NEWS: Die Berlinale ehrt Luis Buñuel

07.02.2008 - Clementine Kügler 

Bei den 58. Internationalen Filmfestspielen in Berlin, die am Donnerstag beginnen, nimmt zwar kein spanischer Film am Wettbewerb teil, doch die 1962 in Barcelona geborene, mehrfach preisgekrönte spanische Regisseurin Isabel Coixet tritt mit ihrer us-amerikanischen Produktion „Elegy“ an, den Goldenen Bären zu erobern. Ihre Verfilmung des Romans „Das sterbende Tier“ von Philip Roth – mit Penelope Cruz, Ben Kingsley und Dennis Hopper - hat am 7. Februar in Berlin Weltpremiere und kommt Anfang März in die spanischen Kinos.

Doch die Retrospektive der diesjährigen Berlinale ist Luis Buñuel (1900 bis 1983) gewidmet, der als wichtigster spanischer Filmregisseur gilt und als prägende Figur für das Kino weltweit steht. Begonnen hatte der in Aragonien geborene und in Paris ausgebildete Buñuel mit surrealistischen Arbeiten „Un Chien Andalou“ (zusammen mit Dalí, 1928), L'âge d'or (1930) und dem eindrucksvollen Dokumentarfilm „Las Hurdes“ (1932), über eine der ärmsten Gegenden Spaniens.

Viele seiner Spielfilme, die er in Mexiko, in Frankreich und in Spanien drehte, haben auch dank der hervorragenden Schauspieler (Catherine Deneuve, Michel Piccoli, Fernando Rey) Kinogeschichte gemacht, etwa „Viridiana“, „Tristana“, „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ oder sein letzter Film 1977 „Das obskure Objekt der Begierde“.

Sie sind eine von aggressivem Antiklerikalismus, von Blasphemie und Erotik geprägte Abrechnungen mit bürgerlicher Moral und gesellschaftlicher Heuchelei. Die katholische Kirche, die seine eigene Erziehung geprägt hatte, stand für ihn mit ihren Zwängen der freien Entwicklung des Menschen entgegen, die Auseinandersetzung mit der Kirche und dem Glauben hat sein gesamtes Werk geprägt: „Gott sei Dank, bin ich Atheist“, lautet eines seiner berühmten Zitate. Ironie und surreale Sequenzen machen seine Filme zu phantasievollen Meisterwerken.

Carlos Saura hat seine Begegnungen mit dem dreißig Jahre älteren Buñuel in dem Buch „Kinoerzählungen“ (herausgegeben von Verena Lueken) festgehalten und rät der heutigen Generation: „...seine Filme nicht wie einen kulturellen Meilenstein anzusehen, nicht wie das Werk eines auf den Thron gehobenen Säulenheiligen, sondern wie das eines ehrlichen, vitalen, kraftvollen und empfindsamen Mannes, der aus der Ödnis alte und gleichzeitig immer neue Ideen herausholte, der sich den Klischees entgegenstellte, der die Phantasie als das nutzte, was sie ist: eine allmächtige Waffe, und sie in Höhen aufschwingen ließ, die nur schwer zu erreichen sind.“

Die umfangreiche Retrospektive seiner Filme ist bis zum 17.2. in Berlin zu sehen. Programm 

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