NEWS: Spanien bemängelt Sicherheitsvorkehrungen bei Ryanair

22.09.2012 - Meike von Lojewski / Barcelona für Deutsche 

Wenig Sprit an Bord, defekte Motoren, abgewiesene Babys: Nach einer Reihe von Zwischenfällen auf Flügen der Billigairline Ryanair in den vergangenen Monaten plant Spanien nun schärfere Kontrollen von Maschinen der Fluggesellschaft. Grundsätzlich wird Ryanair als irische Fluglinie von der dortigen IAA kontrolliert. Doch das Verkehrsministerium in Madrid hat mittlerweile den EU-Verkehrskommissar Siim Kallas und die irische Luftfahrtbehörde um ein Treffen gebeten. Dabei soll es um mehr Kontrollbefugnisse einzelner Länder gegenüber ausländischen Fluggesellschaften gehen, die in dem jeweiligen Staat sehr viele Flüge anbieten.

Die Zwischenfälle, die sowohl technischer als auch personalbedingter Art waren und sich in der ersten Jahreshälfte auf 1.200 verbrieften, sind - so die spanische Regierung - nicht mehr tragbar. So musste zuletzt am vergangenen Sonntag eine Maschine, die von Beauvais in Frankreich nach Teneriffa unterwegs war, wegen technischer Probleme in Madrid Barajas eine Sicherheitslandung machen und konnte erst nach dreistündiger Reparatur ihren Flug fortsetzen. Nur 24 Stunden vorher musste ein anderes Flugzeug von Ryanair, das sich auf dem Weg von Grossbritannien auf dem Weg zur katalanischen Stadt Reus befand, in El Prat bei Barcelona sicherheitslanden. Glücklicherweise kam bei keiner der beiden Störungen zu Verletzung. Bei einem anderen Zwischenfall jedoch waren kürzlich drei Passagiere leicht verletzt worden, nachdem ein Flugzeug nach schweren Turbulenzen in Palma de Mallorca landen musste.

Obwohl ein Grossteil der Klagen gegen Ryanair auf den Umgang mit den Passagieren zurückzuführen ist - so wies der Billigflieger zum Beispiel Babys ab, die keinen Reisepass hatten, legt die spanische Regierung der Fluggesellschaft hauptsächlich Probleme in Sachen Flugsicherheit zu Lasten. Häufig werden Sicherheitslandungen wegen Treibstoffmangels beantragt, aus Kostengründen werden Maschinen nur minimal betankt, so dass für die häufig notwendigen Warteschleifen kein Kerosin mehr vorhanden ist.
"Bei Ryanair ist es Praxis, Listen auszuhängen, auf denen die Piloten in der Reihenfolge ihres Treibstoffverbrauchs aufgelistet werden. Die 20 Prozent mit dem geringsten Verbrauch erhalten ein Belobigungsschreiben und die 20 Prozent mit dem höchsten Verbrauch eine Aufforderung, sich an die festgelegten Verfahren zu halten. So wird psychologisch Druck ausgeübt", sagte Jörg Handwerg, Sprecher der Gewerkschaft Cockpit dem Flughafenmagazin "Airportzentrale" (Quelle: www.morgenpost.de).
Nun ist abzuwarten, wie sich die Fluggesellschaft und die spanische Regierung einigen. Dies wird nicht einfach. Ryanair-Chef Michael O´Leary weist alle Vorwürfe von sich, Sprit zu rationieren und ist sich sicher, alle europäischen Vorschriften zu erfüllen. Da der Billigflieger eines der erfolgreichsten Unternehmen Irlands ist, wird das Interesse der Regierung in Dublin gering sein, den Erfolg der Fluglinie zu schmälern. Zudem sind den Spaniern die Hände gebunden, da O´Leary regelmässig damit droht, die Routen nach Spanien zu streichen. Dies würde der hiesigen Tourismusindustrie schwer schaden. Mit mehr als 24,7 Millionen Passagieren in acht Monaten beförderte Ryanair mehr als doppelt so viele Passagiere wie Lufthansa und Air Berlin zusammen nach Spanien. Bleibt also zu hoffen, dass beide Seiten im Interesse der Fluggäste handeln und zu einer Übereinkunft kommen, damit diese möglichst bald wieder unbeschwert in ihr Ferienparadies fliegen können.

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