SERIE: Unternehmer in Katalonien - Florian Mück

23.08.2013 -  

1. Was macht Ihr Unternehmen?

Seit 2009 bin ich selbständig als Redner und Trainer für Kommunikationsthemen wie Freie Rede, Charisma, Motivation

2. Wie entstand Ihre Unternehmensidee?

Ich bin seit 2005 aktives Mitglied bei Toastmasters International, einem globalen Verein mit dem Ziel, die Kommunikationsfähigkeiten jedes einzelnen zu verbessern. Als ich KPMG Barcelona im Jahr 2008 verlassen hatte wegen eines Europaprojekts, für dieses aber nie Finanzierung bekommen konnte, stand ich Mitte 2009 vor der Frage, “Was mache ich jetzt?” Ich entschied mich dafür, mein Hobby zum Beruf zu machen und begann meine Trainer-Karriere.

3. Warum haben Sie sich in Katalonien/Spanien niedergelassen? 

Ich bin ein “Erasmus-Austauschprogramm-Opfer”. 1997/98 war mein Erstkontakt mit der Ciudad Condal. Eine nachhaltige Entscheidung. Seit 2003 lebe ich fest in Barcelona und Umgebung.

4. Was war für Sie größte Herausforderung zu Beginn? 


Da ich über acht Jahre lang für KPMG tätig war, fünf Jahre davon in Spanien, war sicherlich die größte Herausforderung für mich der Übergang zum spanischen “Autónomo”. Wurde vorher alles für mich geregelt, stand ich plötzlich komplett alleine da. Weil ich anfangs keine Einnahmen hatte und dachte, dass ein Asesor Fiscal nur Kosten bedeuten würde, regelte ich den administrativen Teil zu Beginn selber. Ein Fiasko. Bald stellten sich erste Probleme ein. Heute würde ich zu allererst zu einem Asesor gehen. Alles weitere ergibt sich in der Folge.

5. Sprechen Sie Katalanisch/Spanisch?

Ich spreche fließend Spanisch und halte meine Seminare auch dreisprachig – auf Spanisch, Englisch und Deutsch. Mit dem Katalanischen geht es nach 10 Jahren langsam bergauf. Ich hatte aber nie den Eindruck, dass es ein Muss ist. Klar, die Brücke zum Herzen der Menschen ist die Sprache. Ein Eisbrecher auf Katalanisch hilft immer: “Setze jutges d'un jutjat mengen fetge d'un penjat.”

6. Wo entstehen die meisten geschäftlichen Kontakte?

Die Antwort hängt ab vom jeweiligen Produkt oder Service. In meinem Fall – Unternehmens-Seminare - hat sich gezeigt, dass alle bisherigen 31 Kundenbeziehungen durch direkte Netzwerkkontakte (1. Generation: 61, 2. Generation: 29, 3. Generation: 10) entstanden sind. 49 davon sind Kunden mit Sitz in Deutschland, 45 mit Sitz in Spanien (Barcelona und Madrid), sowie zwei Einzelkunden in der Schweiz und in Polen.

7. Wie wirkt sich die verordnete Zweisprachigkeit auf Ihre Firma aus?

Überhaupt nicht. Ich werde oft gebucht, weil ich meine Seminare dreisprachig anbieten kann. Das ist wichtig für internationale Unternehmen wie Softonic oder Deutsche Bank. Katalanisch ist kein Muss.

8. Was raten Sie jemanden, der in Katalonien/Spanien eine Firma gründen will?


1. Spanisch sprechen können. 2. Sofort zum Asesor fiscal-legal gehen.

9. Welcher Unterschied zu Deutschland fällt Ihnen hier am meisten auf?


Da ich in Deutschland nie selbständig war, kann ich das nur schwer beantworten. Die Agencia Tributaria ist aber auch in Spanien bissig. Bis ich das alles mit meinen Steuern geregelt hatte, durfte ich mehrfach mit der „dunklen Seite der Macht“ Bekanntschaft machen. Heute bin ich sehr zufrieden als Autónomo in Spanien.

10. Was mögen Sie besonders an den Katalanen/Spaniern?


Sie leben nicht, um zu arbeiten. Sie arbeiten, um zu leben.

11. Gibt es etwas, das Sie hier stört?

Klisché, Klisché - aber sie könnten wirklich manchmal pünktlicher sein! Und dann könnten sie auch mehr Respekt zeigen für andere. Ich habe in zehn Jahren noch keinen Spanier getroffen, der mich als Autofahrer einfädeln lassen würde.

12. Nennen Sie uns einige deutsche Marotten, die Sie nicht ablegen können. 

Anstoßen vor dem ersten Schluck, Abendessen zuhause organisieren, Pünktlichkeit (obwohl ich da nach zehn Jahren schon an mir arbeiten muss)

13. Können Sie ein Restaurant/ Bar empfehlen?


Paco Meralgo, unsere Lieblings-Tapas-Bar. Calle Córsega mit Muntaner, Barcelona

14. Haben Sie eine Hotelempfehlung? 


Hotel Pulitzer, Barcelona - www.hotelpulitzer.es

15. Was ist Ihr liebster Platz in Barcelona?


In einer Bar sitzen unterhalb des Hotel W.

16. Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Heimat?


Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat.


Das Interview wurde von Philipp Dyckerhoff durchgeführt.

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