NEWS: Lieber Wind als Sonne

21.05.2008 - Stefanie Claudia Müller 

Seit zwei Jahren zieht es deutsche Solarfirmen massiv nach Spanien, wo die Einspeisevergütung mit 44 Cent pro Kilowattstunde inzwischen deutsches Niveau erreicht hat, die finanzielle Ausbeute jedoch wegen 1900 statt der in Süddeutschland üblichen 1000 Jahres-Sonnenstunden wesentlich attraktiver ist. Spanien will diesem Boom, der zu einer erheblichen Verteuerung der Solarmodule geführt und ein regelrechtes Spekulationsfieber im Land ausgelöst hat, bremsen. 

"Derzeit sehen alle nur noch die Dollarzeichen vor ihren Augen. Das Geschäft läuft teilweise ohne Sinn und Verstand. Diese sozialistische Regierung wird deswegen zukünftig wieder mehr auf Windenergie setzen, weil diese mit einer Vergütung von acht Cent pro Kilowattstunde sich als einzige grüne Energiequelle an den normalen Marktpreis von 3,6 Cent pro Kilowattstunde annähert", heißt es im Industrieministerium in Madrid. Dort glaubt man auch, dass Windmühlen technologisch interessanter sind für das Land als Solaranlagen: "Wir glauben, dass wir hier weltweit zu einem Marktführer werden können." 

Mit Gamesa, unter der Kontrolle des weltweit größten Windenergieproduzenten Iberdrola, verfügt Spanien bereits über einen wichtigen Player. Auch der deutsche Solarmodul-Hersteller aleo solar, der seit diesem Jahr über eine Produktion in Barcelona verfügt, glaubt, dass zukünftige freiflächige Solarparks in Spanien mit weniger Rendite rechnen müssen. "Zumindest mit weniger als Betreiber von Gebäudeanlagen", sagt der Marketingverantwortliche Hermann Iding. Das habe der spanische Industrieminister Joan Clos gegenüber der Branche bereits durchblicken lassen. Die für die kommenden Monate erwartete neue Vergütungsregelung wird den enormen Investitonsfluss in die spanische Solarbranche zwar wahrscheinlich erst einmal bremsen: "Aber dennoch bleibt Spanien für uns weiterhin ein interessanter Markt. Hier steht die Solarbranche erst am Anfang und wir machen jetzt schon fast 30 Prozent unseres Gesamtumsatzes auf der Iberischen Halbinsel", sagt Iding, der glaubt, dass sein Unternehmen auch bei Gebäudeanlagen eine führende Position in Spanien einnehmen kann, da aleo solar in Deutschland im Aufdachanlagenmarkt groß geworden ist. 

Und auch bei Freilandparks wird es weiter Bewegung geben. Denn das Industrieministerium plant, zur Bekämpfung des Klimawandels die Photovoltaik-Leistung von derzeit knapp 400 Megawatt bis 2010 zu verdreichfachen. "Allerdings wollen wir durch weniger attraktive Vergütungsregelungen den innovativen Prozess in der Branche ankurbeln. Solarenergie muss effizienter und damit wesentlich billiger werden", heißt es dort.

Kommentare (0) :

Artikel kommentieren
Artikel-Archiv
  • 08.03.2023 [Kommentare: 0]

    Kurzer Abriss: Die Situation der Frauen in der Arbeitswelt in Spanien

    Frauen während des Franco-Regimes. Die Veränderung der Rolle von Frauen in der spanischen Wirtschaft lässt sich am besten im historischen Kontext betrachten. Während der Franco-Diktatur (1939-1975) wurden Frauen in Spanien auf traditionelle Rollen beschränkt, insbesondere in Bezug auf die Ehe und Mutterschaft. Frauen waren in der Regel.. Artikel weiterlesen

  • 19.09.2018 [Kommentare: 0]

    Die Superreichen in Spanien - in Ziffern

    Die Zahl der Superreichen in Spanien, die ein Vermögen von mehr als 30 Millionen Euro besitzen und Vermögenssteuer zahlen, hat sich in der Zeit zwischen 2006-2016 fast verdreifacht, von 200 auf 579. Das zeigen die letzten Daten des Finanzamts – der Agencia Tributaria. Im letzten Jahr (2016/2017) ist diese Zahl sogar um 5,4% gestiegen, von.. Artikel weiterlesen

  • 15.05.2017 [Kommentare: 0]

    Deutsche Unternehmen in Spanien – Eine Bestandsaufnahme

    Die Deutsche Handelskammer für Spanien (AHK) in Zusammenarbeit mit Germany Trade Invest (GTAI) haben den Bericht „Deutsche Unternehmen in Spanien – eine Bestandsaufnahme” verfasst, der am 19. April 2017 in der AHK Spanien vorgestellt wurde. Dieser Bericht handelt von dem aktuellen Stand der deutschen Unternehmen in Spanien, ihre.. Artikel weiterlesen

  • 05.09.2016 [Kommentare: 1]

    Der Brexit und die spanische Wirtschaft

    Vor einem Monat haben die Briten über die EU-Mitgliedschaft von Großbritannien entschieden. Eine Mehrheit von 51,9 % stimmte letztendlich für den Austritt aus der Europäischen Union, welcher nach europäischem Recht innerhalb von zwei Jahren vollzogen werden muss. Über die möglichen Folgen dieses sogenannten „Brexits“ wird derzeit.. Artikel weiterlesen

  • 26.04.2016 [Kommentare: 0]

    Investieren in Spanien: Vor- und Nachteile der verschiedenen Gesellschaftstypen

    Die spanische Wirtschaft zeigt für 2016 einen positiven Wirtschaftstrend. Es wird wieder investiert, vor allem in Immobilien und Bruttoanlageinvestitionen. Wo am besten investieren in Spanien. Madrid ist ein Zentrum für ausländische Investitionen in Spanien. So hat zum Beispiel Amazon entschieden, sein europäisches Software-.. Artikel weiterlesen

  • 18.04.2016 [Kommentare: 0]

    Smart City und die Zukunft des Tourismus in Barcelona

    Abgeordnete des Rates der Stadt Köln, Partnerstadt von Barcelona, unternahmen letzte Woche auf eigene, private Kosten eine Informationsreise in die Smart City am Mittelmeer. Hierbei kamen einige Dinge zu Tage, die selbst den hier Ansässigen vielleicht noch gar nicht so bekannt sind. Was bedeutet eigentlich Smart City? Sind das die.. Artikel weiterlesen

  • 06.04.2015 [Kommentare: 0]

    NEWS: Wirtschaftliche Freiheit in Spanien 2015

    Der “Index für Wirtschaftliche Freiheit 2015″ gibt für Spanien im Verlgeich zum Vorjahr einen leicht verbesserten Ausblick. Der gemeinsam vom Wall Street Journal und der Heritage Foundation herausgegebene Bericht misst seit 1995 weltweit die ökonomische Freiheit anhand diverser Kriterien wie der Rechtssicherheit, der steuerlichen.. Artikel weiterlesen

  • 26.01.2015 [Kommentare: 0]

    NEWS: Weiter im Wandel - Banken: Schließungen von Filialen und Fusionen

    In keinem anderen Land der Euro-Zone war der Aderlass im Bankenwesen größer als in Spanien. So sind zwischen 2008 und Ende September vergangenen Jahres 12.702 Geschäftsstellen – hauptsächlich bei Sparkassen – verschwunden. Die Zahl der Filialen ging in diesem Zeitraum von 40.565 auf 27.863 Außenstellen zurück. Das entspricht einer Reduzie.. Artikel weiterlesen

  • 12.02.2014 [Kommentare: 0]

    NEWS: Photovoltaik in Spanien: Neue Förderpolitik sieht Kürzung der Solarstrom-Vergütung um bis zu 45 vor

    Die spanische Regierung hat Einzelheiten des neuen Vergütungssystems für Photovoltaik-Anlagen veröffentlicht. Es sieht eine rückwirkende Kürzung um bis zu 45 für Anlagen verschiedener Größe vor.Am heftigsten trifft es Eigentümer großer Photovoltaik-Kraftwerke. Zuvor war die Solarstrom-E.. Artikel weiterlesen

  • 11.02.2014 [Kommentare: 0]

    NEWS: Wirtschaftliche Freiheit 2014

    Der “Index für Wirtschaftliche Freiheit 2014″ gibt für Spanien keinen guten Ausblick. Der gemeinsam vom Wall Street Journal und der Heritage Foundation herausgegebene Bericht misst seit 1995 weltweit die ökonomische Freiheit anhand diverser Kriterien wie der Rechtssicherheit, der steuerlichen Belastung, der Regu.. Artikel weiterlesen