HINTERGRUND: Manresa - hier entstand der Jesuitenorden

28.05.2008 - Judith de la Vega 

Unweit der gewaltigen Klosteranlage Montserrat liegt, im Tal des Llobregatflusses der bei Barcelona ins Meer mündet, der alte Ort Manresa. Manresa ist die Hauptstadt der Comarca Bages in der Provinz Barcelona. Die Stadt liegt ungefähr 70 km nördlich von Barcelona, im Herzen Kataloniens.

Wie eigentlich immer in Spanien geht die Geschichte dieses Ortes auf die Römerzeit zurück. Damals hieß sie Minoresa und viel mehr als ein Marktflecken wird sie damals nicht gewesen sein. Aber als nach dem Maureneinfall die Reconquista, die Wiedereroberung Spaniens für das Christentum einsetzte, bekam diese Gegend eine große strategische Bedeutung. So soll es der erste Katalanenherrscher Guifré el Pelós ( Wilfred der Behaarte) gewesen sein, der hier eine mächtige Grafschaft als Bollwerk gegen die ungläubigen Muslime errichtete: el Comtat de Manresa. 1328 wurde der Bau einer Kirche zum höheren Ruhme Gottes beschlossen. Die fiel so großartig aus, dass sie, die wie auf einer Akropolis thront, der Kathedrale von Barcelona kaum nachsteht. Leider wurde diese bei beim Spanischen Erbfolgekrieg 1714 und beim Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges 1936 schwer beschädigt, verwüstet und geplündert. Die architektonischen Besonderheiten dieser Kirche sind so bemerkenswert sind, das die Bürger von Manresa ihren Bau von Anfang an Seu („Sitz“) nannten, eine Bezeichnung, die ausschließlich Bischofskirchen vorbehalten war. Dabei war Manresa nie ein selbständiges Bistum, sondern unterstand der Diözese von Vic.

Die wertvollste Statue der Kathedrale von Manresa war die Darstellung der Mare de Deu de l’Alba (Muttergottes der Morgenröte). Sie wurde 1979, also zu einer Zeit absoluten Friedens, durch Brandstiftung zerstört. Was man heute sehen kann, ist lediglich eine Kopie. Historisch gesichert ist, dass sich der Begründer des Jesuitenordens, Ignacio de Loyola, vor dem Bild der Muttergottes der Morgenröte verneigt und sie um Unterstützung bei seinen frommen Vorsätzen gebeten hat. Loyola war ein spät Bekehrter und bei den Geistlichen nicht gern gesehen - das Seelenheil der Menschen sollte ihnen allein anvertraut bleiben! Er hatte daher die größte Mühe, seinen Orden zu gründen, der in den folgenden Jahrhunderten einen hervorragenden Platz im kulturellen und religiösen Leben Spaniens einnehmen sollte. Die Jesuiten waren die Träger von Bildung und Erziehung, im Mittelalter konnten fast nur Klosterbrüder und Geistliche lesen und schreiben.

Manresa gilt heute unbestritten als der geistige Hort des Jesuitengedankens und Geburtsort des gleichnamigen Ordens.
Wenn man heute Manresa besucht, ist von der spirituellen Vergangenheit nicht mehr viel zu spüren, denn der Ort wurde im Industriezeitalter mit vielen Fabriken durchsetzt. Trotzdem lohnt ein Stadtrundgang.

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