NEWS: Zehntausende Eltern in Spanien hoffen auf Klarheit

15.04.2012 - drs.ch 

Spaniens neue konservative Regierung will die Aufklärung tausender Fälle des Kindesraubs in den vergangenen Jahrzehnten vorantreiben. Regierung, Justiz und Vertreter von Opfervereinigungen vereinbarten dafür die Einrichtung einer Datenbank. Darin sollen die Namen und Geburtsdaten der mutmasslich gestohlenen Babys sowie die Namen der Kliniken, in denen sie geboren sein sollen, eingetragen werden. Diese Daten sollen danach mit Angaben der Standesämter verglichen werden.

«Fürchterliches Drama»

Justizminister Alberto Ruiz-Gallardón sprach von einem «fürchterlichen Drama, das seelischen Schmerz auslöst». Der Staat habe «die Pflicht, alles ihm rechtlich Mögliche zu tun», um Aufklärung zu schaffen.

Nach Angaben der Opfer-Vereinigungen sollen seit den 1950-er Jahren in Spanien bis zu 300'000 Babys in Spitälern geraubt worden sein. In vielen Fällen habe man den Eltern gesagt, dass ihr Kind bei der Geburt gestorben sei. Daraufhin sei das Kind an Adoptiveltern übergeben worden.

Die Entführungen sollen zu grossen Teilen planmässig erfolgt sein, um Kinder politisch nicht linientreuer Eltern nach den Vorstellungen der Staatsführung erziehen zu lassen. Später kamen zudem mehr und mehr finanzielle Interessen von Kinderhändlern ins Spiel.

Erste Ordensschwester wegen Kindsraub vor Gericht
Die Ankündigung der Behörden fiel zusammen mit der Vorladung einer Nonne zur Vernehmung durch ein Gericht in Madrid. Sor María wird Freiheitsberaubung und Urkundenfälschung vorgeworfen. Eine Frau hatte die Nonne beschuldigt, ihr die Tochter nach der Geburt im Jahr 1982 in einer Madrider Klinik weggenommen zu haben.

Die Nonne verweigerte die Aussage. Sie ist die erste Ordensschwester, die in Spanien im Zusammenhang mit einem Fall des Kindesraubes vor Gericht gebracht worden ist. Landesweit sollen aber bislang mehr als 1400 Anzeigen erstattet worden sein.

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