NEWS: Multcines verdrängen alte Kinosäle

Die Schließung des historischen "Cine Paris" (Foto) Anfang des Jahres war kein Einzelfall. Nach 80 Jahren weicht das Gebäude einem Zara-Laden. Mindestens 13 große alte Kinos haben in den letzten drei Jahren allein in Madrid aufgegeben, weil sie nicht mehr rentabel waren. Die Multicines außerhalb der Stadt, wo man Parken kann und ein ganzes Einkaufs- und Vergnügungszentrum angeschlossen ist, ziehen das Publikum an. 

Ganz Spanien hat, der Kino-Bilanz des spanischen Kulturministeriums für 2006 zufolge, 4299 Kinosäle, aber nur 936 Kinos. Mit 616 Sälen und Einnahmen von 140 Millionen Euro, knapp einem Viertel der gesamten Einnahmen der spanischen Kinos 2006, steht die Region Madrid an erster Stelle, gefolgt von Barcelona und Valencia. Nur 15 Prozent spielen spanische Filme ein, 27 Prozent machen Filme aus der Europäischen Union einschließlich Spanien aus und 71 Prozent nordamerikanisches Kino. 

Diese Tendenz scheint sich fortzusetzen: 16 spanische Filme haben im ersten Halbjahr 2007 genauso viel eingespielt wie die nordamerikanische Produktion Spiderman 3. 58 Prozent der jungen Zuschauer - die 18 bis 29jährigen sind es, die am meisten ins Kino gehen - hält spanische Filme für mittelmäßig, langweilig, zu intimistisch oder poblembeladen. 

Ein neues Kinogesetz ist seit langem Zankapfel wegen der Pflicht, die heimische Produktion zu subventionieren, die aber nur verhältnismäßig wenige Zuschauer findet. Kein Thema in den Diskussionen um das Gesetz ist die Frage, ob nicht die Originalfassungen mit Untertiteln mehr gefördert werden sollten. 

Gerade wenn so viele Spanier amerikanisches Kino bevorzugen, würden die Originalversionen die Sprachkenntnisse sozusagen spielerisch bereichern. Wer heute Filme in Originalfassung sehen will, ist eben auf die kleinen Säle angewiesen, die wiederum den Kinogenuss einschränken.  

Die Bilanz des Kulturministeriums unter: www.mcu.es