NEWS: Gleichstellung in Spanien

05.04.2007 - Stefanie Müller, wissenschaftliche Mitarbeit Celia de Anca vom Instituto de Empresa 

Gerade wurde in Spanien das erste Gleichstellungsgesetz zwischen Mann und Frau verabschiedet. Ein Meilenstein für die Förderung von Arbeitnehmerinnen, der den Staat jährlich 480 Millionen Euro kostet. Jede Art der nachweislichen Diskriminierung gegen Frauen ist jetzt explizit strafbar und der Leistungskatalog zum Ausgleich von Familie und Beruf wird deutlich ausgeweitet. Gemäß einer Umfrage des spanischen Sozialforschungsinstitut CIS sind 93 Prozent der Spanier für dieses Gleichstellungsgesetz. 

Spanische Wirtschaft ist kritisch In der spanischen Wirtschaft löste der Inhalt des Gleichstellungsgesetzes eine große Debatte aus. Viele weibliche Führungskräfte haben sich bereits im Vorfeld gegen Teile des Gesetzes ausgesprochen. Kritisiert werden vor allem die vorgesehenen Quotenregelungen. Zwar verfügen die Unternehmen des spanischen Aktienindex Ibex-35 gerade mal über 18 weibliche Vorstandsmitglieder und auch in den kleinen und mittelständischen Firmen findet man nur wenige Spanierinnen in den Führungsetagen, dennoch glauben viele spanische weibliche Führungskräfte, dass Managerinnen dann voll akzeptiert werden, wenn sie wegen ihrer Leistung nach oben gelangen und nicht wegen gesetzlicher Vorschriften. Besonders fragwürdig ist aus Sicht der Wirtschaft die Regelung, dass Unternehmen mit mehr als 200 Arbeitnehmern zusammen mit den Gewerkschaften Gleichstellungspläne aufstellen müssen. 

Mehr Mütter berufstätig 

Insgesamt gesehen ist Spanien auch ohne dieses Gesetz bereits auf dem richtigen Weg. Vor vier Jahren arbeiteten knapp 43 Prozent der weiblichen arbeitsfähigen Bevölkerung, heute sind es knapp 48 Prozent. Bei den Selbständigen machen Frauen bereits die Hälfte aus und 34 Prozent der Unternehmen werden inzwischen von ihnen gegründet. Gleichzeitig geht die männliche Beschäftigung zurück, was zeigt, dass Spanierinnen in einigen Posten bereits bevorzugt werden. Zwar gibt es in Spaniens Wirtschaft weniger Frauen in Führungspositionen als in manch anderem EU-Land, dafür sind sie gleichzeitig Mütter - oft mehrfache. 

Das Durchschnittsprofil einer weiblichen Führungskraft ist eine verheiratete Frau zwischen 35 und 45 Jahren mit zwei Kindern. Die meisten haben Wirtschaftswissenschaften studiert. Zu den klassischen Beispielen von Top-Frauen, die Beruf und Mutterdasein verbinden, zählt Ana Patricia Botín, Chefin der viertgrößten Bank des Landes, die drei Kinder hat. Auch Rosa García, die die Geschäfte von Microsoft in Spanien führt, wird gern genannt. Die zweifache Mutter sagt von sich selbst, dass sie ein Beispiel für alle Frauen sein will und deswegen nach ihren Schwangerschaften den Mutterschutz von vier Monaten voll genommen hat. Sind die Kinder krank, arbeitet sie von zuhause. García animiert alle Kolleginnen bei Microsoft sich diese Flexibilität zu gönnen. Auch Amparo Moraleda, Chefin von IBM in Spanien, gilt für viele Spanierinnen als Beispiel. Sie hat sich selbst zum Ziel gesetzt, den Arbeitstag um 8.30 zu beginnen und ihn um 19.30 Uhr zu beenden, damit sie mit ihren Töchtern zu Abend essen kann. In Spanien ein großes Privileg, wo Führungskräfte normalerweise nicht vor 21 Uhr zuhause sind. 

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