Ostertorten: eine Tradition aus Barcelona

14.04.2017 - Meike von Lojewski / Barcelona für Deutsche 

An Ostern 1923 verkaufte der aus Katalonien stammende Josep Victori, Weinhändler und Importeur spanischer Produkte, erstmals in seinem Laden “Victori & Co.” auf der Pearl Street 164 in Manhattan so genannte “Monas de Pascua” (auf deutsch: “Ostertorten”): “Tamburine versehen mit Stierkampfszenen, Mühlen wie bei “Don Quijote”, verzierte Altarbilder… bis hin zu einer bedrohlichen Kanone aus der Kaiserzeit!”, beschireb ein Journalist in der “La Pensa”, der spanischen Tageszeitung in New York. “Alles aus Zucker, mit verlockendem und glänzendem Krokant, dekorativen Mandeln, eingelegten Früchten, Blüten und einzigartigen Verzierungen. Damit werden die Schaufenster gefüllt, die bereits in der ganzen Stadt bekannt sind”, schwärmte er. Fast einhundert Jahre sind seitdem vergangen, doch die Ostertorten sind immer noch in den Schaufenstern zu sehen. Vor allem in Barcelona, auch wenn jedes Jahr weniger Stiere und Kanonen, sondern Fussbälle und Helden aus Zeichentrickfilmen die Kunstwerke schmücken.

 

Traditionellerweise schenken in Barcelona Paten ihren Patenkindern zu Ostern eine dieser Torten. Laut dem “Gremio de Pastisseria de Barcelona” haben sich am vergangenen Wochenende mehr als 700.000 Kinder darüber gefreut. Zwei Prozent mehr als im letzten Jahr. Besonders beliebt waren dabei das Thema Fussball, Pokemon und Star Wars. “Die Stars aus Fernsehen und Kino werden von den Kleinen am meisten gewünscht. Dennoch gibt es auch Konditoren, die sich eigene Figuren ausdenken, die viel einfallsreicher sind”, erklärt das Gremium. Dazu gehören Tiere, Szenen aus der Natur und Spiele, die aus dem Bild eines Eies gestaltet werden könnten.

 

Einer dieser kreativen Konditoren ist Orion Balaguer, Enkel eines Konditors und Schokolatiers. Er besitzt mehrere Läden in Barcelona und zwei in Madrid, auch wenn das Hauptgeschäft in der katalanischen Hauptstadt liegt. Seine erste Ostertorte hat Balaguer bereits in seiner Jugend gebacken, bevor er richtig in das Konditorwesen einstieg. “Mit 16 Jahren habe ich dem ältesten Bruder meines Vaters eine Figur von 45 Zentimetern gemacht. Sie stellte eine sehr schöne Pfeife dar, die meinem Grossvater gehörte”, erinnert er sich. 2017 gehören eine Schnecke, bunte Luftballons, Fische, ein Clown und ein Affe zu den Favoriten in seiner Auslage.

 

Da diese Tradition von Patenonkel zu Patenkind weitergegeben wird, scheint sie niemals zu Ende zu gehen, auch wenn sich die Preise und Themenbereiche der Ostertorten ändern. Der Preis variiert je nach Arbeitsaufwand und reichte in diesem Jahr von 35 bis 100 Euro. Laut dem “Gremio de Pastisseria” benötigt man für die Herstellung mindestens drei Stunden und die Hauptherausforderung besteht mittlerweile darin, Kreationen ohne Zucker und/oder Gluten zu backen. So werden die Ostertorten auch in den nächsten einhundert Jahren noch Überraschungen für uns bereit halten.

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