NEWS: Klimawandel trifft Spanien hart

22.03.2010 - Jenna Finkbeiner 

Das subjektive Empfinden täuscht in diesem Fall nicht. Wer hier lebt, wundert sich mindestens, meistens aber sorgt er sich auch, um die zunehmenden Wetterkapriolen in der Wahlheimat Spanien. Auf extrem trockene Jahre folgen immer neue Hitze-Sommer, Überschwemmungen, Orkane und Schneefälle im März weisen darauf hin, dass Spanien tatsächlich das Land in Europa ist, das am stärksten vom Klimawandel betroffen ist.

Während im Europa-Durchschnitt die Temperatur im letzten Jahrhundert um 0,95 Grad Celsius anstieg und im weltweiten Vergleich um 0,6 Grad Celsius, lag die Steigerung in Spanien bei 1,5 Grad. Bis 2070 wird die Durchschnittstemperatur auf der Iberischen Halbinsel um weitere vier bis sieben Grad steigen. Besonders hart wird es das Binnenland treffen, weniger heftig die Küstenregionen. Bereits 2040 wird in Madrid die Temperatur im Sommer regelmäßig über 40 Grad liegen, so heiß wird es derzeit nur in der Provinz Extremadura.

Für Spanien steht dabei viel auf dem Spiel: Nicht nur, weil offiziellen Schätzungen zufolge hierzulande jedes Jahr 15 000 Menschen durch Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung ums Leben kommen. Auch Spaniens Rolle als zweitwichtigstes Tourismusland der Welt ist gefährdet. Ein ansteigender Meeresspiegel bedroht einen Großteil der Sandstrände, zurückgehende Niederschläge schaden der Landwirtschaft und die allgemeine Hitze fördert die Versteppung weiter Landstriche. Bei Temperaturen von weit über 40 Grad würde auch die Attraktivität der Hauptstadt Madrid deutlich abnehmen.

Die Regierung Zapatero hat die Gefahren erkannt, doch konkrete Schritte lassen auf sich warten. Zwar will Madrid nun die Klimaschutzziele für 2008 bis 2012 verschärfen und Unternehmen zum Energiesparen zwingen. Doch auch mit den neuen Vorgaben wird Spanien immer noch 37 Prozent mehr Kohlendioxid ausstoßen als im Referenzjahr 1990. Das Kyoto-Protokoll hatte für Spanien nur eine Erhöhung von 15 Prozent vorgesehen. Da Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero auch der Kernenergie abgeschworen hat, werden die zum Teil veralteten Kohlekraftwerke auch weiterhin die Luft über Spanien verschmutzen dürfen.

Während nach dem ungewöhnlich starken Schneesturm in Katalonien am 8. März wieder alle Medien dem Klimawandel die Schuld an den Wetterextremen geben, gibt es auch Kritiker wie den spanischen Romanautor Rafael Chirbes. Er vertritt die Meinung, es regne nicht mehr und nicht weniger als früher, es sei auch genau so kalt oder warm und die Unregelmäßigkeiten nähmen auch nicht zu. In seinen Augen trägt nicht der Klimawandel, sondern der vom Menschen gemachte Raubbau und die maßlose Bebauung mancher Regionen die Schuld für die Naturkatastrophen. Ihm scheint es, als hätten die Spanier über der Begeisterung ein Teil Europas zu sein, die Eigenheiten ihres eigenen, mediterranen Klimas vergessen.

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