NUTZWERT: High-Tech-Viertel 22@ setzt auf ausländische Investoren

11.02.2008 - Julia Macher 

Das „katalanische Silicon Valley“ nennen manche inzwischen Poblenou. Das klingt halb ironisch, halb bewundernd – und für beides gibt es gute Gründe. Denn etwas Größenwahnsinn wohnte dem Projekt 22@Barcelona von Anfang an inne. Bis 2020 sollte aus einem heruntergekommenen ehemaligen Industrieviertel im Nordosten der Stadt ein High-Tech-Zentrum werden, in dem IT-, Biomedizin-, Medien- und Energieunternehmen an Lösungen für die Probleme der Zukunft arbeiteten. Dafür mussten für 180 Millionen Euro 200 Hektar Stadtgrund umgestaltet beziehungsweise neubebaut werden.

Heute, knapp sieben Jahre nach Projektbeginn, hat man immerhin siebzig Prozent der geplanten urbanistischen Maßnahmen umgesetzt. Einige der versprochenen Kultur- und Sozialeinrichtungen lassen zwar noch auf sich warten, aber die meisten Büro-, Firmen- und Hotelgebäude stehen und mit Jean Nouvels rot und blau leuchtender Torre Agbar hat das Viertel ein international bekanntes architektonisches Wahrzeichen. Mit dem Bau von Büros und Produktionsstätten sollte nicht nur räumlich ein attraktives Umfeld für die Ansiedlung von Unternehmen geschaffen, sondern vor allem die Bildung von „Branchen-Clustern“ ermöglicht werden: Netzwerke, in denen durch räumliche und konzeptionelle Nähe Synergien entstehen können, etwa wenn der Filmemacher ein Tonstudio für die Postproduktion in unmittelbarer Nähe hat oder beim Business-Lunch von einer neuen Software erfährt. Die meisten deutschsprachigen Unternehmen, die sich in 22@ angesiedelt haben, stammen aus dem IT-Bereich, darunter sind die Telekomtochter T Systems und SAP España. Bei den neun Firmen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sind 1 413 der insgesamt 32 000 „22@“-Arbeiter beschäftigt.

Gemessen an den Zielvorgaben ist das noch recht wenig. Denn bis Projektende sollen insgesamt 150 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Um die Jobmaschine 22@ anzuwerfen, wirbt die Stadt gezielt um ausländische Unternehmen aus IT, Medien, Biomedizin und Energie. Das Businessprogramm Landing will Selbstständigen, kleinen und mittleren Unternehmen den Start in Barcelona erleichtern. Wer an dem Programm teilnimmt, wird nicht nur beim Sondieren des Marktes und dem Aufstellen eines Businessplans unterstützt, sondern erhält auch Hilfe bei den ersten Schritten vor Ort: Landing hilft bei der Wohnungssuche, bietet Rechtsberatung und informiert über Finanzierungsmöglichkeiten. Nach dem in den letzten Jahren Abkommen mit Partnerorganisationen in China, Korea, Mexiko und Frankreich geschlossen wurden, rücken in diesem Jahr Großbritannien und Deutschland ins Zentrum des Interesses. „Hamburg hat ein interessantes Mediencluster,“ sagt Landing-Beauftragte Mariona Ferrer, „eine engere Zusammenarbeit zwischen beiden Städten könnte Unternehmen hier wie dort weiterbringen.“

Mehr Info:
Städtebau- und Wirtschaftsprojekt 22@ im Poblenou

Businessprogramm Landing

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