NEWS: Die Expo Zaragoza ist eröffnet

10.06.2008 - Aline Lutz 

Es tröpfelte, es plätscherte, es schüttete: Die heftigsten Regenfälle seit hundert Jahren haben den Ebro in den letzten Tagen zu einer reißenden Strömung anschwellen und über die Ufer treten lassen. Nasse Füße bekam ausgerechnet Zaragoza, Hauptstadt der Region Aragonien und Veranstaltungsort der Expo 2008, die sich bezeichnenderweise dem Thema "Wasser und nachhaltige Entwicklung" widmet.

Eine lange Tradition hat die Geschichte der Weltausstellungen, die bis in das Jahr 1851 reicht. Damals ließ Prinz Albert im Londoner Hyde Park eigens den Kristallpalast errichten, ein Gebäude aus Eisen und Glas, mit der Vision, die ganze Welt unter einem Dach zu vereinen. Als Internationale Weltausstellung bezeichnet man eine Ausstellung, die sich unter einem Thema mit den neuesten technischen Errungenschaften befasst und drei Monate dauert (wie Zaragoza). Im Thema freier und in der Dauer länger finden im Wechsel zu diesen die Universellen Weltausstellungen statt (Lissabon und Hannover). Zunehmend rücken aktuell nichttechnische Themen in den Vordergrund und im Zeitalter der Globalisierung die Zukunftsfragen der Menschheit.

Diesem Trend folgt auch das Thema "Wasser und nachhaltige Entwicklung" der Expo 2008. Themen-, Firmen-, und Länderpavillons, ein Kongresszentrum, ein gigantisches Aquarium mit künstlichen Wasser- und Flusslandschaften, Badelandschaften und Erlebnisräume mit Wasserspielen beheimatet die Expo. Gut 100 Nationen werden ihren Beitrag zum Thema Wasser leisten.

Deutschland bekommt mit mehr als 1 200 Quadratmetern Fläche einen der größten Länder-Pavillons, dessen Herzstück eine virtuelle Floßfahrt durch Wasserlandschaften ist. Dabei werden natürliche Filtersysteme beschrieben und Verfahren zur Reinigung von Abwasser vorgestellt. Der Deutsche Nationentag findet übrigens am 19. Juni statt und wird unter anderem von Michael Glos, dem Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, besucht.
Österreichs 512 Quadratmeter großer Pavillon konzentriert sich auf das Thema "Wasserlandschaften". Der Wasserreichtum Österreichs soll gelungen repräsentiert werden. Gut 4,36 Millionen Euro hat sich Österreich dieses Projekt kosten lassen. (Österreicher Nationentag ist der 19. Juli)

Multimedial will die Schweiz sich auf der Expo präsentieren. Ein raumfüllendes Großsegel dient zur Präsentation von Videoinstallationen. Gleichzeitig soll das Segel auch als Klangkörper funktionieren und wird deshalb mit Wasser berieselt. Aber nicht genug zur Rolle des Segels: Als Klimaanlage soll das weiße Tuch auch noch fungieren. Keine schlechte Idee im spanischen heißen Sommer. Herzensangelegenheit der Schweiz ist es, als umweltbewusstes Land aufzutreten. Deshalb liefern die Schweizer auch Solarboote, um die Besucher auf dem Ebro von der Stadt zum Ausstellungsgelände zu bringen. (Schweizer Nationentag am 27. Juni)

Das höchste Gebäude und das Wahrzeichen der Ausstellung ist der Wasserturm. Mit 73 Metern ist er so hoch wie die berühmte Kirche Basílica del Pilar, deren Silhouette mit ihren mosaikbesetzten Kuppeln und Türmen bereits seit Jahrhunderten Zaragozas Stadtbild prägt und die mit ihren Fresken von Goya und Antonio González Velázquez jährlich Millionen von Besuchern ins gigantische Kirchenschiff lockt.

Spanien, das Land mit dem europaweit höchsten Wasserverbrauch, soll auf der Expo spielerisch sensibilisiert werden und lernen, kritisch mit dem Rohstoff Wasser umzugehen. „Es ist nötig, dass der Mythos, Wasser sei ein freies Gut, dementiert wird", forderte der Präsident der Expo, Roque Guistau. „Wasser hat einen Wert und einen Preis. Wir müssen unser Verhalten und unsere Einstellung dazu ändern“. Wasser ist ein Thema, das jeden angeht, schließlich bringt der steigende Wassermangel auch ein enormes Konfliktpotential mit sich und zwar nicht nur in Afrika, sondern auch im regenarmen Spanien. Hier werden steigende Durchschnittstemperaturen und längere Trockenperioden zu einem immer größeren Problem und führen zu innenpolitischen Konflikten zwischen den einzelnen Regionen.

Betrachtet man Zaragoza, wird Spaniens dramatische Situation deutlich. In der kargen Einöde Aragoniens ist Zaragoza einer der wenigen belebten Flecken auf der Landkarte. Mit 630 000 Einwohnern findet die Hälfte von Aragoniens Leben in der Stadt am Ebro statt.

Zaragoza ist damit zwar Spaniens fünftgrößte Stadt, die landesweit das vierthöchste Bruttoinlandsprodukt hat, dennoch ist die Stadt touristisch weit weniger erprobt und spielt in der einsamen Weite Aragoniens im Nordosten des Landes bisher eher die Rolle des provinziellen Außenseiters. Das soll sich ändern: Die Weltausstellung soll Zaragoza aus dem Schatten in die Weltöffentlichkeit katapultieren. Deswegen werden nicht nur Straßen, Brücken und Plätze erneuert, sondern auch ein komplett neuer Stadtteil gebaut, das „Expo Dorf“ mit 15 Hotels und 700 neuen Wohnungen für sechs Millionen erwartete Gäste und danach für all jene, die sich nach einem Leben am Fluss sehnen.

Außerdem will Zaragoza mit Investitionen von rund neun Milliarden Euro bis zum Jahr 2010 zur drittwichtigsten Stadt Spaniens werden und sich zum größten Logistikzentrum im Südwesten Europas mausern. Ein rasanter Sprung in die Moderne steht bevor.

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