Jugendarbeitslosigkeit und Alkoholismus in Spanien - Generation Hoffnungslos

27.03.2017 - Elke Perzl 

Nach der großen Krise macht Spaniens Wirtschaft wieder vermehrt positive Schlagzeilen. Die Zeichen stehen auf Besserung, auch der Arbeitsmarkt erholt sich zunehmend von der Depression der letzten Jahre.

 

Jedoch kommen diese positiven Signale nicht bei allen an - die Jugend Spaniens hat noch immer größte Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Job - die Arbeitslosenquote liegt bei Berufseinsteigern noch immer bei 42 Prozent. Nur wenige Jugendliche haben eine feste Anstellung, oft halten sie sich nur mit befristeten Jobs und mit der Hilfe ihrer Familie über Wasser. Gefangen in dieser Spirale haben nur wenige Hoffnung auf Besserung.

 

Diese Perspektivlosigkeit und die noch weit verbreitete Verharmlosung der Gefahren der Droge Alkohol führen zu einem nicht komplett neuen jedoch neue Dimensionen annehmenden Problem: Immer mehr und immer jüngere Jugendliche trinken regelmäßig Alkohol. Inzwischen gehen Sozialarbeiter davon aus, dass beinahe 80 Prozent der spanischen Jugendlichen unter 18 Jahren sich regelmäßig betrinken. Dabei liegt das Einstiegsalter der Jugendlichen durchschnittlich bei 13,7 Jahren.

 

In diesem Alter ist die Gehirnregion, die für die Vernunft zuständig ist, noch nicht voll entwickelt, daher werden die Gefahren des Trinkens vollkommen ausgeblendet.

 

Sozialarbeiter versuchen, durch Aufklärungskampagnen in den Ausgehvierteln der Städte, die Jugendlichen behutsam auf die Gefahren des Alkoholkonsums aufmerksam zu machen: Zum Beispiel mit sogenannten Rauschbrillen, die die verschwommen Sicht eines Vollrausches simulieren und den Jugendlichen so aufzeigen sollen, wie hilflos Alkohol machen kann.

 

Seit vier Jahren schon versucht das spanische Gesundheitsministerium mit ihrem „Plan Nacional Sobre Drogas“ (PNSD) durch Medienkampagnen, die bewusst ohne Verbote oder dramatische Warnungen durch positive Kommunikation Jugendliche für dieses Thema sensibilisieren und gesunde alternative Freizeitaktivitäten aufzeigen.

 

Auch die Organisation „Fundación de Ayuda contra la Drogadicción“ (FAD) startete im Dezember 2016 unter der Schirmherrschaft von Spaniens Königin Letizia mit einer groß angelegten Kampagne zur Drogenprävention bei Jugendlichen.

 

Ziel der Kampagne ist es auch, ein stärkeres gesellschaftliches Bewusstsein für dieses Problem zu schaffen, denn das öffentliche Interesse entsteht oft erst dann, wenn betrunkene oder unter Drogeneinfluss stehende Jugendliche sich daneben benehmen und zum Beispiel in Hauseingänge urinieren oder zu laut sind.

 

Soziologen führen allerdings immer wieder an, dass das Problem ohne eine Verbesserung der Zukunftsperspektiven nicht lösbar ist. Solange Jugendlichen schon in der Schule keinen Sinn am Erreichen eines Schulabschlusses sehen und später in einer Spirale aus ungeregelten Tagesabläufen und finanzieller Abhängigkeit von den Eltern feststecken, wird Alkoholismus und Drogenkonsum kaum einzudämmen sein.

 

Victor Reloba, Vizepräsident des "Rats der Spanischen Jugend“ betont, welche Auswirkungen das Fehlen von Perspektiven hat: "Man kann nicht mehr über sein Leben entscheiden, und die Frustration beschädigt Psyche und Selbstbewusstsein. Wir müssen in Forschung und Entwicklung investieren und in Branchen mit hoher Wertschöpfung. Aber es muss schnell gehen, damit wir nicht eine ganze Generation verlieren."

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