Barcelona kämpft gegen die Touristenflut!

05.04.2017 - Meike von Lojewski / Barcelona für Deutsche 

Barcelona ist ein beliebtes Urlaubsziel. Das beweisen die Tourismuszahlen aus dem vergangenen Jahr: Während die Stadt 1990 noch 118 Hotels zählte, die den Behörden 1,7 Millionen Übernachtungen meldeten, waren es 2016 426 Hotels sowie 430 Herbergen und Pensionen, die es zusammen auf knapp 17 Millionen Übernachtungen brachten. Hinzu kommen die Tagestouristen, die mit Busen oder Kreuzfahrtschiffen in die katalanische Hauptstadt gebracht werden. Damit hat sich Barcelona hinter London, Paris und Rom auf Platz vier der meist besuchten Metropolen der Welt katapultiert.

 

Auch wenn durch diesen Ansturm die Kassen der Stadtverwaltung klingeln, gehen die Bürger mittlerweile auf die Barrikaden und fordern Abhilfe. Vielerorts sieht man derzeit Spruchbänder oder besprühte Wände mit der Aufforderung: “Tourist go home!” (“Touristen, geht nach Hause”). Die Bewohner machen auf diese Weise ihrem Ärger Luft, da sie an manchen Wochenenden kaum einen Fuss vor die Tür setzen können, ohne in den engen Strassen der Altstadt herumgeschubst zu werden. Ausserdem beklagen sie, dass kleine Einzelhändler, die Brot, Lebensmittel oder Getränke verkaufen, von Touristenshops verdrängt und Mietpreise in die Höhe schiessen würden. Der Dank seien grölende Touristen, die vor allem nachts randalierten.

 

Doch die Bürger von Barcelona haben offene Ohren gefunden. "Wir wollen nicht wie Venedig werden!" Mit dieser Parole wurde die linksalternative Aktivistin Ada Colau im Mai 2015 zur Oberbürgermeisterin gewählt, und seitdem versucht sie, ihr Wahlversprechen Schritt für Schritt umzusetzen. Venedig habe keine Lebensqualität mehr und dies wolle sie “ihrer” Stadt ersparen.


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Als erstes wurde die Vergabe von Lizenzen für den Bau neuer Hotels drastisch eingeschränkt, für die Innenstadt sogar ganz eingestellt. Die Investoren haben seitdem mindestens 30 fest geplante Projekte gestrichen, doch stehen dafür mehrere Prozesse um Entschädigung an. Ausserdem werden Apartmentvermittler im Internet kontrolliert, an erster Stelle die Branchengröße Airbnb. Das Unternehmen musste bereits eine Konventionalstrafe von 600.000 Euro zahlen, da es Verträge mit 3.812 Eigentümern ohne städtische Lizenz abgeschlossen hatte. Auch der Wildwuchs der zigtausend privaten Touristenapartments wird gestoppt: Wer ohne Erlaubnis seine vier Wände an Reisende vermietet, muss mit hohen Strafen rechnen.

 

Die Regierung von Barcelona will den Tourismus nicht nur eindämmen, sondern auch lenken. Statt grölender Junggesellenabschiede will sie Bildungs- und Kulturtouristen anziehen. Ob dieser Plan aufgeht, wird sich allerdings erst in einigen Jahren zeigen.


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