Massentourismus in Spanien: Einheimische protestieren

14.08.2017 - Elisabeth Pranter - MfD & BfD 

Der Fremdenverkehr sorgt in Spanien für einen wirtschaftlichen Aufschwung: Die Arbeitslosigkeit sank heuer auf ein Niveau, das seit 2008 nicht mehr erreicht wurde. Unter den Einheimischen wächst jedoch zugleich der Unmut über die negativen Auswirkungen des Tourismusbooms: Heftige Proteste gegen den Massentourismus sorgen derzeit in Deutschland und Spanien für Schlagzeilen. Die Probleme, die den Spaniern zu schaffen machen sind steigende Immobilienpreise und Touristen, die sich im Urlaub danebenbenehmen. Quelle

 

Jugendorganisation Arran greift Touristenbus in Barcelona an

Die aufsehenerregendste Protestaktion lieferte das linksextreme Kollektiv Arran Ende Juli: Arran-Mitglieder stachen nahe Camp Nou die Reifen eines Busses auf, mit dem Touristen eine Stadtrundfahrt durch Barcelona machten. Vermummte besprühten die Windschutzscheibe, die auf Katalanisch verfasste Botschaft lautete: „Der Tourismus tötet die Viertel“. Es war nicht der erste Vorfall, der in dieser Causa stattgefunden hat: Linksextreme Gruppierungen sollen spanischen Medienberichten zufolge auch für Vandalenakte gegenüber sieben Hotels in Barcelona verantwortlich sein.

 

Proteste auch auf Mallorca

In Palma de Mallorca sorgte Arran ebenfalls für Aufsehen: Ende Juli stürmten Mitglieder mit Bengalen in ein Restaurant nahe der Kathedrale und bewarfen Gäste mit Konfetti. Doch auch eine Initiative älterer, besorgter Bürger macht aufmerksam auf die Probleme, die der Massentourismus auf der Baleareninsel mit sich bringt. Die Gruppe, die sich zu Deutsch „Die Stadt für die Bewohner“ nennt, brachte symbolisch ein „Geschlossen“-Schild an der Türe des Tourismusministeriums von Mallorca an. Hintergrund für den Protest: Die Immobilienpreise für die Einheimischen steigen, da Wohnungen in Mehrfamilienhäusern als Ferienwohnungen vermietet werden. Quelle

 

Hotspot Katalonien ergreift Maßnahmen

Katalonien empfängt spanienweit die meisten Besucher, allein in der ersten Jahreshälfte 2017 waren es bereits 8,6 Millionen. Zum Vergleich: In die Region Madrid reisten im gleichen zeitgleich 3,3 Millionen. Die Stadtregierung unter Bürgermeisterin Ada Colau hat auf die ausufernden Tourismuszahlen bereits reagiert und verhängte in Barcelona einen Baustopp für weitere Hotels. Außerdem werden gegen Airbnb und Homeway immer wieder Geldstrafen wegen illegaler Wohnungsvermittlungen verhängt.

 

Indess warnen Experten, die für die spanische Wirtschaft so wichtigen Touristen zu vergraulen und verweisen auf die Wertschöpfung, die dank ihnen erwirtschaftet wird. Allein im ersten Halbjahr 2017 gaben Urlauber in Spanien mehr als 37 Millionen Euro aus.

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Rekordsommer 2017

Ob man dem Tourismus nun positiv oder negativ gegenübersteht – ein Ende des Booms ist jedenfalls nicht in Sicht: Heuer werden so viele Urlauber wie noch nie erwartet. Nachdem bereits in der ersten Jahreshälfte mehr als 36 Millionen Besucher registriert wurden, könnte heuer die Gesamtjahresmarke von 75,6 Millionen Spanienurlaubern übertroffen werden, die 2016 erreicht wurde – und sogar die 80 Millionen knacken. Denn im Sommer rechnet die Hotellerie mit einem Zuwachs von 9 % gegenüber dem Vorjahr.

 

Die Touristen stammen hauptsächlich aus den Vereinigten Königreichen, Deutschland und Frankreich: So reisten letztes Jahr 8,6 Millionen Briten, 5,4 Millionen Deutsche und 4,7 Millionen Franzosen nach Spanien.
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