SERIE: Interview mit deutschsprachiger Unternehmerin in Katalonien - Juliane Echternkamp

26.06.2013 -  

1. Was macht Ihr Unternehmen?
Ich biete Life Coaching auf Deutsch, Spanisch und Katalanisch in Barcelona und Umgebung an. Neben dem Life Coaching gebe ich auch Workshops zu Themen wie (Eigen)-Motivation, Konfliktmanagement und Partnersuche, um so einen ersten, kostengünstigen Kontakt mit dem Coaching zu ermöglichen


2. Wie entstand Ihre Unternehmensidee?
Schon vor vielen Jahren hatte ich einen ersten faszinierenden Kontakt mit dem Coachen. Meike Müller, eine sehr gute Coach aus Berlin, bot einen Workshop zum Thema Auftrittscoaching im Goethe-Institut Barcelona an und nahm mir nach nur vier Stunden meine Angst, vor gröβeren Gruppen zu sprechen. Doch erst eine persönliche Lebenskrise, in die ich geraten war, nachdem mein Mann nach vierjähriger Krankheit an Krebs starb, wurde zum Auslöser dafür, mich intensiver mit dem Coachen zu beschäftigen. In Foment Formació in Barcelona schrieb ich mich in verschiedene Kurse zum Thema Persönlichkeitsentwicklung ein. Dank dieser Kurse konnte ich nicht nur meinen eigenen Lebensweg neu definieren, sondern auch meine Lebensqualität so verbessern, dass ich mich heute glücklicher fühle denn je zuvor. Insbesondere ein Coaching-Kurs hatte mich derart überzeugt, dass ich beschloss, das Coachen von der Pike auf zu lernen, um diese Erfahrung selbst an andere Menschen weitergeben zu können. Seit meiner Ausbildung im Instituto Europeo de Coaching arbeite ich selbstständig als Coach, erfüllt davon, Beruf und Berufung verbinden zu können.


3. Warum haben Sie sich in Katalonien/Spanien niedergelassen? 

Spanien war schon von klein an mein Traumland gewesen. Nach meinem Abitur jobbte ich einige Monate in Deutschland, bis ich genug Geld gespart hatte, um ein Sabbatjahr in Barcelona verbringen zu können. In der Zeit wollte ich Spanisch lernen und herausfinden, was genau ich studieren wollte.


4. Was war für Sie die größte Herausforderung zu Beginn?

Als ich in Barcelona ankam, war ich zwar glücklich darüber, meinen Traum erfüllt zu haben, fühlte mich aber auch sehr allein. Ich kannte niemanden und sprach kein Wort Spanisch, sodass ich plötzlich meine Freunde und meine Familie, die ich in Deutschland zurückgelassen hatte, sehr vermisste. Doch trotz aller Höhen und Tiefen gefiel mir Barcelona so gut, dass ich beschloss, Philologie an der „Universitat de Barcelona“ zu studieren und schlieβlich ganz in Spanien geblieben bin.


5. Sprechen Sie Katalanisch/Spanisch?
Ja, beide Sprachen! Es hat zwar viele Jahre gedauert, bis ich mich endlich dazu entschloss, auch Katalanisch zu lernen, doch das Ergebnis war und ist frappierend: Seitdem habe ich das Gefühl, dass mir die Katalanen ihre Herzen geöffnet haben. Auch wildfremde Menschen sind unglaublich dankbar dafür, wenn ich in ihrer Muttersprache mit ihnen spreche.


6. Wo entstehen die meisten geschäftlichen Kontakte?
Durch die Empfehlungen ehemaliger Kunden und durch meine Workshop-Teilnehmer.

7. Wie wirkt sich die verordnete Zweisprachigkeit auf Ihre Firma aus?
Da ich auch Katalanisch spreche, kann ich mich meinen Kunden anpassen.


8. Was mögen Sie besonders an den Katalanen/Spaniern?

In der Zeit, in der mein Mann krank war und schlieβlich gestorben ist, habe ich unglaublich viele Wärme und Unterstützung insbesondere auch von Seiten meiner spanischen und katalanischen Freunde erfahren. Das hat mich hier sehr zuhause fühlen lassen.


9. Gibt es etwas, das Sie hier stört?
Auch nach so vielen Jahren, die ich schon hier lebe, stört mich die Unverbindlichkeit vieler Spanier und Katalanen.


10. Nennen Sie uns einige deutsche Marotten, die Sie nicht ablegen können.
Eine katalanische Arbeitskollegin meinte mal, dass sie den Eindruck habe, dass es für mich immer nur einen Lösungsweg gäbe und dass das für sie typisch deutsch sei. Für sie führten dagegen immer viele Wege nach Rom.


11. Können Sie ein Restaurant/ Bar empfehlen?

Das eF&Gi Restaurant in Sitges mit seiner abwechslungsreichenFusionsküche. Ich finde es toll, mit welch poetischer Sprache der Restauranteigentümer seinen Kunden die Speisekarte erklärt und bis jetzt hat es mir immer sehr gut geschmeckt!


12. Was ist Ihr liebster Platz in Barcelona?

Mir gefällt die gesamte Altstadt! Insbesondere schlendere ich gern durch das Viertel „El Born“ und die „Ciutat Vella“.


13. Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Heimat?

Die deutsche Gemütlichkeit und Pflaumenkuchen mit frischgeschlagener Sahne!

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