HINTERGRUND: Inditex setzt auf Logistik

18.02.2009 - Stefanie Claudia Müller 

Das galicische Unternehmen Inditex ist inzwischen gemäß seiner Geschäftszahl das größte Textilunternehmen der Welt. Für die Bank Exane BNP ist der Mutterkonzern von Zara auch die am besten auf die Krise vorbereitete Modefirma. Dort glaubt man, dass die Spanier ihre über 4 200 Geschäfte am besten international gestreut haben und damit Umsatzverluste in Europa, durch Läden in Lateinamerika und Asien ausgleichen können.

Die Kosten könnten sie durch die Eigen-Logistik und zum großen Teil eigene Produktion besser kontrollieren als andere Wettbewerber. „Die Schnelligkeit, die sie durch den eigenen Vertrieb erzielen, vor allem bei ihrem Massen-Label Zara, sorgt zudem dafür, dass sie ihren Umsatz trotz Krise steigern können”, sagt Daniel Corsten, Logistikexperte von der IE Business Schule. In den ersten neun Monaten 2008 konnten die Einnahmen um 14 Prozent auf 7,35 Milliarden Euro erhöht werden. Der Nettogewinn stieg jedoch nur um zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bisher war das Unternehmen auch hier zweistellige Wachstumszahlen gewöhnt.

Durch neueste Technologie und höchste Effizienz schafft Inditex es dennoch, die Logistik-Kosten so niedrig wie möglich zu halten, auch wenn sie höher sind als bei Konkurrenten wie zum Beispiel dem Warenhaus El Corte Inglés, das einen Großteil der Logistik ausgegliedert hat. „Für uns ist sie Kerngeschäft, das gesamte Geschäftsmodell von Zara ist darauf aufgebaut, die zweimalige Belieferung der Geschäfte pro Woche rund um den Globus zu garantieren”, sagt Jesús Echevarría, Sprecher des Konzerns. Deswegen hat das Unternehmen jetzt auch seinen eigenes Transitunternehmen gegründet.

Als Haupt-Transportweg setzt Inditex derzeit immer noch auf die Straße, weil sie die Ware am schnellsten zu den Geschäften bringt, Ladenketten von Zara leben davon, dass alle zwei Monate das Sortiment komplett ausgetauscht wird. Deswegen setzt Inditex auch immer noch auf eigene Vertriebszentren, die auch mit eigener Technologie ausgestattet werden. Derzeit unterhalten die Spanier diese ausschließlich in Europa. „Aber wir schließen in der Zukunft Umschlagzentren in anderen Ländern nicht aus”, sagt Echevarría. Noch mache es keinen Sinn, da die Spanier den Großteil ihrer Ware immer noch in Europa umschlagen, die meisten neuen Läden wurden in diesem Jahr in Spanien eröffnet. Neue Ketten wie Oysho, Zara Home und Uterqüe werden erst einmal zuhause groß gemacht, bevor sie ins Ausland expandieren. „Noch sind wir mit dem aktuellen System schnell genug”, sagt Echevarría.

Ein gutes Beispiel dafür, wie effizient Inditex arbeitet, ist das Vertriebszentrum Meco bei Madrid, das für die gesamte Belieferung der Kinderlinie von Inditex zuständig ist, ein immer größeres Segment für den Konzern. Ebenso wird dort für den Hauswaren-Hersteller Zara Home ausgeliefert. Auf den 140 000 Quadratmetern arbeiten nur noch 1 000 Mitarbeiter. Maschinen erledigen mit höchster Effizienz einen Großteil der Sortier-, Etikettier- und Ladearbeiten. 60 Millionen Euro hat das Vertriebszentrum gekostet, in dem es so sauber ist wie in einem Krankenhaus. „Da sind wir besonders stolz drauf”, sagt Echevarría. Menschen sieht man hier kaum noch, Maschinen sortieren, packen und liefern direkt in die Lastwagen.

Noch geht diese Rechnung für die Spanier auf. Inzwischen kopieren Wettbewerber wie H & M bereits einige der "Inditex-Methoden", wie zum Beispiel das Führen von mehreren Geschäftslinien und die Produktion in Europa. Der schwedische Konkurrent hat gemerkt, dass bei einer, wie in seinem Fall, ausschließlich in Asien angesiedelten Produktion die Logistikkosten sehr hoch sind. Denn H & M hält immer noch die meisten Läden in Europa. Und auch das Komplementieren des gesamten Textilbedarfs einer Familie, wie es Inditex anbietet, wird inzwischen beim Wettbewerber als ein nachzuahmendes Modell angesehen.

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