NEWS: Der Krieg der Nummernschilder zwischen Katalonien und Spanien

28.07.2011 - ARENA / Barcelona für Deutsche 

Bis zum Jahr 2000 konnte man in Katalonien und Spanien mit einem Blick auf das Nummernschild sofort erkennen, woher der Fahrzeughalter stammte. Die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Provinz standen links auf dem Schild und ein „GI“ bedeutete eben Girona, ein „B“ Barcelona, ein „T“ Tarragona und „LL“ Lleida und natürlich galt dieses System auch für den Rest Spaniens, also beispielsweise ein „M“ für Madrid. Problematisch wurde es nur, wenn ein Auto in eine andere Region verkauft wurde: Hierzulande behält ein Wagen während seines „Lebens“ immer das gleiche Nummernschild und so war es fast unmöglich, ein „B“ nach „M“ und umgekehrt zu verkaufen, weil man immer damit rechnen musste, dass irgendein Politfanatiker seinen Schraubenzieher dezent auf Türen und Motorhaube spielen liess. Im Jahr 2000 dann die Veränderung – auch auf Druck der Autoindustrie, da der Second-Hand-Verkauf sich im Grunde genommen nur regional abspielte – und man ersetzte das alte System durch neutrale Zahlen- und Buchstabenkombinationen.

So weit so gut – oder doch nicht?
Schon im Jahr 1993 war man in Katalonien nicht unbedingt damit einverstanden, dass die damals neu eingeführten Nummernschilder mit Länderkürzel in weisser Schrift auf blauem Untergrund den linken Rand des Schildes verzierten – zumindest nicht, wenn dort ein „E“ für Espanya / España stand. In einer Gemeinschafsaktion legten die hiesigen grossen Tageszeitungen ihrer Auflage einen Aufkleber mit dem Aufdruck „CAT“ bei und dieser passte zufällig genau auf die Fläche des „E“. Tausende pappten das Ding auf die Nummernschilder – und genauso viele wurden dafür bestraft. Staat und Polizei behandelten die Aufkleber wie eine Dokumentenfälschung und wer das „CAT“ nicht schnellstens wieder abkratzte, musste kräftig zahlen. Das gleiche passierte übrigens auch im Ausland, auch dort war das Schild ungültig.

2004 stellte die damalige katalanische Innenministerin Montserrat Tura den Antrag, dass sämtliche Autonomiegebiete Spaniens ihre eigenen Kürzel auf das Nummernschild bringen können und der spanische Innenminister José Antonio Alonso nahm das wohlwollend entgegen. Er wollte dafür sorgen, dass der Antrag angenommen wird, aber dabei blieb es dann auch. 2009 – also fünf Jahre später und nach einem Regierungswechsel in Madrid – lehnte dann der neue sozialistische Innenminister Joan Saura den Antrag kategorisch ab mit der Begründung, dass die Länderinitialen nur für Staaten innerhalb der EU gelten und beispielsweise Katalonien oder Andalusien eben „nur“ Autonomien seien.

Seit diesem Jahr ist es nun komplett verwirrend: der Sprecher der neuen katalanischen Regierung erklärte dieser Tage, dass man ruhig ein „CAT“ auf dem Nummernschild anbringen können und verteidigte die Legalität solch einer Massnahme. Doch hat er anscheinend die Rechnung ohne die Polizei gemacht. Diese – auch die katalanischen Mossos d’Esquadra - verdonnert jeden, der sein Nummernschild manipuliert zu einer Geldstrafe und erklärt die Aussage des Politikers für nichtig.
Dass man innerhalb der Generalitat offensichtlich auch nicht von der Rechtmässigkeit der Aufkleber überzeugt ist, zeigt die Tatsache, das die Fahrzeuge der Politiker zwar auf der Rückseite ein „CAT“ ziert, aber brav links oder rechts vom Nummernschild in genügender Entfernung.

PS. Die gelb-rot gestreiften Aufkleber mit „CAT“ mittendrin oder diejenigen, die mit dem katalanischen Esel bedruckt sind, kann man unbesorgt an seinem Fahrzeug anbringen – eben nur nicht auf dem Nummernschild.

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