Ya.com - mach das Beste draus!

03.02.2008 - Clementine Kügler - Übersetzerin 

Callcenter! Jeder hat schon mit Gabriela, Antonio, María oder Pablo telefoniert, hat sich selbst mal einen anderen Namen gegeben, um den Effekt auszuprobieren, wenn man in fünf Minuten bis zur Hypnose mit einem vermeintlich höflichen „de acuerdo, doña Andrea Antonia“ bombadiert wird, und hat nach mehrfacher Angabe von Adresse, DNI und Telefonnummer, die im Zeitalter der Informatik nicht mehr als einmal – wenn überhaupt – nötig sein sollte, schon alle Energie verloren, bevor der Grund des Anrufes überhaupt zur Sprache kam.

Die ersten Jahre mit meinem Internetanbieter ya.com waren kostspielig, aber glücklich. Dann begannen die Probleme. Mein spanischer Nachbar sagt, das läge daran, dass immer mehr Leute auf die Werbung reinfallen und ich nicht mehr der einzige Kunde sei. Hat er sicher recht. Selbst ich kenne inzwischen Leute, die auch ya.com haben und sagen: funktioniert nicht immer.

So gelassen sehe ich das nicht. In letzter Zeit gab es technische Probleme, die mich über Wochen immer mal wieder zu nutzlosen Versuchen hinrissen, in der Hoffnung, sie ließen sich vielleicht doch regeln: Anfang Dezember lautete die Auskunft dann plötzlich, ich solle mir keine Sorgen machen, ya.com würde das ohne mein Zutun erledigen. Fein. Und dass ich von ya.com aus seit einer Woche plötzlich nicht an hotmail-Konten mailen kann, regeln sie auch gleich mit. Wie machen die das, ohne dass ich irgendwelche Codes verändere und unter Schritt für Schritt-Anweisung Funktionen wegixe oder aktiviere?

Eine Zeitlang ging in der Tat wieder alles – glücklicher Dezember! Aber ab Januar konnte ich nur noch eine mail pro Tag verschicken von ya.com aus. Komisch, oder? Zum Todlachen! Wieder angerufen, aber weder Cristina, Jesús, Paula noch Ernestina halfen wirklich. Habe mal hier und mal dort geklickt – immer unter technischer Anweisung, die mich jedes Mal ein Heidengeld kostet, wie bei 902-Nummern üblich. Ging immer maximal zwei Stunden, dann wieder nicht.

Das letzte Mal drohte ich schlecht gelaunt: Ich will mit einem Oberobertechniker sprechen oder kündige. Da sagt meine Ansprechpartnerin zu mir: dann kündigen Sie. Sage ich: Sehr gut und lege auf. Ich hatte ja vorher meine Daten erpresstermaßen angegeben und meinen richtigen Namen. Haben die doch etwas gemacht? Hat diese Frau meine Kündigungsdrohung ernst genommen? Tatsache ist, dass ich anschließend wieder problemlos mails verschicken konnte.

Da war mit plötzlich klar: die schreiben hinter deine Telefonnummer interne Codes, beispielsweise T für Tonta, P für Pesada, SP für Superpesada. Deshalb grinsen die dann schon immer durch den Hörer, wenn sie dich mit diesem Doña X weichkochen. Und wahrscheinlich hatte ich schon SP und dann hat einer noch ein C dazugeschrieben – für castigada - und mir die Möglichkeit, mails zu verschicken, zugebaut. Und die, als ich mit Kündigung drohte, hatte Mitleid und hat die Strafe aufgehoben. „Du lebst in einer Traumwelt“, sagt mein spanischer Nachbar und rät mir, endlich wirklich zu kündigen.

Ich kenne niemanden, der in einem Callcenter gearbeitet hat oder meine Theorie bestätigt. Aber – so traurig es ist, letzte Nacht hat wieder einer ein C hinter meine Telefonnummer gesetzt! Ob jemand von ya.com Deutsch kann, das liest und mich mit einem NCM - No Castigar Más - erlöst!!!!

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