HINTERGRUND: Distanz schafft Nähe

04.08.2010 - Deike Werner 

Fernbeziehungen – diese Form von Partnerschaften nimmt in jenen Gesellschaften zu, deren Bevölkerung mobil über Grenzen hinweg lebt, liebt, studiert und arbeitet. Was unterscheidet ein Paar, das stetig Tisch, Bett und Stuhl und womöglich noch den Arbeitsplatz teilt - also geschlagene 24 Stunden miteinander verbringt - von einem Paar, das Grenzen von mehreren tausend Kilometern überwinden muss und sich nur alle ein bis zwei Monate, womöglich noch seltener sehen kann?

Laut Fanny Jimenez, die sich dem Thema Fernbeziehung als Untersuchungsgegenstand ihrer Psychologie-Doktorarbeit widmet, kann schon mal eines vorweg genommen werden: Fernbeziehungspaare sollen glücklicher sein als jene Paare, die in einer „herkömmlichen“ Partnerschaft leben! 1 500 Menschen im Alter von 18 bis 66 Jahren wurden dazu befragt, alle leben oder lebten bereits in der Fernbeziehung.

Im 21. Jahrhundert ist Kommunikation zum Kinderspiel geworden, Grenzen von Zeit und Raum können durchbrochen werden, all dies ist dem untersuchten Beziehungsmuster sehr dienlich. (SMS, Telefon, E-Mail, Videotelefonie, Mobiltelefone, Chat, Briefe und Postkarten etc. sind dabei die häufig verwendeten Kommunikationsmittel zur Übertragung süßer oder alltäglicher Liebesnachrichten.) So meint man, Fernbeziehungen seien ein Segen für die Beteiligten? Laut Jimenez` Untersuchung nur für die ersten drei Jahre! Danach ist ein Abflauen zu verspüren, wenn die Beteiligten weiter in ihrer Fernbeziehung verharren.

Geheimrezepte für erfolgreiche Beziehungen dieser Art gibt es nicht, aber folgende Hinweise können gegeben werden: Diese Form der Distanz braucht strenge Regelungen, die den Alltag des anderen durchschaubar machen, der ja eigentlich nicht miteinander geteilt wird. Themen sind: gemeinsame Finanzen, Zukunftspläne etc. Nur 50 Prozent haben Vereinbarungen über Treue, wobei allgemein die männliche Treue in der Distanz gefördert würde, laut Psychologin Jimenez, jedoch gelte dies interessanterweise nicht für Frauen, denn diese erlauben sich trotz ihrer Fernbeziehung, die sie zwar sehr ernst nehmen, dennoch die ein oder andere geheime Liaison!

Liebe sollte also generell nicht über Zusammenleben definiert werden, viele Paare zerbrechen am Alltag, dieser kann in der zunehmenden Form der Distanzpartnerschaft durchaus ein paar Jahre nach hinten verlagert werden. Und bei den Zusammenkünften werden eben oftmals nur die schönsten Seiten dieser Art der Beziehungen „mitgenommen“ zur Freude beider Beteiligten.

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