Neues Gesetz in Katalonien: Keine Wildtiere in Zirkus-Shows

19.08.2015 - Meike von Lojewski / Barcelona für Deutsche 

Wenn man das Wort “Zirkus” hört, fühlt sich jeder automatisch in seine Kindheit zurückversetzt. In unserer Erinnerung zerplatzen Konfettibomben und Bilder von Clowns, Akrobaten, Trapezkünstlern und Dompteuren mit wilden Raubtieren erwachen zum Leben. Aber in Katalonien wird diese farbenprächtige Erinnerung in Zukunft um einen wichtigen Bestandteil ärmer sein: Das Autonome Parlament in der Hauptstadt Barcelona hat Mitte Juli ein Gesetz beschlossen, wonach Elefanten, Tiger und Co. ab 2017 in Nordspanien keine Zirkustiere mehr sind.

Das neue Gesetz wird in der Region heftig diskutiert. Der Abgeordnete der Partei “Esquerra Republicana de Cataluña” (ERC) und Sonderbeauftragte des Gesetzes Oriol Amorós betont, dass es sich um ein wegbereitendes Gesetz handle, das den ethischen Fortschritt unterstütze und die Grausamkeit gegenüber Tieren verbiete. Die Initiative erhielt die Unterstützung aller parlamentarischen Gruppen ausser der PP, die dagegen stimmte, und von “Ciutadans”, die sich enthielt.

Auch die Tierschützer sind über die neue Regelung sehr erfreut. Bereits im Jahr 2012 trat in Katalonien das Verbot des Stierkampfes in Kraft. Nun können sie ihren zweiten Sieg über die Tierquälerei feiern. “Katalonien macht einen weiteren Schritt hin zur der moralischen Wertschätzung der Tiere“, so Carlos López vom Verein Libera.

Der Präsident der Vereinigung “Asociación de Profesionales del Circo de Cataluña” (APCC) Joan Ramón Graell wiederum ist der Ansicht, dass die Parlamentarier das Gesetz lediglich nutzten, um bei den Tierschützern gut Wetter zu machen und rät dem ERC-Abgeordneten Amorós zu einem Spaziergang durch den Zoo, in dem “die Tiere deutlich mehr leiden”. Dieser war von 2000 bis 2003 dessen Vizepräsident. In Graells Augen werde der Zirkus durch die Gesetzesänderung als kriminell dargestellt und rücke ihn in ein schlechtes Licht. Seit langem habe die Asociación nach Regulierungsmassnahmen für den Sektor verlangt und nun habe man als erstes ein Verbot über ihn verhängt. Die Regierung habe ein veraltetes Bild davon, was ein Zirkus wirklich darstelle.

Tatsächlich in Kraft tritt das Gesetz erst in zwei Jahren. Während dieser Zeit gibt es ein sogenanntes “Observatorio”. Das ist eine Art rechtliches Moratorium. Dabei prüfen Experten allerdings nicht nur, wie es um die Wildtiere, sondern auch um die zahmen Haustiere steht. Auch sie sollen dann unter Umständen aus den Manegen verschwinden. Einzig Clowns, Artisten und Musiker würden dann noch im Zirkus auftreten.

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