NEWS: Arbeitslosigkeit in Spanien steigt auf neues Rekordhoch

09.05.2012 - welt.de 

Die Wirtschaftskrise setzt Spanien immer heftiger zu: Die Arbeitslosigkeit hat mit 24,4 Prozent im ersten Quartal 2012 ein neues Rekordhoch erreicht, wie das Statistikamt in Madrid mitteilte. Mit Verweis auf die schlechte Wirtschaftslage stufte die Ratingagentur Standard & Poor's das Euro-Krisenland zudem gleich um zwei Stufen herab.

Mit knapp 5,7 Millionen Erwerbslosen lag die Arbeitslosigkeit in Spanien in den ersten drei Monaten dieses Jahres bei 24,4 Prozent, wie das Nationale Statistikamt Ine mitteilte. Das ist der höchste Stand seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen in der heutigen Form im Jahr 1996. Ende 2011 lag die Arbeitslosigkeit noch bei 22,9 Prozent.

Im ersten Quartal 2012 verloren den Angaben zufolge 374.000 Menschen in Spanien ihren Job, im letzten Quartal des Vorjahres waren es 295.300. Mit der hohen Arbeitslosigkeit ist das Euro-Land Schlusslicht in den Industrieländern.

Spanien steht an den Finanzmärkten seit Monaten unter Druck, musste im Gegensatz zu Griechenland, Portugal und Irland bisher aber keine internationale Hilfe beantragen. Die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy stemmt sich mit einem strikten Sparkurs gegen die Krise, eine Trendwende ist bislang jedoch nicht in Sicht.

S&P erklärte am Donnerstag in New York, die langfristige Bonität spanischer Staatsanleihen werde um zwei Stufen von A auf BBB+ gesenkt. Die Haushaltslage Spaniens werde sich wegen der wirtschaftlichen Probleme des Landes weiter verschlechtern, hieß es zur Begründung. S&P rechnet für dieses Jahr mit einem Einbruch der spanischen Wirtschaft um 1,5 Prozent.

Außerdem nehme die Wahrscheinlichkeit zu, dass Madrid den angeschlagenen Banken des Landes zusätzliche finanzielle Unterstützung gewähren müsse, erklärte S&P. Wie die Zentralbank in Madrid am Freitag mitteilte, hatten die spanischen Banken Ende 2011 problematische Immobilienkredite in Höhe von 184 Milliarden Euro in ihren Büchern.

Mit den Sorgen um Spanien nimmt die Schuldenkrise in der Euro-Zone wieder an Brisanz zu. Investoren zweifeln zunehmend an der Fähigkeit des Landes, in der Rezession sein Sparprogramm durchzuhalten. S&P warnte, es gebe "bedeutende Risiken", dass sich die Lage weiter verschlechtere. Mit einem spanischen Zahlungsausfall rechnet die Ratingagentur allerdings nicht, wie die für Europa zuständige S&P-Managerin Myriam Fernandez de Heredia am Freitag sagte.

Die Bundesregierung stellte sich nach der S&P-Entscheidung demonstrativ hinter die spanische Regierung und ihren Sparkurs. Berlin habe "Zutrauen und Vertrauen" in Spaniens Entschlossenheit, das Nötige zur Bewältigung der Krise zu tun, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Maßnahmen wie Rajoys Sparhaushalt verdienten international Zustimmung und Respekt. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte dem Radiosender WDR5, die Herabstufung mache die "ohnehin kritische Situation in Spanien noch etwas kritischer".

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