TIPP: Eine Reise ins eigene ICH

04.10.2009 - Aglaia Gruber 

„Das Schönste am Jakobsweg sind die Freundschaften, die wir geschlossen haben“, sagt Leonie. Die Abiturientin ist 19 Jahre alt und kommt aus Frankfurt. Zusammen mit ihrem Vater hat sie den Weg in León begonnen und bis Santiago de Compostela 325 Kilometer zurückgelegt. Bei diesem Weg habe sie viel gelernt über sich selber. Der Jakobsweg ist auch eine Reise in die eigene Psyche wie schon der deutsche Kabarettist Hape Kerkeling in seinem Bestseller "Ich bin dann mal weg" schreibt.

Gerade in Krisenzeiten scheinen noch mehr Menschen Bedarf zu haben, sich auf dieser Wanderung neuzuorientieren. Denn laut Eduardo Perez, Vorsitzender des „Pilgerbüros“ (Oficina de Peregrinos) in Santiago, ist die Anzahl der Pilger in den letzten Jahren angewachsen (von Januar bis September 2008: 94 576 und von Januar bis September 2009: 110 255).

„Ein Grund dafür könnte die Krise sein“, meint er. Der beliebteste der vier Wege, ist der „camino francés“, auf dem 80 Prozent von den jährlich circa 150 000 Pilgern nach Santiago wandern. Von Saint Jean Pied de Port, beliebter Ausgangspunkt, sind es 750 Kilometer, circa drei Monate Fußmarsch bis zum Kilometer 0, dem Grab vom heiligen Apostel Jakobus, welcher der Legende nach, auf der spanischen Halbinsel gepredigt haben soll, nachdem Jesus Christus in den Himmel aufgefahren war.

VORBEREITUNG
„Der erste und wichtigste Schritt ist, sich mental und körperlich vorzubereiten“, sagt Perez. Danach sollte man sich gründlich informieren. Am Besten über das Internet: www.peregrinossantiago.es ; www.deutsche-jakobus-gesellschaft.de;
Um am Ziel die Urkunde „La Compostela“ empfangen zu können, braucht man einen Pilgerpass, in dem man die Stempel seiner Stationen sammelt. Diesen kann man entweder in der Pfarrgemeinde erwerben oder über das Internet bestellen.

Daraufhin kann jeder für sich entscheiden, von wo aus er den Jakobsweg beginnen möchte. Nachdem der Flug zu jenem Ort, und am Besten auch gleich der Rückflug von Santiago, gebucht ist, heißt es packen. Das Wichtigste sind Schlafsack, Regengewand, gute Schuhe und Blasenpflaster. Die Herbergen in den Dörfern bzw. Städten müssen NICHT vorreserviert werden. Die meisten Unterkünfte kosten zwischen 3 und 6 Euro pro Nacht, sind dafür aber auch sehr bescheiden gehalten. Platzprobleme gibt es nur im Juli und August.

DER WEG
Für die Urkunde muss man mindestens die letzten 100 Kilometer zu Fuß oder die letzten 200 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegen und sich pro Tag zwei Stempel in das Büchlein eintragen lassen. Die Stempel werden in Herbergen, Bars und Kirchen vergeben. Der durchschnittliche Pilger marschiert täglich rund 30 Kilometer, um rechtzeitig zur nächsten Herberge zu gelangen. Aber das ist kein Muss, jeder kann seinem eigenen Rhythmus folgen. „Das Schlimmste sind die Blasen und der Gestank in manchen Herbergen“, sagt Leonie. Das oftmals feuchte Wetter und das Marschieren stört sie weniger. „Auf dem Weg lernt man Hindernisse zu überwinden und nicht aufzugeben, eine sehr wichtige Lektion für das weitere Leben“, meint Perez, „doch die allerbeste Erfahrung ist die Nächstenliebe und die Solidarität unter den Pilgern“.

Viele Wanderer, wie auch Leonie und ihr Vater, schließen gleich am Anfang Freundschaften mit den „Mitpilgern“, die den ganzen Jakobsweg und manchmal auch das ganze Leben lang anhalten.

Obwohl immer mehr Leute aus touristischen Gründen den Jakobsweg zurücklegen, pilgert immerhin noch knapp die Hälfte aus rein religiösen Motiven - im August 2009 waren es von 35 000 immerhin 15 700.

IN SANTIAGO ANGEKOMMEN

In Santiago angekommen geht es erstmal zum Grab des heiligen Apostels Jakobus, welches sich im Herzen der Kathedrale befindet. Danach weiter zum Pilgerbüro, das zwei Ecken entfernt von der Kathedrale liegt, um sich die Urkunde abzuholen. Es ist angebracht, eine Spende von mindestens zwei Euro zu hinterlassen. Um 12 Uhr mittags füllt sich die Kathedrale zu der berühmten Pilgermesse. Das Highlight ist der riesige Weihrauchkessel, der am Ende der Messe hin und her geschwungen wird.

Herbergen in Santiago gibt es einige, z.B.: El albergue Monte do Gozo mit 500 Plätzen.

En kleiner Supermarkt direkt in der Altstadt (casco antiguo) befindet sich auf dem Plaza Cervantes, ein größerer auf dem Platz „El Toral“.

DIE KATHEDRALE – Das Ziel aller Pilger
Die berühmte Kathedrale von Santiago wurde 1075 auf den Resten der Kirchen errichtet, die dort erbaut wurden, wo, der Legende nach, die Gebeine des heiligen Apostels Jakobus gefunden worden waren.

1168 bis 1188 wurde der berühmte „Pórtico de la Gloria“ (Tor der Herrlichkeit) innerhalb des Haupteingangs von Meister Mateo, dem wichtigsten Künstler und Bildhauer auf der Iberischen Halbinsel seinerzeit, gemeißelt. Der Portikus zählt zu den weltweit wertvollsten Meisterwerken des romanischen Baustils.

Im Zuge der Renovierungsarbeiten dürfen Besucher momentan so nah wie noch nie zuvor an die Figuren des Portikus ran. Die Fundación Barrié de la Maza, die das Restaurierungsprojekt mit insgesamt fünf Millionen Euro finanziert, bietet gratis Führungen an. Reservierung unter: http://www.reservasportico.es/

Comentarios (0) :

Comentar artículo
Archivo de artículos
  • 25.03.2024 [Comentarios: 0]

    Die Vielfalt der Osterfeierlichkeiten in Spanien: Ein Blick auf einzigartige Traditionen

    In den Grundfesten des christlichen Kalenders steht das Ereignis der Passion, des Todes und der Auferstehung Jesu von Nazareth, das zur Feier der Osterwoche führt. Dieses katholische Fest beginnt am Palmsonntag und endet mit dem Osterfest. Die Auferstehung Jesu wird am Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlingsäquinoktiums gefeiert... más

  • 29.02.2024 [Comentarios: 0]

    Frühlingserwachen in Murcia: Blütenpracht und Klimaextreme

    Im malerischen Hinterland der Region Murcia im sonnigen Süden Spaniens entfaltet sich im Februar ein beeindruckendes Schauspiel der Natur. Ein Meer von Farben, von zartem Rosa über leuchtendes Pink bis hin zu strahlendem Weiß, breitet sich über die Landschaft aus. Millionen von Mandel-, Pfirsich- und Aprikosenbäumen erblühen und.. más

  • 17.11.2023 [Comentarios: 0]

    Montanejos in Castellón: Ein Naturparadies mit Thermalquellen

    Montanejos ist ein malerisches Dorf in der Provinz Castellón im Osten Spaniens, das sich inmitten der beeindruckenden Landschaft des Binnenlands der Comunidad Valenciana erstreckt. Dieses Reiseziel ist nicht nur für seine natürlichen Schönheiten und Outdoor-Aktivitäten bekannt, sondern hat auch eine faszinierende Geschichte und Tradition... más

  • 22.09.2023 [Comentarios: 0]

    Burgen und Schlösser in Spanien: Burg Guzmán el Bueno in Tarifa

    Das Castillo de Tarifa ist eine beeindruckende Festung aus dem 10. Jahrhundert, die auf einer Klippe über dem Meer auf einem Hügel in der südspanischen Stadt Tarifa liegt. Es ist die südlichste Burg Europas, aufgrund seiner historischen Bedeutung und Architektur ein wichtiges Kulturgut in Spanien und wurde zum Nationaldenkmal erklärt. Es .. más

  • 15.09.2023 [Comentarios: 0]

    Das spanische Dorf Setenil de las Bodegas, wo die Geschichte in den Felsen eingraviert ist

    In den malerischen Hügeln Andalusiens, wo die Sonne die Landschaft in ein leuchtendes Gemälde verwandelt, liegt das bezaubernde Dorf Setenil de las Bodegas. Das Besondere an Setenil liegt nicht nur in seiner atemberaubenden Schönheit, sondern auch in seiner einzigartigen Architektur, die die Geschichte des Dorfes in den Felsen .. más

  • 31.08.2023 [Comentarios: 0]

    Die Entwicklung der FFK an Stränden in Spanien: Ein Blick auf Vergangenheit und Freiheit

    Die Wurzeln des Naturismus in Spanien reichen bis in die frühen 1900er Jahre zurück, als diese Bewegung mit anarchistischen Strömungen in Spanien Fuß fasste. Doch nach dem Bürgerkrieg und der Ära der Diktatur war es in Spanien verboten, nackt an den Stränden zu sein. Die konservative und moralistische Haltung des Franco-Regimes gegenüber .. más

  • 26.07.2023 [Comentarios: 0]

    Die Alhambra, ein Meisterwerk der maurischen Architektur in Granada

    Die Alhambra ist ein beeindruckendes Beispiel für die maurische Architektur und Kunst des Mittelalters. Die Festung, die sich auf einem Hügel in Granada erhebt, wurde im 13. Jahrhundert von den Nasriden, einer muslimischen Dynastie, erbaut und später von anderen Herrschern erweitert und renoviert. Heute ist die Alhambra eine der bekanntes.. más

  • 04.05.2023 [Comentarios: 0]

    Das Fest der Innenhöfe in Córdoba

    Vom 2. bis zum 14. Mai 2023 feiert die andalusische Stadt Córdoba das alljährliche Festival de Patios, auch bekannt als Fiesta de los Patios. Dieses Festival ist eine Hommage an die prächtigen Innenhöfe, für die Córdoba in ganz Spanien bekannt ist. Die Innenhöfe der Stadt, die voller Blumen und Dekorationen sind, werden normalerweise von.. más

  • 20.04.2023 [Comentarios: 0]

    Burgen und Schlösser in Spanien: Die Burg von Peñafiel in der Provinz Valladolid

    Die Burg von Peñafiel ist eine imposante Festung im Herzen des Weinanbaugebiets Ribera del Duero in Kastilien und León, in der Provinz Valladolid. Sie stammt aus dem 10. Jahrhundert und wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert und umgebaut. Heute ist sie ein Nationaldenkmal und als beeindruckendes Beispiel für die.. más

  • 13.03.2023 [Comentarios: 0]

    Burgen und Schlösser in Spanien: Die Burg Coca in der Provinz Segovia

    Das Castillo de Coca ist eine beeindruckende Burg im spanischen Kastilien und León, in der Provinz Segovia. Coca ist eine Kleinstadt ca. 50 km nordwestlich von Segovia. Die Burg ist ein Meisterwerk der gotischen Militärarchitektur und wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Sie ist eine der am besten erhaltenen Burgen Spaniens. Geschichte der .. más