NUTZWERT: Banken und Kontoführung

22.06.2008 - Philipp Dyckerhoff 

Die Eröffnung eines privaten Bankkontos ist für Neuankömmlinge meist einer der ersten Schritte. Einige brauchen ein Bankkonto noch bevor sie tatsächlich nach Spanien umgezogen sind.  Wenn man noch gar nicht in Spanien wohnt und auch noch nicht in Spanien steuerpflichtig ist, kann man ein Konto für ‚no residentes’ eröffnen. Dafür braucht man keine NIE siehe Teil 1 des Zehn-Punkte-Programms für Neuankömmlinge vom 2.6.2008. In diesem Falle werden von der Bank von den Zinserträgen keine Steuern direkt an das Finanzamt überwiesen (in Spanien gibt es eine Abgeltungssteuer von 18 Prozent auf alle Kapitalerträge, zum Vergleich: in Deutschland wird eine Abgeltungssteuer von 25 Prozent zum 1.1.2009 eingeführt).
 
Die Bank fordert vom Kunden eine ‚Declaración de residencia fiscal’ – man muss der Bank also bestätigen, wo man steuerpflichtig ist. Für Ausländer aus anderen Ländern als der EU kann es andere Vorgehensweisen geben. Ein Konto für ‚no residentes’ kann allerdings zu Schwierigkeiten führen: dem Autor ist es zum Beispiel passiert, dass eine eingehende Überweisung von der Bank zurückgewiesen wurde, weil es eine Überweisung für ein Konto für ‚residentes’ war. Im Normalfall sollte man gleich ein Konto für ‚residentes’ eröffnen, dafür braucht man allerdings die NIE. 

Die Deutschen sind es häufig gewöhnt, dass man für ein Girokonto keine laufenden Gebühren zahlt und Überweisungen selbstverständlich nichts kosten. Dies gilt insbesondere für die Direktbanken in Deutschland, bei denen man das Konto über das Internet oder auch das Telefon führt. Umso größer die Überraschung, wenn man in Spanien ein Konto eröffnet und bei einer Überweisung dann ‚erstaunliche’ Gebühren abgebucht werden! Selbst bei Online-Überweisungen erheben viele spanische Banken recht hohe Gebühren, meist einen prozentualen Betrag und häufig eine Mindestgebühr. 

Das macht insbesondere die Überweisung kleinerer Beträge recht teuer. Bei der Kontoeröffnung erwähnt der Bankangestellte das Thema Kosten nicht unbedingt. Auf jeden Fall fragen und sich eine Gebührenübersicht geben bzw. zeigen lassen, wo in den Bedingungen die Gebühren aufgeführt sind. Wenn man ein ‚guter’ Kunde einer Bank ist, können die Gebühren häufig auch verhandelt werden. Wichtig ist für die meisten Deutschsprachigen in Spanien das Thema ‚Überweisung aus dem oder in das europäische(n) Ausland’. Es gibt eine EU-Richtlinie, die vorschreibt, dass Banken für eine Überweisung innerhalb der EU (bis zu einem Betrag von 50.000 Euro) nicht mehr Gebühren verlangen dürfen als für eine nationale Überweisung. Das hat sich bei vielen spanischen Banken leider noch nicht herumgesprochen. Also gut aufpassen und bei der Berechnung zu hoher Gebühren sich unbedingt mit Hinweis auf die EU-Richtlinie beschweren.

Auch in Spanien gibt es Direktbanken, bei denen man weder für die Kontoführung noch für Überweisungen Gebühren bezahlt. Zwei Beispiele sind die ING Direct (holländische ING-Gruppe) und die openbank (gehört zur Banco Santander). Die ING Direct bietet ihr Konto allerdings nur Angestellten an. Die Bedienungsführung bei den spanischen Direktbanken bzw. den online-Zugängen der anderen Banken ist teilweise etwas gewöhnungsbedürftig, die Sicherheitsmaßnahmen nicht sehr fortgeschritten. TAN oder e-TAN hat der Autor bisher bei keiner spanischen Bank gefunden, meist wird für Überweisungen eine Schlüsselnummer (‚clave’) verwendet, von der einzelne Ziffern abgefragt werden.

Insgesamt ist der Service bei den Banken in Spanien nicht ausgesprochen kundenorientiert. Wer in Deutschland immer über die Servicewüste Deutschland klagt, dürfte seine Meinung in Spanien revidieren. Viele Deutsche gehen in Spanien erst einmal zur Deutschen Bank – nach dem Motto ‚ die kennt man und da kann man nicht viel falsch machen’. Leider sind viele dann schnell enttäuscht, denn mit der Deutschen Bank in Deutschland hat die Deutsche Bank in Spanien wenig zu tun – wie einem die Mitarbeiter selbst erklären!

Sicherlich hängt der Service auch vom einzelnen Mitarbeiter der Bank ab. Der Autor kennt Banken, die auch deutschsprachige Kundenbetreuer haben (auch bei der Deutschen Bank eher die Ausnahme) – auch wenn das alleine natürlich keine Garantie für besseren Service ist. Insbesondere wenn man noch wenig Spanisch spricht, sollte man danach fragen – das kann die Dinge sehr erleichtern.

Bevor man ein Konto eröffnet, sollte man prüfen, was einem wichtig ist. Bei einer Direktbank gibt es bei Problemen eben niemanden, der sich für einen einsetzt. Andererseits wird ein (guter!) persönlicher Bankbetreuer zum Beispiel bei fehlender Deckung des Kontos eine Abbuchung nicht gleich zurückweisen, sondern erst den Kunden ansprechen. So etwas kann sehr nützlich sein. Dass solche Dienstleistungen nicht umsonst sein können und letztlich über Gebühren finanziert werden müssen, sollte klar sein. Gerade bei Firmenkonten können solche Dienstleistungen besonders wichtig sein.

Etwas selbstkritisch sollten wir Deutschen auch bedenken, dass wir gegenüber Gebühren und Kosten häufig überempfindlich und vielleicht sogar durch die ‚Geiz-ist-geil’-Mentalität fast schon etwas einseitig ausgerichtet sind. Nichts bezahlen und trotzdem eine persönliche Betreuung passt eben nicht zusammen.

Interessant ist auch Folgendes:
Das spanische Finanzamt kann bei Steuerschulden diese direkt vom Konto des Schuldners abbuchen. Das Gleiche gilt übrigens auch für Strafzettel, die nicht bezahlt wurden. Konten sind für das Finanzamt in Spanien völlig transparent – man vergleiche das mit den Diskussionen, die in Deutschland zu diesem Thema geführt werden! 

Zinseinnahmen müssen nach einer EU-Richtlinie von den Banken über die Grenzen hinweg gemeldet werden. Dies funktioniert in der Praxis zwar (noch) nicht, dürfte sich aber bald ändern. Wenn zum Beispiel ein Deutscher mit Steuerpflicht in Spanien (Steuerausländer in Deutschland) in Deutschland ein Konto eröffnen möchte, muss er der deutschen Bank seine spanische Steuernummer geben. Dies gilt vorerst nur für Zinsen, nicht für Dividenden und Kursgewinne. Eine falsche Abbuchung (auch bei Einzugsermächtigung) kann man online einfach wieder rückgängig machen – im Zweifelsfall sehr praktisch.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass Spanier an ihre Bank eine ganz andere Erwartungshaltung haben als Deutsche. Der Spanier sieht in einer Bank einen Partner fürs Leben und zählt auf seinen persönlichen Berater. Gerade ältere Menschen lieben das Gespräch mit ‚ihrem’ Bankbetreuer. Deutsche operieren bereits viel stärker als die Spanier übers Internet. Sie wechseln schnell die Bank, wenn es irgendwo ein billigeres Angebot gibt.
 

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