HINTERGRUND: Milliarden Euro teure Dürre

29.09.2008 - Barcelona für Deutsche 

Wassermangel und Dürren in Spanien: Durch Verschwendung, illegalem Raubbau und Missmanagement trocknet die Agrarindustrie weite Teile der Iberischen Halbinsel seit Jahren systematisch aus. Die Folgen: Flüsse versiegen, der Grundwasserspiegel sinkt, Feuchtgebiete verschwinden. Das ist nicht nur eine ökologische Katastrophe, sondern auch ein ökonomisches Desaster riesigen Ausmasses.

Nach WWF-Informationen pumpte die Europäische Union innerhalb von sechs Jahren knapp 5,4 Milliarden Euro an Subventionen in ein ökologisch unverantwortliches und ökonomisch defizitäres Wassermanagement - und das alleine in Spanien. Selbstredend erhalten auch die anderen Mittelmeerstaaten - wie etwa Griechenland oder Italien - Subventionen in Milliardenhöhe. "Die EU subventioniert nach dem Gießkannenprinzip. Nachhaltige, effiziente und sinnvolle Bewässerung spielt dabei keine Rolle. Im Gegenteil. Die Subventionen befördern die Wasserverschwendung der Agrarindustrie und verschlimmern das Problem, anstatt es zu bekämpfen", erklärt WWF-Wasserexperte Martin Geiger.

In der spanischen Landwirtschaft ist es längst gängige Praxis, dass auch Olivenhaine oder Weinreben, die eigentlich ohne künstliche Bewässerung auskommen würden, zusätzlich gegossen werden. Und zwar nur, um Wasser-Subventionen aus den EU-Fördertöpfen zu erhalten. Die knapp 5,4 Milliarden Euro Subventionen für Spanien setzten sich nach Recherchen des WWFs aus 3,66 Milliarden Euro Strukturfonds und 1,72 Milliarden Euro Kohäsionsfonds zusammen.

Hinzu kamen im Jahr 2007 noch - anteilig - geschätzte 800 Millionen Euro (2006: 803 Millionen Euro / 2005: 952 Millionen Euro) Subventionen für die Baumwollproduktion, hier ist Spanien neben Griechenland wichtigster Empfänger. "Baumwolle saugt nicht nur die EU-Gelder auf, sondern auch das Wasser aus dem Boden. Es macht ökonomisch wie ökologisch einfach keinen Sinn, in Spanien oder Griechenland die extrem durstige Baumwolle anzubauen", sagt Martin Geiger.

Anlässlich des EU-Wassertags "European Day on Water Scarcity and Drought" am 5. September auf der EXPO in Zaragoza, bei dem sich hochrangige Politiker, darunter der EU-Umweltkommissar Stavros Dimas, mit der Wasserproblematik in der Union auseinandersetzen, fordert der WWF Deutschland einen sofortigen Stopp der Wasser- und Steuergeldverschwendung. "Der Irrsinn muss ein Ende haben", erklärt Martin Geiger. "Die Mittelmeerregion droht auszutrocknen und Brüssel subventioniert diese ökologische Katastrophe. Die EU täte gut daran, mit diesen Geldern eine nachhaltiges Wassermanagement zu unterstützen, anstatt die Agrarbetriebe in ihrem verantwortungslosen Wasserverbrauch noch zu befeuern."

Kommentare (0) :

Artikel kommentieren
Artikel-Archiv
  • 02.02.2024 [Kommentare: 0]

    Valencia: Europas Grüne Hauptstadt 2024 - Naturschönheiten und Nachhaltigkeit im Fokus

    Valencia ist dieses Jahr stolz als "Grüne Hauptstadt Europas" ausgezeichnet zu sein, eine Anerkennung der Europäischen Kommission für vorbildliche Umweltbemühungen. Die Stadt mit über 100.000 Einwohnern hat sich entschieden für Nachhaltigkeit und die Minimierung ihres ökologischen Fußabdrucks eingesetzt. Ein genauerer Blick auf die.. Artikel weiterlesen

  • 04.10.2023 [Kommentare: 0]

    Die Banane der Kanaren: Eine einzigartige Delikatesse mit Geschichte

    Die Kanarischen Inseln sind bekannt für ihre atemberaubende Landschaft, ihr angenehmes Klima und ihre einzigartige Kultur. Doch eine der köstlichsten und charakteristischsten Exporte dieser Inselgruppe ist zweifelsohne der "Plátano de Canarias". Dieser leckere Genuss unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von seinen tropischen Verwandte.. Artikel weiterlesen

  • 26.05.2023 [Kommentare: 2]

    Dr. Dieter Wienberg: Ein Deutscher, der die Landwirtschaft in Spanien revolutionierte

    Dr. Dieter Wienberg, ein herausragender Agrarforscher, hat 1961 die Finca Experimental La Mayora gegründet, die sich in Algarrobo in der Provinz Málaga im Süden Spaniens befindet. Mit dieser Gründung, ein Ergebnis eines deutsch-spanischen Abkommens, schuf Dr. Wienberg ein wichtiges Zentrum für Agrarforschung und -entwicklung, das bis .. Artikel weiterlesen

  • 20.03.2023 [Kommentare: 0]

    Nebelfänger gegen Dürre und Trockenheit in Spanien

    Wie Spanien mit innovativer Technologie aus Nebel Wasser generieren möchte In Spanien und Portugal wurde 2020 von „Life Nieblas“ ein bahnbrechendes Projekt gegen die Dürre gestartet: Nebelkollektoren sollen Nebel in Wasser umwandeln und somit u.a. die Wiederaufforstung von Waldbränden geschädigten Flächen fördern. Das Pilotprojekt .. Artikel weiterlesen

  • 13.05.2022 [Kommentare: 0]

    Bandera Azul, Auszeichnung von Spaniens Stränden und Häfen

    Wie jedes Jahr, ist auch dieses Jahr die Bandera Azul - die Blaue Flagge - an viele Strände und Häfen Spaniens vergeben worden. Dies ist Gütesiegel für Strände und Küstenabschnitte, die besonders sauber sind und umweltfreundlich bewirtschaftet werden. Spanien bekommt in diesem Jahr 729 Blaue Flaggen verliehen, das sind 16 mehr als im.. Artikel weiterlesen

  • 06.05.2022 [Kommentare: 0]

    Gratis Leitungswasser in Restaurants und Hotels in Spanien

    Bisher war es nicht selbstverständlich, dass die Gastronomie Wasser in Form von Leitungs- oder Flaschenwasser auf den Tisch stellte, ohne es zu berechnen. Nun sind seit April Restaurants und Hotels dazu verpflichtet, den Gästen kostenloses Leitungswasser anzubieten. Die Entscheidung liegt jetzt also bei den Verbrauchern selbst, ob sie.. Artikel weiterlesen

  • 01.03.2021 [Kommentare: 0]

    Spanische Oliven und ihr Öl, das flüssige Gold Spaniens

    Derzeit ist die Olive die am häufigsten angebaute Obstsorte der Welt. Mit einem Anteil von 60 % an der Produktion in der Europäischen Union und 45 % weltweit, ist Spanien unangefochtener Spitzenreiter und übertrifft die Zahlen seines engsten Konkurrenten Italien um das Doppelte. Spanien ist derzeit der weltweit größte Tafelolivenproduzent.. Artikel weiterlesen

  • 12.09.2019 [Kommentare: 0]

    Das Wetterphänomen “Gota Fría” (Kaltlufttropfen) an der Ostküste Spaniens und auf den Balearen

    Wolkenbrüche, Stürme und Fluten – das alles klingt so gar nicht nach dem sonnigen Urlaubsspanien wie wir es kennen. Doch jedes Jahr kommt es an den Küsten Spaniens zu heftigen Niederschlagsereignissen. Gerade im Osten der Halbinsel und auf den Balearen regnet es zum Teil an einem Tag so viel wie im Rest des Jahres zusammen. Die Folgen.. Artikel weiterlesen

  • 28.04.2019 [Kommentare: 0]

    Sommer, Sonne, Sonnenschein - die Solarkraft Spaniens erlebt wieder einen Aufschwung

    Spanien und Sonne – zwei Begriffe, die in unserer Vorstellung unmittelbar zusammen gehören. Dass Solarenergie auf der Halbinsel ein großes Potenzial hat, liegt nahe. In einem Großteil der Halbinsel gibt es um die 300 Sonnentage pro Jahr, im Süden scheint die Sonne zum Teil bis zu 3000 Stunden. Doch wird dieses Potenzial überhaupt genutzt?.. Artikel weiterlesen

  • 15.02.2019 [Kommentare: 0]

    Die 10 schönsten Orte, um die Mandelblüte in Spanien zu erleben

    Nach den Vereinigten Staaten ist Spanien der zweitgrößte Mandelproduzent weltweit. Gerade jetzt, am Anfang des Jahres, blühen die Täler und Wiesen Spaniens in strahlenden Weiß auf. Das Land bietet eine Vielzahl schöner Orte, an denen man das Spektakel der Mandelblüte bewundern kann. Wir möchten ihnen ein paar davon vorstellen. 1. Parqu.. Artikel weiterlesen