NEWS: Mit dem Strom

04.10.2010 - Robin Hartmann 

In Zeiten, in denen sich Medien weltweit nicht zuletzt aufgrund der Wirtschafts-und Finanzkrise zu drastischen Sparmaßnahmen genötigt sehen, wird eines leider (noch) zu oft vergessen: Wer sich weiterentwickeln will, muss in die Zukunft investieren. Und dass die Crossmedia heißt, ist ein offenes Geheimnis.

Eine breit aufgestellte Palette aus Print-, Online-, Audio-/Video-, Foto- und vor allem - im Zeitalter aktiver Leser - Social-Media-Angeboten ist zu einer unabdingbaren Grundlage für den modernen Journalismus geworden. Ein Vertreter dieser neuen Ära möchte auch die „Agencia Catalana de Notícies“, also die Katalanischen Nachrichtenagentur, sein. Die vergleichsweise junge Agentur, die im Jahre 1999 gegründet wurde und damit einer der ersten europäischen Online-Nachrichtenemittenten war, verkündete jetzt den Launch ihrer rein englischsprachigen Webseite – bisher gab es nur ein Angebot in spanischer Sprache. Bereitgestellt werden, in Kooperation mit weltweit agierenden Medienpartnern, eben jene oben erwähnte Inhalte, so unter anderem tausende von Texten und Fotos.

Dieser Schritt darf auch getrost im Zusammenhang mit dem Stichwort der Stunde gesehen werden: Globalisierung. Die Agencia Catalana de Notícies hat alleine zwei Dependancen in Spanien, jeweils eine in Brüssel, Paris, London sowie Berlin und New York – zwei weitere Eröffnungen innerhalb Spaniens stehen bevor. Internationale Partner sind unter anderem die spanische Agentur EFE, Reuters und die DPA. Ein Experiment, denn erst vor zwei Jahren fing man an, von Katalonien aus zu expandieren.

Saül Gordillo, einer der leitenden Verantwortlichen der AGN, spricht besonders gerne über die Bedeutung von Social Media-Angeboten für den User. „Die wichtigen, aktuellen Themen werden heute in den großen sozialen Netzwerken diskutiert, deshalb haben wir einen Twitteraccount und eine Facebook-Seite.“ Die zählt aktuell mehr als 4800 Fans, nach dem Vorbild der deutschen BILD-Zeitung denkt man über ein abgewandeltes Model der berühmt-berüchtigten Leser-Reporter nach.
Ziel ist es, den Leser und seine Bedürfnisse besser zu verstehen, aber: „Oberste Priorität hat für uns natürlich, dass die Qualität der Nachrichten nicht leidet.“ Wert legt man auch auf Regionaljournalismus mit katalanischer Einfärbung, der eine gewisse Authentizität bewahren soll. Bei der offenen Diskussionsrunde im Anschluss zur Präsentation wird aber schnell klar, dass auch die Verantwortlichen sich eines Erfolges noch keinesfalls gewiss sind. Braucht die Welt wirklich eine weitere Nachrichtenagentur, und dann auch noch eine englischsprachige Webseite mit Nachrichten vor allem aus Katalonien?

Aus Sicht der Medien muss die Antwort lauten: Ja, denn Journalismus bedeutet vor allem Vielfalt, egal ob 10 Millionen Nutzer konsumieren oder nur 10. Nur so kann eine unabhängige, freie Meinungsbildung gesichert werden, wie sie auch in der europäischen Verfassung garantiert wird.

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