HINTERGRUND: Wie die Schwestern Koplowitz Unternehmen kaufen, gründen und teilen und damit ihr Geld vermehren

16.12.2007 - Stefanie Claudia Müller 

Sie sind schön, sie sind reich, sie sind Schwestern und sie sind clever genug, um eine guten Rat nicht auszuschlagen. Die schwarzhaarige 57jährige Esther und die 54jährige braunhaarige Alicia Koplowitz (siehe Foto) haben nur ein Ziel vor Augen: ihr Geld zu vermehren und das möglichst diskret. Geschickt haben die Schwestern um ihr jeweiliges Beteiligungsimperium wohltätige Stiftungen aufgebaut, um nicht als das abgestempelt zu werden, was sie eigentlich sind: die reichsten Frauen Spaniens. Die eine hat ihr Geld auf wenige Unternehmen gesetzt, die andere setzt vor allem auf Fonds und viele kleine Beteiligungen. 

Alicia Koplowitz rangiert mit einem Vermögen von fünf Milliarden US-Dollar auf Platz 158 des Forbes-Ranking, ihre Schwester Esther kommt mit 5,6 Milliarden US-Dollar sogar auf Platz 137. Drei Jahre zuvor kamen sie gemäß Forbes gerade mal auf weniger als die Hälfte dieses Betrages. Sie haben dafür hart gearbeitet. Weil die Schwestern jedoch keine Interviews geben und auch sonst bei ihren Firmen eher im Hintergrund agieren, wissen nur wenige Spanier, das beide mehr als nur schön sind.
Beide sind nicht nur Trägerin des spanischen Verdienstkreuzes, la Gran Cruz de la Orden del Mérito Civil, verliehen im Jahr 2001 (Esther) und 2003 (Alicia) vom damaligen Premier José María Aznar, der die „gesellschaftliche und soziale Verantwortung“ der mehrfachen Mütter und Aristokratinnen schätzte. Die Schwestern haben auch ein hartes Schicksal hinter sich, was sie schnell gelehrt hat, in Geldsachen Eigeninitiative zu übernehmen und die Verantwortung trotz guter Berater nicht aus der Hand zu geben. 

1962 verstirbt ihr Vater, Ernesto Koplowitz, der vor den Nazis von Deutschland nach Spanien flüchtete und dort ein Bauunternehmen gründete. Sechs Jahre später verlieren die Mädchen ihre Mutter, Esther Romero de Juseu y Armenteros – eine reiche kubanische Adlige. Familienfreund und Gründer des spanischen Kaufhauses El Corte Inglés, Ramón Areces, führt zunächst ab 1968 das später unter dem Namen Fomento de Construcciones y Contratas (FCC) firmierende Bauunternehmen der Koplowitz weiter. Die Mädchen heiraten früh, studieren Geisteswissenschaften, bekommen dann erst einmal Kinder, nehmen aus dem Hintergrund Einfluss, bevor sie aktiv ins Baugeschäft einsteigen. 

Ihre wohlhabenden und einflussreichen Ehemänner Alberto Cortina und Alberto Alcocer machen FCC derweil zu einem der erfolgreichsten Baufirmen des Landes, überwerfen sich jedoch schließlich mit dem bereits betagten Areces. Beide Ehen werden Ende der 80er Jahre auf Wunsch der Frauen geschieden. Wenig später stirbt Areces. Esther und Alicia Koplowitz besorgen sich gute Berater und nehmen ihr Schicksal fortan selbst in die Hand. 

Als die im Madrider Nobelvorort La Moraleja residierende jüngere Schwester Anfang 1998 jedoch wegen Meinungsverschiedenheiten mit Esther Koplowitz als Aktionärin bei FCC ausscheidet, glauben viele, dass sie sich nun komplett aus der Wirtschaft zurückziehen werde. Das Gegenteil trat ein. „Beide Schwestern haben sich immer durchgebissen“, hört man aus Kreisen des El Corte Inglés. Bei Alicia soll das auch mit ihrem festen Glauben zusammenhängen. 

Sie setzt fortan bei ihren Geschäften auf die der Hilfe des spanischen Finanzexperten und Gründer des Mineralölunternehmens Repsol, Óscar Fanjul. Über ihre Fondsbeteiligungsgesellschaft Morinvest und dem Investmentunternehmen Omega Capital beginnt sie, an der Börse zu spielen, sich an Banken und Versorgern zu beteiligen und in Immobilien um die ganze Welt zu investieren. Reisen nach New York zu Brokern und Investmentexperten stehen jetzt wo die Kinder ihr eigenes Leben haben, auf der Tagesordnung. Morinvest verwaltet inzwischen ein Volumen von 500 Millionen Euro und erzielte in den ersten drei Monaten diesen Jahres immerhin eine Rentabilität von 3,5 Prozent. 

Die ältere Schwester startete nach dem Krach mit Alicia ebenfalls durch. Sie gründet 1998 die Beteiligungsgesellschaft B-1998, die neben FCC weitere kleinere Unternehmensaktienpakete besitzt. 49 Prozent des Kapitals von FCC verkauft sie wenige Monate nach dem Bruch mit ihrer Schwester an das französische Unternehmen Vivendi und macht damit Kasse. Beim alltäglichen Geschäft setzt sie fortan auf Marcelino Oreja und später auf Rafael Montes. Bei allen wichtigen Entscheidungen nimmt sie jedoch selbst den Faden in die Hand. 

„Sie hat Glück gehabt, weil die Baubranche in Spanien sehr gute Jahre genossen hat. Inzwischen hat sich dennoch gezeigt, dass Alicia die clevere der beiden ist. Sie hat ein sehr diversifiziertes Portfolio und ist über jede Bewegung ihrer Firmen sehr gut informiert“, sagt Juan Alvarez-Vijande García von dem Madrider Führungskräfteinstitut IC-A. Gelernt hat Alicia Koplowitz das Spiel mit dem Geld vor allem von ihrem großen Vorbild und galizischen Freund Amancio Ortega, mit einem Vermögen von 24 Milliarden US-Dollar der reichste Mann Spaniens. 

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