündigung des alten Netzanschlusses von uns gemacht werden muss. Aber ja, Detail am Rande...leider. Unser alter Anbieter will nun nämlich hohe Kündigungsgebühren, unsere Nummern könnten evtl. verloren gehen und als meine Freundin anrief, um zu fragen, was jetzt überhaupt los sei, haben sie das gleiche Schema wieder durchgezogen. Versichtert, dass ja, wir ändern an eueren Bedingungen nichts, keine Sorge, und dann doch erst einen neuen Vertrag auf zwölf Monate abgeschlossen, obwohl sie gar nicht der Vertragskunde ist, sondern ich.
Weiters kann sich nun leider plötzlich niemand mehr an das – wirklich faire – Angebot erinnern, welches sie mir ein paar Stunden zuvor gemacht haben. Dass der alte Anbieter zusätzlich gegen meinen Willen schon die Rufnummernmitnahme gekündigt hat, nachdem sie mir versichert hatten, dass dies nur für ein paar Tage ruhend gelegt würde, überrascht dann doch. Ratet mal, nach welchem Schema sie das wohl gemacht haben? Insgesamt also vier mal glatte Lügen. Wirklich das Gegenteil von dem wurde uns aufgetischt, als was sich die Sache schließlich herausstellte.

Aber damit ihr diesen Leidensweg nun nicht umsonst mit mir gegangen seid, ein paar Ratschläge: Erstens darauf bestehen, dass sie dir etwas Schriftliches zuschicken. Sollte das nicht klappen, zumindest darauf beharren, dass das GANZE Gespräch aufgenommen wird und lasst euch den dazugehörigen Code geben, der dieses identifiziert. Immer den Namen des Gesprächspartners zu notieren, scheint empfehlenswert, ob es tatsächlich hilft, das Gespräch selbst aufzuzeichnen, weiß ich nicht. Bis sie das dann akzeptieren kann es lange dauern. Und will man wirklich einen Anwalt einschalten müssen?

Ich weiß jetzt nicht, bin ich ernüchtert, enttäuscht oder wütend. Zumindest noch nicht verbittert, aber ja, Fortsetzung folgt, leider.

Von meinem Glasfaser-Anschluss gesendet. Oder sollte ich doch meine ADSL-Leitung nehmen?

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