SERIE: Unternehmerin in Katalonien - Susanne Ehrgott

24.11.2012 -  

1. Was macht Ihr Unternehmen?
Ursprünglich Übersetzungen Deutsch-Spanisch und Spanisch-Deutsch, in den letzten Monaten vorwiegend Deutschunterricht bei Firmen und für Privatpersonen.

2. Wie entstand Ihre Unternehmensidee?
Mir persönlich ist eine gewisse Fleixibilität und Freiheit bei der Gestaltung meiner Arbeit wichtig. Nachdem ich viele Jahre bei einer Multinationale gearbeitet habe, beschloss ich, mich selbständig zu machen. Ich legte eine Prüfung als Staatlich Geprüfte Übersetzerin (danach auch Vereidigung) in Karlsruhe ab (parallel zu meiner Berufstätigkeit) und nachdem ich bei meinem vorherigem Arbeitsplatz bereits jahrelang übersetzt hatte, wollte ich dies nun in eigener Regie übernehmen.
In den letzten Monaten entstand jedoch ein plötzlich sehr erhöhter Bedarf an Deutschunterricht. Ich hatte bereits vor Jahren als Deutschlehrerin gearbeitet (und hatte 8 Semester Deutsche Philologie studiert), so dass ich mich nun kurzfristig wieder mehr in diese Richtung umorientiert habe.

3. Warum haben Sie sich in Katalonien/Spanien niedergelassen?
Oh, das ist schon so lange her (25 Jahre). Ursprünglich wollte ich nur ein Urlaubssemester im Ausland ablegen, blieb dann aber hier hängen... Berufliche Gründe standen dabei nicht im Vordergrund...

4. Was war für Sie größte Herausforderung zu Beginn?
Als ich anfangs nach Spanien kam, ergab sich alles auf ganz natürliche Weise. Damals war Spanien noch nicht in der EU und die gröβte Schwierigkeit war, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. Mit dem Angebot einer Stelle bei einer Multinationale wurde dieses Problem dann gelöst.
Die Herausforderung für mein jetziges Unternehmen als Freelance: Kunden zu erwerben und Kontinuität zu schaffen.

5. Sprechen Sie Katalanisch/Spanisch?
Spanisch natürlich, das gehört ja zu meinem Beruf.
Auch Katalanisch spreche ich sehr gut, nicht ganz zu fliessend wie Spanisch und auch das Schriftliche wackelt ein bisschen (die Akzente!!!), aber es ist für mich gar kein Problem, auf Katalanisch zu kommunizieren.

6. Wo entstehen die meisten geschäftlichen Kontakte?
Einerseits aus der Vergangenheit und Kontakten aus dem Sektor, in dem ich vorher beschäftigt war (Automobil / Technik), andererseits aktive Kundensuche, sowohl über Internet-Plattformen als auch über direkte Kontaktaufnahme mit eventuellen Interessenten.

7. Wie wirkt sich die verordnete Zweisprachigkeit auf Ihre Firma aus?
Das betrifft mich weniger.

8. Was raten Sie jemanden, der in Katalonien/Spanien eine Firma gründen will?
Herauszufinden, woran ein wirklicher Bedarf besteht und vor allem flexibel, kreativ und originell zu sein.

9. Welcher Unterschied zu Deutschland fällt Ihnen hier am meisten auf?
Die Arbeitswelt Deutschlands habe ich persönlich nur als Ferienjobberin kennengelernt, ich kam als Studentin nach Spanien. Daher habe ich schlecht Vergleichspunkte.
Allgemein gesehen: die Organisation und das rationelle Denken in Deutschland (was seine Vor- und Nachteile hat), Improvisation und eher emotionelles Handeln in Spanien (was ebenfalls seine Vor- und Nachteile hat).

10. Was mögen Sie besonders an den Katalanen/Spaniern?
Das Herzliche, manchmal etwas Chaotische (bei den Katalanen weniger), v.a. die Spontaneität. Die Fähigkeit, das Leben zu geniessen, den Moment zu leben.

11. Gibt es etwas, das Sie hier stört?
Die Politik...
Manchmal auch eine gewisse Engstirnigkeit (aber die gibt es in Deutschland genauso, auch wenn ein bisschen anders gefärbt).

12. Nennen Sie uns einige deutsche Marotten, die Sie nicht ablegen können.
- Weihnachten muss ich immer in Deutschland feiern, mir fehlt hier der besinnliche und gemütliche Flair.
- Immer alles analysieren zu wollen...

13. Können Sie ein Restaurant/ Bar empfehlen?
Ja, hier in meiner Wohngegend, am Fusse des Montserrat.
La Vinyanova.
Vor allem aufgrund der herrlichen Lage, wunderbaren Sicht und der Möglichkeit, dort den ganzen Tag mit Kind und Kegel zu verbringen. Es ist mehr als nur eine Restaurant!

14. Haben Sie eine Hotelempfehlung?
Ich bleibe weiterhin hier in der Ecke, Collbató (Montserrat): Can Missé.

15. Was ist Ihr liebster Platz in Barcelona?
In der Provinz Barcelona, hier, wo ich wohne (Montserrat) und ein paar Orte an der Küste (Costa Brava, Costa Dorada).
Barcelona City: Parque Güell / El Borne / Plaza de Felipe Neri.

16. Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Heimat?
Das leckere, variantenreiche Brot und Zwetschgenkuchen im September.
Den Advent und Weihnachten.
Die Klar- und Direktheit.


Das Interview führte Barcelona für Deutsche.

Kommentare (0) :

Artikel kommentieren
Artikel-Archiv