NEWS: Spanien plant, illegal gebaute Ferienhäuser abzureißen

05.06.2008 - Richard Haimann/ WELT online 

Salbeigeruch hängt in der Luft, Pinien wiegen sich sanft im lauen Wind, Meereswogen rollen gemächlich über den Strand – das ist Spanien von seiner schönsten Seite. Hunderttausende Deutsche sind diesem Zauber so sehr verfallen, dass sie eine Ferienimmobilie im Mittelmeerstaat erworben haben. Doch nun plagt manche Besitzer die Angst. Denn die Regierung in Madrid hat angekündigt, massiv gegen illegale Bauten vorzugehen.

Im Visier stehen Ferienhäuser, die entgegen den Gesetzesauflagen in Küstenschutzzonen entstanden sind. „In Santa Margarita bei Rosas an der Costa Blanca sollen jetzt 2 500 Besitzer enteignet und ihre Häuser abgerissen werden“, berichtet Peter Schöllhorn, Vorsitzender der Deutschen Schutzvereinigung Auslandsgrundbesitz. Rund 80 Prozent der Eigentümer seien Ausländer. „Neben Deutschen sind auch Briten, Niederländer und Franzosen betroffen.“ 

Die meisten Eigentümer hätten beim Kauf nicht gewusst, dass die Häuser illegal errichtet waren. „Die Kommunen haben die Baugenehmigungen erteilt, obwohl dies nach dem Küstenschutzgesetz verboten war“, sagt Schöllhorn. In vielen Fällen hatten Projektentwickler mit Schmiergeld dafür gesorgt, dass die Verantwortlichen in den Rathäusern bei der Genehmigung die Küstenschutzauflagen ignorierten.

Die Enteignungsverfahren werden zu einem Zeitpunkt angedroht, an dem sich der spanische Immobilienmarkt in seiner bislang schärfsten Krise befindet. Die Preise für Eigentumswohnungen und Eigenheime gehen drastisch zurück, weil von 2003 bis 2006 weit über Bedarf gebaut wurde. „Zahlreiche Makler haben bereits aufgegeben, weil das Vermittlungsgeschäft vollkommen zusammengebrochen ist“, berichtet Manuel Romera, Professor am Institut für Immobilienwirtschaft der Business School Madrid.

„Die spanische Regierung könnte die Abrissverfügungen gezielt erlassen, um damit das Angebot künstlich zu verknappen“, spekuliert Schöllhorn. Andererseits hat es in den 20 Jahren, seit das Küstenschutzgesetz 1988 erlassen wurde, unzählige Ankündigungen aus Madrid gegeben, dem Immobilienwildwuchs an den Stränden ein Ende zu bereiten – „ohne dass den Worten bislang große Taten gefolgt wären“, sagt Schöllhorn. So hatte der oberste balearische Gerichtshof bereits vor Jahren in einem Urteil den Abriss illegal errichteter Villen auf Mallorca genehmigt. Geschehen ist bislang nichts.

Werner Steuber, Vorsitzender der Deutsch-Schweizerischen Schutzgemeinschaft für Auslandsgrundbesitz, rät Eigentümern spanischer Immobilien in Küstennähe, nicht nervös zu werden: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Häuser tatsächlich abgerissen werden, ist sehr gering.“ Die Krise dürfte den Hausbesitzern sogar in die Hände spielen, meint Steuber. „Ließe die Regierung wirklich im großen Stil illegal errichtete Immobilien abreißen, würden noch mehr potenzielle Käufer verschreckt werden.“

Wer mit dem Gedanken spielt, den Preisverfall am spanischen Immobilienmarkt zum Kauf eines Ferienhauses zu nutzen, sollte sich deshalb nicht verunsichern lassen, meint Steuber. „Vor einem Kauf sollte aber in jedem Fall sichergestellt werden, dass für die Immobilie eine Baugenehmigung vorliegt und sie sich nicht innerhalb der Küstenschutzzone befindet.“ Schöllhorn rät, sich nicht allein beim Grundbuchamt der Gemeinde zu informieren. Kaufinteressenten sollten sich auch beim jeweils zuständigen Amt der Küstenschutzbehörde, der Jefatura de Costas, erkundigen, ob die Immobilie im Schutzbereich liegt oder nicht.

Ob die Immobilienpreise in Spanien bereits ihren Tiefpunkt erreicht haben, kann derzeit niemand sagen. Auf der beliebten Ferieninsel Mallorca zumindest seien „in guten Lagen die Preise im bisherigen Verlauf des Jahres weiter gestiegen“, sagt Daniel Waschke, Geschäftsführer von Engel & Völkers im Nobelort Puerto Andratx. „In weniger guten und mittleren Lagen zeichnet sich hingegen eine Konsolidierung des Marktes ab.“ Paul Bradley, Sprecher der Vereinigung britischer Grundeigentümer in Spanien, rät Schnäppchenjägern, sich vor allem in jenen Küstenorten entlang des Mittelmeeres umzusehen, in denen in den vergangenen Jahren weit über Bedarf gebaut wurde: „Hier gibt es inzwischen sehr attraktive Angebote.“

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