Legenden und Sagen in Barcelona: Von Hausgeistern und Vampiren

17.09.2017 - Elisabeth Pranter - BfD 

Barcelona ist eine Stadt voller Geister, Hexen und mystischer Orte, wenn man den Legenden Glauben schenken darf. Zahlreiche Sagen und Gerüchte ranken sich um die verwinkelten Gassen und alten Paläste, in einigen soll es spuken, auf anderen ein Fluch lasten, und in manchen Häusern haben sich grauenhafte Verbrechen abgespielt.

 

Teuflisch: Wie der Tibidabo zu seinem Namen kam

Hinter dem Namen des Stadtbergs von Barcelona soll der Legende nach der Teufel selbst stecken: Denn angeblich soll die dritte Versuchung, der Jesus im Lukasevangelium widersteht, sich hier zugetragen haben. Um den Gottessohn zu versuchen, brachte der Teufel diesen auf einen Berg und zeigte ihm die Aussicht. Er versprach Jesus, ihm den ganzen Landstrich zu schenken, sollte der sich dem Teufel verschreiben – und das auf Latein: „Tibi omnia dabo si cadens adoraveris me“. Natürlich lehnte Jesus das Angebot ab. Doch der Tibidabo erinnert noch heute an diese biblische Episode – das lateinische „Tibi dabo“ („Gebe ich dir“) soll der Ursprung für den Namen des Berges sein. Übrigens: Es heißt, dass später bei einem der Hügel des Tibidabo einst ein Oger lebte, der Kinder verspeiste – der sogenannte „Padre gigante“.

 

Gespenstisch: El Palacio de la triste Virreina

Eine verschmähte Braut soll im Palacio de la Virreina herumgeistern: Die junge Frau sollte Ende des 18. Jahrhunderts den Neffen des Vizekönigs von Peru heiraten. Doch der Bräutigam versetzte die Dame und erschien nicht zu seiner eigenen Hochzeit. Der Vizekönig selbst, der die Hochzeit arrangiert hatte, sprang in die Bresche um der gekränkten Braut die Schmach zu lindern. Statt wie vorgesehen als Trauzeuge trat er nun als Bräutigam vor den Traualtar – obwohl er gut und gerne der Großvater seiner Angetrauten hätte sein können (er verstarb drei Jahre nach der Hochzeit). Er erbaute ihr den Palacio de la Virreina, wo die traurige Vizekönigin noch heute durch die Gemäuer wandeln soll.

 

Mystisch: Spuk und Legenden in Barcelona

In Gracia, in der Calle Francisco Giner 43, sorgte im Februar 1935 ein Poltergeist für Aufsehen: Die Bewohner hörten plötzlich Kopfgeräusche. Der Spuk nahm kein Ende: Sessel fielen zu Boden und standen auf einmal wieder aufrecht, Lampen flackerten, und andauernd waren polternde Geräusche zu vernehmen. Die Familie zog schließlich in eine andere Wohnung im selben Gebäude, und mit ihrem Umzug verschwanden auch die gespenstischen Ereignisse.

 

Ein weiterer Ort, um den sich Legenden ranken, sind die magischen Wände des Salón del Tinell. Legenden zufolge sollen die Steine denjenigen unter sich begraben, der in dieser Halle nicht die Wahrheit spricht.

 

Ein Fluch soll auf dem Gran Teatro de Liceo lasten, das mehrmals in Flammen aufging. Es wurde auf dem Gelände eines ehemaligen Trinitarierklosters erbaut, das Anfang des 19. Jahrhunderts niederbrannte, die Mönche wurden an Ort und Stelle begraben. Das Theater erlitt dasselbe Schicksal wie das Kloster und wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts Opfer gleich mehrerer Brände und zweier Bombenanschläge. Dann kehrte Ruhe ein – bis rund 100 Jahre später 1994 wieder ein Brand das Liceo heimsuchte.

 

Unfreiwillig zu Kannibalen wurden angeblich die Besucher, die im Jahre 1950 im Hostal Flor de Lliri abgestiegen waren – wenn sie nicht gerade selbst auf dem Teller landeten. Einige reiche Bewohner verschwanden plötzlich, angeblich sollen sie ermordet und den übrigen Gästen als Mahlzeit vorgesetzt worden sein.

 

Blutig: Die grausame Vampirin de la Calle de Ponent

Vor etwas mehr als 100 Jahren sorgte in Barcelona eine Reihe von Kindesentführungen für Aufsehen. Zunächst verschwanden einige Straßenkinder, doch schließlich traf es im Februar 1912 auch die fünfjährige Teresita, die nur einen Moment von ihrer Mutter unbeaufsichtigt gelassen worden war. Dank einer aufmerksamen Bürgerin konnte die Kleine in der heutigen Calle Joaquim Costa ausfindig gemacht werden. Als die Ermittler die Wohnung der Entführerin durchsuchten, machten sie einen grausigen Fund: Sie entdeckten nicht nur blutbefleckte Kleidungsstücke, sondern auch Knochen von über 30 verschiedenen Kindern. In Folge fanden sie Dutzende Fläschchen voll Blut und anderen Substanzen sowie Skalps. Es stellte sich heraus, dass Enriqueta Martí, die bereits für Kindesprostitution vorbestraft war, die entführten Kinder prostituierte und tötete, um ihr Blut und Knochenmark als Wunderheilmittel zu verkaufen. Im Gefängnis wurde Martí von den anderen Häftlingen gefoltert, bis sie schließlich eines Tages getötet wurde.

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