NUTZWERT: DP hat frischen Wind gebracht

23.08.2010 - Stefanie Claudia Müller - www.dvz.de 

Der Mann mit dem blassen Gesicht und dem grauen Haar ist kein Unbekannter. Die Familie von Unipost-Chef Pablo Raventós gehört zu den mächtigsten in Katalonien und zu einer der stärksten Unternehmer-Hierachien in Spanien. Seiner Familie gehört unter anderem die auch in Deutschland bekannte Weinkellerei Codorníu. Aber der 46-jährige international versierte und sehr gut ausgebildete Geschäftsführer des einzigen privaten Briefzustellers in Spanien läßt sein Gegenüber nichts von der Bekanntheit seiner Familie spüren. Obwohl sie an dem im Jahr 2001 gegründeten Dienstleister auch nach dem Einstieg der Deutschen Post vor vier Jahren noch 55 Prozent hält.

Für den neuen Aktionär hat der ehemalige McKinsey-Berater, der von Anfang an im Vorstand bei Unipost war, nur gute Worte: „Er hat frischen Wind in das Unternehmen gebracht, wir haben bereits viel von der Deutschen Post gelernt und nutzen die internationalen Allianzen, die sich dadurch für uns auftun.” Ein Grund, warum man derzeit keinen Sinn darin sehe, ins Ausland zu expandieren. Man wolle erst einmal den Heimatmarkt, wo immer noch 40 Prozent aus dem Briefsektor nicht liberalisiert wurden, konsolidieren. Der finanzielle Vorteil dieser Partnerschaft für Unipost liegt ebenfalls klar auf der Hand: Mit einem Einkäufer wie Deutsche Post im Rücken können die Spanier viel bessere Preise bei den Technologielieferanten oder Automobilherstellern aushandeln. Aber eine Komplettübernahme von Unipost durch die Deutschen schließt Raventós derzeit aus: „Die derzeitige Aufteilung funktioniert bestens.” Deutsche Post hat vier Leute im Vorstand sitzen, seine Familie sechs. Das Unternehmen könne noch auf eigenen Füßen stehen.

Durch eine Prozessoptimierung, bei der die Deutschen auch mit Rat und Tat zur Seite standen, schafft Unipost inzwischen immerhin drei Mio. Sendungen am Tag. Ausgeliefert wird alles unter zwei Kilo. 94 Prozent davon gehen direkt von Tür zu Tür, nur sechs Prozent müssen wegen des Monopols für Briefe unter 50 Gramm über die staatliche spanische Post Correos an den Adressaten gehen.

Als Anteilseigener interessiert die Deutschen vor allem das starke Wachstum von Unipost über die vergangenen zehn Jahre. Trotz der Übermacht von Correos hält das Unternehmen zehn Prozent des spanischen Brief- Marktes, weltweit ein Ausnahmezustand. Am nicht maschinell, aber von den Räumlichkeiten sehr veralteten Hauptsitz in Barcelona sind täglich 32 Kleinlaster im Einsatz. Sie holen von 13 bis 16 Uhr die Ware ab und liefern von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr abends aus. Nur fünf bis sieben Prozent der Sendungen kommen wieder zurück. Stark wachsend ist das Segment der Einschreiben. Hier trauen immer mehr Firmen dem privaten Anbieter mehr zu als Correos.

Der Umsatz von Unipost stieg dementsprechend seit der Gründung jährlich um 15 Prozent, im vergangenen Jahr auf immerhin 102 Millionen Euro. Raventós rechnet trotz Wirtschaftskrise in Europa und Spanien auch in diesem Jahr mit guten Geschäftszahlen. Aber die Unternehmensberatung DBK kommt in einer Studie zu dem Schluß, dass der spanische Brief-Markt 2008 nur noch um ein Prozent gewachsen ist. Allerdings war Unipost bisher immer besser als der Durchschnitt. In 2007 legte der spanische Branchenumsatz zum Beispiel nur um knapp drei Prozent auf 1,8 Milliarden Euro zu, in den wirtschaftlichen Boom-Jahren zuvor lag die Wachstumsrate bei sechs Prozent, Unipost erreichte jedoch stets mehr als doppelt so hohe Steigerungsraten.

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