SERIE: Deutschsprachige Unternehmerin in Kalalonien - Ruth Simma: Barcelino

28.01.2013 - Barcelona für Deutsche 

1. Was macht Ihr Unternehmen?
Kreative Kultur für Kinder in Barcelona: Wir bieten spannende, interaktive Führungen durch das gotische Viertel Barcelonas an, mit Führern in historischen Kostümen, die das Leben der Kinder im Mittelalter erleben lassen ( wie die Menschen damals lebten, was sie aßen, was Kinder spielten, wann sie erwachsen wurden und vieles, vieles mehr…) In Gruppen bis zu 10 Kindern finden wir das gemeinsam heraus. Unsere Tour dauert ca. eine Stunde und ist für Kinder von 5 bis 10 Jahren, Erwachsene sind auch willkommen! Es gibt italienische, französische, deutsche, englische und spanische, katalanische Touren.

2. Wie entstand Ihre Unternehmensidee?
Aus der Not heraus (weniger Aufträge im sonstigen Bereich Coaching/Seminare) und dem Gefühl, endlich das zu machen, was ich schon immer wollte, meine eigenes Geschäft in Spanien aufzumachen. Ich arbeite seit 10 Jahren mit Kindern als Kommunikationstrainerin (seit 4 Jahren gebe ich die Kurse „Starke Kinder“ an der Deutschen Schule Barcelona), früher als Verfahrens- und Umgangspflegerin in Trennungsverfahren. Mir gefällt die direkte Art der Kommunikation von Kindern und ihre Neugier. Und Kindertouren fehlten bisher in Barcelona.

3. Warum haben Sie sich in Katalonien/Spanien niedergelassen?
Um eine siebenjährige Fernbeziehung in eine Nahbeziehung umzuwandeln. Als mein Sohn alt genug war, „verlassen“ zu werden und mit 20 in eine WG in München zog, war es soweit. Außerdem war es immer mein Traum in einer Stadt am Meer zu wohnen und im Hintergrund berge zu haben.

4. Was war für Sie größte Herausforderung zu Beginn?
Die Ämterlauferei und das mit damals meinem geringen Sprachvermögen - überhaupt erst einmal ohne Freunde dazustehen und mich ganz neu definieren zu „können“ - so sehe ich es jetzt.

5. Sprechen Sie Katalanisch/Spanisch?
Spanisch immer noch nicht gut genug, da ich arbeitsbedingt und privat fast immer deutsch und englisch spreche. Ich habe einen Katalanischkurs angefangen und gemerkt, dass ich mit beiden Sprachen mein Gehirn überfordere. Eines Tages möchte ich es aber lernen, da ich - abgesehen von allen polarisierenden, politischen Diskussionen - denke, man sollte einfach aus Höflichkeit heraus, die „Landessprache“ - oh, welch gefährliche Wortwahl - kennen. Je mehr Sprachen desto besser.

6. Wo entstehen die meisten geschäftlichen Kontakte?
Durch persönlichen Kontakt, indem ich uns auf Veranstaltungen vorstelle.

7. Wie wirkt sich die verordnete Zweisprachigkeit auf Ihre Firma aus?
Nur insofern, dass wir die Kunden wählen lassen, ob sie eine spanische oder katalanische Tour wollen.

8. Was raten Sie jemanden, der in Katalonien/Spanien eine Firma gründen will?
Sich bei Barcelona Activa oder dem Team von criteri jove oder einem ähnlichen Team Informationen und Unterstützung zu holen. Netzwerken, einfach alle Selbständigen fragen, wie sie es gemacht haben...

9. Welcher Unterschied zu Deutschland fällt Ihnen hier am meisten auf?
Dass man/frau keine direkte Kritik übt, weder an sich noch an anderen und dass es ein „Nein“ bedeutet, wenn sich auf eine offene Frage keiner mehr meldet.

10. Was mögen Sie besonders an den Katalanen/Spaniern?
Ihre direkte Herzlichkeit und ihr „das-Leben-geniessen-können“, das „Im-Moment -sein-können“. Auch im Loben und in liebevoller Körperlichkeit haben sie uns Deutschen einiges voraus.

11. Gibt es etwas, das Sie hier stört?
Die Angst mancher „Einheimischen“, wenn sie meinen Blondschopf sehen, dass ich nicht ihre Sprache spreche...

12. Nennen Sie uns einige deutsche Marotten, die Sie nicht ablegen können. Pünktlichkeit - die möchte ich aber beibehalten.

13. Können Sie ein Restaurant/ Bar empfehlen?
La Paradeta, Calle Commerç, wenn man zu bezahlbaren Preisen Seafood essen will und den einfachen Vino Turbio dazu trinken.

14. Haben Sie eine Hotelempfehlung? 
Hotel Astoria in Calle Paris.

15. Was ist Ihr liebster Platz in Barcelona?
Davon gibt es viele: mitten auf einem Markt an einen Fischstand mit der Verkäuferin sprechen, mich durch die Gassen des Goticos treiben lassen, am Tibidabo die Aussicht genießen, am Hafen die Aussicht genießen, auf einer Terasse die Aussicht genießen...

16. Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Heimat?
Meinen Sohn, Familie und Freunde - obwohl die natürlich gerne in so eine Stadt zu Besuch kommen. Streichwurst, Obstler, Vollkornbrot. Ich habe es immer noch geschafft, ein gutes Rezept für den Brotbackautomaten zu finden..

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