SERIE: Die Transition

26.05.2009 - Clementine Kügler 

Der Übergang von der Diktatur zur Demokratie in Spanien, „la transición“, ist zum internationalen Vorbild geworden, da es auf relativ friedliche Weise gelang, die beiden antagonistischen Strömungen im Land zusammenzuführen: die republikanischen Spanier, die fast vier Jahrzehnte von der Franco-Diktatur unterdrückt worden waren, und die rechten Franco-Anhänger, die sich einer Demokratisierung nicht entgegensetzen konnten.

Am 23. November 1975, zwei Tage nach dem Tod des Diktators Francisco Franco, wurde Juan Carlos I. als König und Staatsoberhaupt vereidigt. Franco selbst hatte Spanien 1947 wieder offiziell zur Monarchie – allerdings mit sich als Staatschef – erklärt und 1969 bestimmt, dass Juan Carlos sein Nachfolger werden solle. Somit blieb zunächst alles, wie es der Diktator geplant hatte. Auch die franquistische Regierung unter Regierungschef Carlos Arias Navarro blieb vorerst im Amt.

In seiner Thronrede ließ der junge König allerdings schon erkennen, dass er für einen politischen Wandel, für ein demokratisches Spanien eintrat. Als Arias Navarro unter dem Druck der Massenkundgebungen und des Königs 1976 zurücktrat, wurde er durch Adolfo Suárez ersetzt. Dieser erregte bei den Frankisten kein Misstrauen; wie sich zeigte, gelang es ihm aber auf geschickte Weise, demokratische Reformen vorzunehmen und einen Konsens herzustellen.

Dazu gehörte die Zulassung von politischen Vereinigungen und Parteien ab 1976, der Moncloa-Pakt 1977, bei dem sich linke wie rechte Parteien, Gewerkschaften und Wirtschaftsführer auf eine freie Marktwirtschaft mit sozialen Akzenten einigten, Wahlen 1977 und 1979 sowie die Ausarbeitung einer Verfassung, die 1978 verabschiedet wurde und bis heute gültig ist. Sie definiert Spanien als konstitutionelle Monarchie mit einem König als Staatschef.

Am 4. Mai 1976 wurde erstmals die Zeitung „El País“ zugelassen, die 1971 gegründete Wochenzeitschrift „Cambio 16“ war schon gegen Ende der Diktatur zu einem Sprachrohr der demokratischen Opposition geworden. Diese innerspanischen Medien trugen zur Transition ebenso bei wie die Hilfe aus dem Ausland: Deutschland, aber auch Italien, Frankreich und die Niederlande unterstützten die Demokratisierung mit ideologischer und finanzieller Rückendeckung.

Als Adolfo Suárez überraschend zurücktrat, sollte Leopoldo Calvo-Sotelo am 23. Februar 1981 zum Regierungschef ernannt werden. Bei dieser Abstimmung im spanischen Parlament, den Cortes, putschten die franquistischen Militärs ein letztes Mal. Die Militärs waren die letzte Bastion der franquistischen Ideologie, doch ihr Wunsch, wieder zu einer Diktatur zurückzukehren, wurde von niemandem geteilt. Der König hielt noch in der Nacht eine Ansprache und befahl den Streitkräften, in die Kasernen zurückzukehren, die Bevölkerung versammelte sich zu großen Demonstrationen für die Freiheit und Demokratie. Der Putschversuch scheiterte, Calvo-Sotelo wurde am 25. Februar Ministerpräsident.

Es kam noch zu weiteren kleineren Verschwörungsversuchen, die erst nach dem großen Wahlsieg der PSOE im Oktober 1982 endgültig aufhörten. Mit der absoluten Mehrheit im Parlament begann die bis 1996 dauernde Regierung des Ministerpräsidenten Felipe González. Die demokratischen Wahlen von 1982 können als Schlusspunkt der Transition gesehen werden. Zum 1. Januar 1986 trat Spanien der EG (heute EU) bei, im anschließenden Referendum sprach sich die Bevölkerung für den Verbleib in der Nato aus.

Während der ersten Jahre der Transition herrschte ein wechselseitiger Respekt zwischen Regierung und Opposition. Viele berechtigte Forderungen, vor allem der Linken, hielten diese noch zurück, um den Konsens nicht zu gefährden, im Kampf gegen den Eta-Terror herrschte Einigung. Auch eine Aufarbeitung der Vergangenheit wurde zurückgestellt, selbst in der langen Regierungszeit der Sozialisten, um die Rechte und die Militärs nicht zu provozieren.

Dafür schien der Zeitpunkt erst 2007 gekommen, als die sozialistische Regierung unter José Luis Rodríguez Zapatero das „Gesetz zur historischen Erinnerung“ verabschiedete und damit eine zumindest moralische Wiedergutmachung für alle Opfer, also auch für die lange Zeit verschwiegenen der republikanischen Seite, erreichte.

Kommentare (0) :

Artikel kommentieren
Artikel-Archiv
  • 25.03.2024 [Kommentare: 0]

    Die Vielfalt der Osterfeierlichkeiten in Spanien: Ein Blick auf einzigartige Traditionen

    In den Grundfesten des christlichen Kalenders steht das Ereignis der Passion, des Todes und der Auferstehung Jesu von Nazareth, das zur Feier der Osterwoche führt. Dieses katholische Fest beginnt am Palmsonntag und endet mit dem Osterfest. Die Auferstehung Jesu wird am Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlingsäquinoktiums gefeiert... Artikel weiterlesen

  • 29.02.2024 [Kommentare: 0]

    Frühlingserwachen in Murcia: Blütenpracht und Klimaextreme

    Im malerischen Hinterland der Region Murcia im sonnigen Süden Spaniens entfaltet sich im Februar ein beeindruckendes Schauspiel der Natur. Ein Meer von Farben, von zartem Rosa über leuchtendes Pink bis hin zu strahlendem Weiß, breitet sich über die Landschaft aus. Millionen von Mandel-, Pfirsich- und Aprikosenbäumen erblühen und.. Artikel weiterlesen

  • 12.01.2024 [Kommentare: 0]

    Matilde Ucelay Maortúa: Pionierin der Moderne in der spanischen Architektur

    Die Welt der Architektur hat viele beeindruckende Persönlichkeiten hervorgebracht, doch eine herausragende Figur ist zweifellos die spanische Architektin Matilde Ucelay Maortúa. Sie zeichnet sich besonders aus, da sie die erste Architektin Spaniens war.ElternhausMatilde Ucelay Maortúa wurde am 31. Januar 1912 in Madrid geboren. .. Artikel weiterlesen

  • 03.01.2024 [Kommentare: 0]

    Die Vertikale Vielfalt: Bouldern und Klettern in Barcelona

    Barcelona ist nicht nur für seine kulturelle Vielfalt und atemberaubende Architektur bekannt, sondern bietet auch zahlreiche Möglichkeiten für Kletter- und Boulder-Enthusiasten. Die Popularität des Kletterns hat in den letzten Jahren zugenommen, nicht zuletzt aufgrund des Erfolgs spanischer Kletterer bei den Olympischen Spielen. Die in .. Artikel weiterlesen

  • 21.12.2023 [Kommentare: 0]

    Der köstliche Geschmack nach Weihnachten von Spanien: Traditionelle Polvorones

    Spanische Polvorones sind ein delikates Gebäck, das die festlichen Tafeln während der Weihnachtszeit in Spanien bereichert. Diese zarten, mürben, leicht bröseligen Kekse sind nicht nur ein Genuss für den Gaumen, sondern auch ein Symbol für die festliche Tradition des Teilens und der Freude. Sie bestehen aus wenigen Zutaten und können gut .. Artikel weiterlesen

  • 15.12.2023 [Kommentare: 0]

    El Olentzero und Mari Domingi: Einzigartige Weihnachtstraditionen im Baskenland

    Während die meisten Menschen weltweit den Weihnachtsmann erwarten, hält das Baskenland an einer einzigartigen und faszinierenden Tradition fest – der Olentzero. Gemeinsam mit Mari Domingi besucht er in der Nacht des 24. Dezembers die Häuser des Baskenlandes, um Geschenke für die Kinder zu bringen. Diese festliche Zeit ist von Ritualen, Um.. Artikel weiterlesen

  • 07.12.2023 [Kommentare: 0]

    Der Gesang der Sybille auf Mallorca: Eine alte Weihnachtstradition lebt weiter

    In der stimmungsvollen Nacht des 24. Dezembers erfüllen die Kirchen Mallorcas mit dem Gesang der Sybille eine jahrhundertealte Weihnachtstradition. Diese einzigartige Zeremonie hat ihre Wurzeln im späten Mittelalter und überdauert bis heute, mit einer bemerkenswerten Auszeichnung als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit durch die UNESC.. Artikel weiterlesen

  • 28.11.2023 [Kommentare: 0]

    Stipendienausschreibung Goethe auf Mallorca 2024

    Casa Planas und das Goethe-Institut Barcelona kündigen für das Jahr 2024 die sechste Ausgabe des Residenzprogramms für Forschung und künstlerisches Schaffen an. Ziel ist es, innovative Projekte zu entwickeln, die die kulturellen Beziehungen, die zeitgenössische globale Mobilität und den Tourismus reflektieren und eine neue kulturelle.. Artikel weiterlesen

  • 24.11.2023 [Kommentare: 0]

    Austellung. "Die Berliner Mauer: Eine Geteilte Welt"

    Die Sala Castellana 214 der Fundación Canal in Madrid verwandelt sich in einen zeitlichen Brückenschlag zur Zeit des Kalten Krieges. Hier findet derzeit die erste groß angelegte Wanderausstellung über die ikonische Berliner Mauer statt. Seit der Eröffnung am 9. November können Besucher bis zum 7. Januar mehr als 300 Originalobjekte, Video.. Artikel weiterlesen

  • 17.11.2023 [Kommentare: 0]

    Montanejos in Castellón: Ein Naturparadies mit Thermalquellen

    Montanejos ist ein malerisches Dorf in der Provinz Castellón im Osten Spaniens, das sich inmitten der beeindruckenden Landschaft des Binnenlands der Comunidad Valenciana erstreckt. Dieses Reiseziel ist nicht nur für seine natürlichen Schönheiten und Outdoor-Aktivitäten bekannt, sondern hat auch eine faszinierende Geschichte und Tradition... Artikel weiterlesen