NEWS: Spanische Investoren fürchten die Immobilienkrise

23.08.2007 - Stefanie Claudia Müller 

Der spanische Finanzmarkt leidet derzeit enorm unter der Hypothekenkrise in den USA, obwohl es hierzulande kaum hochriskante Kredite gibt. Investoren fürchten, dass in Spanien jetzt ebenfalls die begonnene Immobilienkrise stärker durchschlagen wird. Betroffen sind von dem Vertrauensverlust vor allem die mittleren und kleinen Banken. Die Aktie der Banco Sabadell verlor zum Beispiel aufs Jahr gesehen mehr als elf Prozent, obwohl sie im ersten Halbjahr diesen Jahres ihren Gewinn um 60 Prozent auf 419 Millionen Euro anheben konnte. Der Santander-Tochter Banesto geht es ähnlich. Relativ verschont blieb dagegen die Aktie der Banco Popular. Spanien werde unweigerlich in eine ähnliche Immobilienkrise wie die USA schlittern, erklärt sich Lorenzo Bernaldo de Quirós von der internationalen Investitionsberatung Freemarket in Madrid die Reaktion der Investoren in Spanien: "Das Konsumverhalten der Spanier ist dem der Amerikaner sehr ähnlich, die Privathaushalte sind hoch verschuldet. Und definitiv schauen wir in Spanien bereits zu, wie die Immobilienblase platzt". Die spanische Zentralbank rechnet mit einer Überbewertung von 30 Prozent. In einigen Regionen wie Valencia/Costa Blanca wurden im Juli bereits Preisrückgänge in Höhe von acht Prozent registriert, aufs ganze Land gesehen liegt der Preisverlust gemäß einer Studie des Branchenportals Fotocasa.com und der spanischen Business Schule Iese bei einem Prozent. Bei steigenden Leitzinsen werden die variabel verzinsten Hypothekenverträge für viele spanische Familien zu einer nicht mehr zu tragenden Last. Zwar ist der Zahlungsausfall immer noch viel geringer als in den USA, aber er steigt rasant. Im vergangenen Jahr allein um 30 Prozent. Allerdings glaubt Lorenzo Bernaldo de Quirós, dass die spanischen Banken für eine Krise sehr viel besser gewappnet sind als US-Finanzinstitute: "Sie haben eine viel höhere Risikoabsicherung und erleben immer noch eine sehr gute Geschäftsphase. Sie zählen nicht umsonst zu den Solventesten der Welt". Er, wie auch die meisten Analysten, rechnen nicht mit Bankenpleiten. Im ersten Quartal 2007 konnten die spanischen Banken ihren Gewinn immerhin um 36 Prozent auf 4,7 Mrd. Euro steigern. Gefahr sieht der Analyst jedoch für die kleinen und mittleren spanischen Sparkassen: "Hier wird es sicherlich zu Problemen kommen". Die Branche erwartet eine weitere große Konsolidierungswelle wie in den 90er Jahren. Aber der gesamtwirtschaftliche Effekt einer Immobilien- und Finanzkrise wird wahrscheinlich größer und nachhaltiger ausfallen in den USA. Denn rund 20 Prozent des spanischen Bruttoinlandproduktes wird indirekt durch die Bau- und Wohnungsbranche erwirtschaftet. Deren Verbindlichkeiten bei Banken belaufen sich inzwischen auf rund 250 Mrd. Euro. Das Hypothekenvolumen der 44 Millionen Spanier, wovon 90 Prozent ein Eigenheim und viele sogar ein zweites besitzen, liegt bei rund einer Billion Euro. Es gibt Studien, die davon ausgehen, dass bereits im kommenden Jahr 35 Prozent der Bauträger ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können. "Dennoch wird immer weiter gebaut, obwohl der Markt längst gesättigt ist, das ist sehr gefährlich", sagt Manuel Romera von der spanischen Business Schule Instituto de Empresa in Madrid. Das findet auch die Commerzbank. Die deutsche Bank glaubt, dass das Ende des seit über zehn Jahre andauernden Bau- und Immobilienbooms das Wirtschaftswachstum Spaniens von derzeit vier auf 1,5 Prozent in 2008 drosseln wird.

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