SERIE: Deutschsprachige Unternehmer in Katalonien - Friedeman Hoffmann

21.08.2008 - Judith de la Vega 

1. Was macht Ihr Unternehmen?
Unser Unternehmen fabriziert in erster Linie Led und Fiberoptik-Produkte der Lichttechnik. Ich führe die Firmengruppe MCI mit Hauptsitz in Gavá zusammen mit meinen Söhnen Frederik und Karl-Falk, die seit über zehn Jahren mit Herzblut dabei sind und einen großen Teil zu unserer fortlaufenden Expansion beitragen. Wir haben in Gavá, Madrid, Lissabon und China (Shenzen) insgesamt 62 Mitarbeiter.

2. Wie entstand Ihre Unternehmensidee?
Das Unternehmen entstand 1972, als ich noch “hübsch und jung“ (heute nur noch hübsch) mit 21 Jahren nach Spanien kam, und nach 1,5 Jahren meinen lange schon gehegten Traum wahrmachte, mich selbstständig zu machen. Da ich Null Kapital hatte, fing ich in meiner Wohnung (eine alte 11-Zimmer-Wohnung, ebenerdig, Nähe Plaza Bonanova) in einem großen Zimmer an, Leuchtreklame herzustellen, da das damals mit relativ wenig Startkapital machbar war. Ich habe mir meine Werkzeuge auf dem hiesigen Flohmarkt zugelegt und meine Biegemaschine habe ich selbst gebaut. Außerdem vermietete ich fünf Zimmer, womit ich die teure Miete wieder reinholte.

3. Warum in Katalonien?
Weil mir Barcelona von Anfang an sehr gut gefallen hat.

4. Was war für Sie das größte Problem am Anfang?

Kredite zu bekommen.

5. Sprechen Sie Katalanisch?
Einigermaßen.

6. Die meisten geschäftlichen Kontakte entstehen wo?

Im Prinzip steht alles in der Zeitung: Wer baut wo was? Dort rufe ich dann an und bekomme meistens einen Termin. Am Anfang hatte ich am meisten Kontakt zu Deutschen und anderen Ausländern an der Costa Brava/ Dorada. Als dann der Winter kam, nahmen meine geschäftlichen Tätigkeiten mit Barcelonesen und dann mit ganz Spanien auch zu.

7. Wie wirkt sich die verordnete Zweisprachigkeit auf Ihre Firma aus?

Bei uns in der Firma gibt es dieses Problem nicht. Wir sind sehr stark international ausgerichtet und exportieren in über 80 Länder weltweit. Bei uns wird Deutsch/ Spanisch/ Englisch/ Französisch/ Russisch/ Bulgarisch und Schwedisch gesprochen. Für uns ist Spanien ein Land wie alle anderen und Katalonien ein Teil davon.

8. Was raten Sie jemandem, der hier eine Firma gründen will?

So schnell wie möglich aus allen Fehlern lernen. Nicht alles glauben. Wenn möglich ohne Partner und immer etwas misstrauisch sein.

9. Welcher Unterschied zu Deutschland fällt Ihnen hier am meisten auf?
Wir werden alle immer ähnlicher: Die Deutschen bringen die Sache schneller auf den Punkt – hier ist man flexibler und toleranter.

10. Was mögen Sie besonders an den Katalanen?
Meine Frau wurde in Okzitanien (Albi – Südfrankreich) geboren und gehört eigentlich zur selben Etnie, dort wird sogar behauptet, dass sie das richtige Katalanisch sprechen.

11. Gibt es etwas, das Sie hier stört?
Die ewigen Wiederholungen am Telefon.

12. Sagen Sie uns einige deutsche Marotten, die Sie nicht ablegen können?

Ich halte mein Wort.

13. Können Sie ein Restaurant/ Bar empfehlen?
Die Piazzere del Puerto in Sitges, unter anderem, weil dort meine elektronischen Kerzen jeden Abend verwendet werden.

14. Haben Sie eine Hotelempfehlung?
Das AC Hotel in Gavà (www.ac-hotels.com).

15. Was ist Ihr liebster Platz in Barcelona?
Mein Haus in San Just Desvern.

16. Was vermissen Sie aus der Heimat?
Das deftige Grün, die böhmische Küche meiner Mutter und auch die schwäbische Küche meiner Kindheit und Jugend.


Das Gespräch wurde aufgezeichnet von

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