Wohnen in Barcelona wird immer teurer

10.03.2008 - Gesa Christiani - Übersetzerin 

Barcelona wird nahezu unerschwinglich für Normalverdiener. Es gibt keine Wohnung in Barcelona unter 700 Euro Miete im Monat, egal in welchem Bezirk oder sogar ausserhalb (wo dann noch die Fahrtkosten zum Job plus auswärts essen hinzukommen). Meine (Dach-)Wohnung (seit dreizehn Jahren) liegt mitten in der Stadt, ist knappe 35 Quadratmeter groβ (12 Quadratmeter Terrasse, Küche/Living, Wohnzimmer, Schlafzimmer und sehr kleines Badezimmer). Das Haus ist über 60 Jahre alt und besteht aus 16 Mietwohnungen. Der Vermieter hat nur Reparaturen im Haus durchgeführt, die absolut notwending waren, aber nichts was ‚nur’ zur Verschönerung des Hauses gedient hätte. 

Das bedeutet, dass der Zustand im Haus, zusammen mit dem ebenso alten Fahrstuhl (in dem ich schon mehrere Male steckengeblieben bin und der sehr oft überhaupt nicht funktioniert) ziemlich trostlos ist: abgeblätterte Farbe, Risse in den Wänden usw. Nichts läβt darauf schlieβen, daβ ich für meine Dachwohnung ab 1. April 850 Euro bezahlen müsste. Für spanische Verhältnisse verdiene ich als Übersetzerin (deutsch/englisch/spanisch) in einem Patent- und Markenbüro ziemlich gut - rund 1 550 Euro zwölfmal im Jahr. 

Es ist aber offensichtlich, dass ich diese Miete nicht bezahlen und ausserdem noch essen kann. Denn es ist natürlich der Preis für die ‚Kalt’-Miete. Hinzu kommt Strom, Gas, Wasser und Versicherung, Telefon, Internet, Altersvorsorge usw.. Mein Mietvertrag (ein absoluter Standard-Vertrag in Barcelona) schreibt vor, dass ich alles selbst bezahlen muss, was innerhalb der Wohnung passiert... mein Vermieter bezahlt absolut nichts. 

Meine Wohnung ist - wie gesagt - sehr alt und ab und zu gibt es Überschwemmungen, weil die alten Rohre eben kaputtgehen, also muss ich neue bezahlen. Ich habe viel Geld dafür ausgegeben, das Dach über mir reparieren zu lassen, weil es durchregnete (der Vermieter meinte, das wäre mein Problem..). Wenn im Haus, ausserhalb der eigentlichen Wohnung etwas repariert werden muss, werden die Kosten auf die Mieter verteilt.

Wenn ich mir im Internet den deutschen Wohnungsmarkt anschaue und die Bilder (und Preise) der angebotenen Wohnungen sehe, kommen mir buchstäblich die Tränen. Als ich meine Wohnung mietete, war sie vollkommen leer, Risse in den Wänden, schon seit Jahren nicht mehr gestrichen, kein Durchlauferhitzer, keine Küchenschränke, nicht einmal Wasserhähne, all das hatte der Vormieter mitgenommen. Ich wollte die Wohnung aber unbedingt haben, weil meine Arbeitsstelle per zehn Minuten Fuβweg zu erreichen ist, also musste ich damals vor dreizehn Jahren erst einmal einen Kredit aufnehmen, um überhaupt in ihr leben zu können. In all den Jahren habe ich aus dieser Wohnung mein gemütliches ‚Heim’ gemacht: Klimaanlage, Sonnenschutz auf der Terrasse, Satellitenempfänger, Wände und Dach instandgehalten usw. .

Bis jetzt kostete meine Wohnung ‚nur’ 650 Euro, doch leider endete mein Mietvertrag (die Dauer eines Vertrages beträgt höchstens 5 Jahre) und mein Vermieter erhöhte mir die Miete jetzt auf einen Schlag um glatte 200 Euro. Auβerdem muss ich noch knappe 1 000 Euro auf den Tisch blättern für die Ausstellung des Mietvertrages plus Angleichung der Kaution.

Nächstes Jahr gehe ich in Rente und kann theoretisch leben, wo ich will. Ich lebe aber seit über 40 Jahren in Barcelona, meine Kinder wohnen auch hier und daher kommt eine Rückkehr nach Deutschland für mich nicht in Frage. Meine Kinder sind beide verheiratet und haben ebenfalls nur kleine Wohnungen, daher könnte ich bei keinem von beiden leben.

Aus diesem Grund suche ich eine Wohnung in Tossa de Mar. Ich weiβ, dass der Wohnungsmarkt dort auch kaum niedrigere Preise aufweist, habe aber die Hoffnung, doch eine kleine Wohnung finden zu können, die ich sogar als Rentnerin bezahlen kann. Warum Tossa? Mit dem Ort verbinden mich viele schöne Erinnerungen und obwohl auch Touristengebiet, ist er doch nicht so überlaufen, wie zum Beispiel Lloret de Mar. Ich möchte dort für den Rest meines Lebens ruhig leben, viele Bilder malen und jeden Tag den Blick aufs Meer genieβen. Das ist mein Traum, ob er wahr wird, weiβ ich nicht.



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