ERFAHRUNGSBERICHT: Meeting auf Spanisch

21.05.2007 - Martina Frank und Jürgen Beisswenger 

Das Mitin, so wird es in Spanisch ausgesprochen, ist für Dienstag 9 Uhr angesetzt. Bereits am Montag ab 20 Uhr überschlagen sich die Mails bezüglich dieses Termins. "Se me han complicado las cosas", also wird aus 9 Uhr zuerst 11.30 Uhr, dann 12.30 Uhr, dann Mittwoch, schließlich wird der Montag der nächsten Woche als Stichtag festgehalten. Um 12 Uhr soll das Mitin beginnen. Der erste Teilnehmer kommt mit zehn Minuten Verspätung, nach und nach vervollständigt sich der Kreis, so dass mit etwas weniger als einer Stunde Verspätung die Sitzung beginnen kann. Die Wartezeit wurde nützlich mit Telefonieren verbracht. Nach ausführlicher Besprechung der individuellen Probleme des Zuspätkommens sowie des Beschwerens über die Langatmigkeit der Gesprächspartner am Telefon folgt ein nahtloser Übergang in den Smalltalk über das Wetter, neue Restaurants und gemeinsame Bekannte und Prominente. Durch den Einwurf der Frage: ¿Vamos a tomar algo? wird ein kollektives Hungergefühl hervorgerufen, welches unmittelbar in der Bar um die Ecke gestillt werden muss. Beim "Tapas essen" werden die im Vorfeld begonnenen Beziehungen mit geteiltem Essen vertieft und in nun schon fast freundschaftlicher Atmosphäre der Smalltalk fortgesetzt. Mit geballtem Wissen über Person und Umstände der einzelnen Teilnehmer finden sich die Netzwerke zusammen und mit einem: "Si necesitas ayuda" oder "Siempre cuando quieras" endet der wichtigste Teil des Mitins. Nachdem der Magen befriedigt, die emotionale Stimmung gehoben ist und das nötige Beziehungsgeflecht geschaffen ist, geht es in die letzte Runde. Der Punkt "Sonstiges" wird den eigentlichen Tagesordnungspunkten vorgezogen - politische und soziale Themen bedürfen einer ausgiebigen Erörterung. Für Deutsche eine etwas ungewöhnliche Reihenfolge und Vermischung von Privatem mit Beruflichem. Aber aus unserer Erfahrung funktioniert das spanische Mitin genauso gut wie das durchdachte deutsche. Der Weg zum Ziel geht halt über Netzwerke. Man muss sich nur anpassen und kommt am Ende genauso schnell an.

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