NUTZWERT: „Expressscheidung“ – ein Flop

27.07.2009 - Aglaia Gruber 

Nach vier Jahren einer Express-Reglung für Scheidungen in Spanien sind sich Experten einig: Das Gesetz ist ein Flop. Zwar werden jetzt mehr Ehen geschieden, aber das Resultat ist nicht unbedingt besser. Gab es 2004 rund 51 000 Scheidungen, waren es 2008 schon 122 000 und im ersten Quartal diesen Jahres, es mag an der Wirtschaftskrise liegen, allein fast 30 000.

Da das Gerichtswesen in Spanien überlastet ist, wurden laut „Consejo General del poder judicial“ 270 000 Urteilssprüche noch nicht vollzogen bzw. verschoben. Grund dafür kann die langsame Verwaltung aufgrund der Politisierung der Gerichte sein. Da kommt jede Reform eines Gesetzes, die das Verfahren beschleunigt, gelegen. Jedoch sind die Konsequenzen, die die Bevölkerung, vor allem die Familien, daraus ziehen, verheerend: Durch das Gesetz ist die Anzahl der Scheidungsanträge in den letzten vier Jahren förmlich explodiert (Anstieg um 140 Prozent). Die konfliktreichen Scheidungen haben zugenommen (betrifft heutzutage 40 Prozent), die Bevölkerung „der Geschiedenen“ ist gewachsen (heute 1,7 Millionen Spanier, 4,5 Prozent der spanischen Bevölkerung), ebenso wie die Anzahl der Kinder geschiedener Eltern (mehr als zwei Millionen).

Das Gesetz war aus juristischer, psychologischer und soziologischer Perspektive absolut verfehlt und hat viele Nachteile für die Ehepartner und deren Kinder mit sich gebracht. „Noch nie hat ein Gesetz in so kurzer Zeit einen solchen Misserfolg verzeichnet wie das Gesetz der Express-Scheidung,“ betont Eduardo Hertfelder, Präsident des Instituts für Familienpolitik (Instituto de política familiar- IPF). Das IPF fordert die Aufhebung des Gesetzes und die Gründung einer Expertenrunde, welche die Problematik untersucht und Lösungen sowie Alternativen vorschlägt.

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