REPORT: Spanische Irrfahrt

31.05.2007 - Carsten Nitschke 

Ein paar Daten, bevor ich meine unwirkliche Geschichte mit dem deutschen Führerschein in Spanien erzähle. Ich bin 36 Jahre alt, habe meinen Führerschein im Jahre 1988 in den USA gemacht, er wurde mir in Bremen 1989 zu meinem 18. Geburtstag überschrieben und seitdem fahre ich unfallfrei, mit nur einem Strafzettel. Ich lebe seit 1997 in Spanien und fahre seitdem auch Auto (ebenfalls ohne Unfall und Strafzettel).Es war einmal im Juni 2004. Ich war auf dem Weg zur Cruz Verde in der Nähe vom Escorial. Auf dieser schönen Landstrasse darf man nicht schneller als 90 Stundenkilometer fahren, aber kurz vor einem Schild mit 50 Stundenkilometern überholte mich ein Irrer und ich meinte, es wäre angebracht, ihm mit der Lichthupe sowohl darauf hinzuweisen, dass er doch sehr schnell war und schlimmer noch, dass er auf eine Tempo-50-Zone zufuhr. Leider stand dort ein getarntes Radar der Guardia Civil. Die wiederum dachten, ich wollte ihn vor dem Radar warnen, und sie fanden es dann doch viel interessanter mich anzuhalten als ihn.Das ging dann auch schnell zur Sache. 200 Euro für das Warnen vor einem Radar (ich lasse seitdem jeden, aber auch jeden in die Falle rasen) und nochmal 150 Euro dafür, dass ich meinen deutschen Führerschein nicht habe einschreiben lassen. Viel diskutieren half auch nix und so zog ich stocksauer ab. Ich dachte mir dann, am Montag mal zur DGT zu gehen, um meinen Führerschein einschreiben zu lassen. Sofort erinnerte ich mich an Bilder aus Russland, wo die Leute einen Tag lang in der Schlange standen, um ein Brot zu bekommen.Es war unmöglich. Als ich dann nach Stunden und gezieltem Vordrängeln endlich dran war, sagte mir die extrem unfreundliche Beamtin, dass sie den nicht einschreiben lassen, denn es ist ein USA-Führerschein und mit den USA habe man kein Abkommen. Mir sind in diesem Moment viele nette Worte eingefallen, habe sie mir aber gespart.Optionen? Entweder neuen Führerschein in Spanien machen oder, und das war mein Weg, nach Deutschland, anmelden, den neuen Führerschein bestellen und wieder abmelden und wieder nach Spanien. Hört sich irre an? Ist es auch, aber war die einzige Möglichkeit. Die Story ist aber noch nicht zu Ende. Wieder bei der DGT (diesmal war ich schon um 6 Uhr morgens da, um die Schlange zu verkürzen) sagt mir eine diesmal freundliche Beamtin, dass alles perfekt sei, nur würde ich den Führerschein vor November nicht wieder zurückbekommen. Es gäbe auch keinen provisorischen.Wieder fielen mir viele Worte ein, aber diesmal beschloss ich, mich mit der Vorgesetzten zu unterhalten. Die erzählte mir dann liebenswürdigerweise, dass ich als EU-Bürger auch in einer anderen autonomen Region den Eintrag erledigen könnte. Gesagt getan und auf nach Avila. Prima dachte ich, netter Ort, nette Leute.... Netter Ort ja, aber Leute. Ich war zwar der erste, aber man konnte mir nichts sagen, ich verbrachte also einen netten Morgen in Avila.Kurz vor Amtsschluss waren wir immer noch nicht weiter, aber mir platze dann einfach mal der Kragen und diesmal durfte die unfreundliche Beamtin dann auch mal meinen ganzen Wortschatz bewundern. Unwillig nahm sie meinen schönen deutschen Führerschein und machte eine beidseitige Fotokopie von ihm und drückte dann einen Stempel drauf mit einer Unterschrift (auf die Fotokopie) das wäre nun mein provisorischer Führerschein, bis ich meinen von der Fabrica de Moneda y Timbre zurückbekommen würde.Übrigens gerade als ich meinen Führerschein mit meiner Residentennummer zurückbekommen habe, wurde das EU-Gesetz verabschiedet, nach dem die Eintragung des Führerscheins nicht mehr notwendig ist. Soweit dann auch alles in Ordnung, bis ich im letzten Jahr beschloss, meinen Motorradführerschein zu machen. Schon in der Fahrschule war man skeptisch, ob ich das mit dem deutschem Führerschein überhaupt machen könnte. So kam dann der Tag der theoretischen Prüfung (prima Sache in Mostoles) in der man mir sagte, dass ich den erst auf einen spanischen Führerschein umschreiben müsste.Der Kragen platzte sofort. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass in einem Land, das wohl der grösste Nutzniesser von EU-Zahlungen (somit deutschen Zahlungen) ist, ein Führerschein aus der EU ein Stück Dreck ist und ein Führerschein aus Marokko problemlos umgeschrieben wird. Es ist ja auch weit bekannt, was eine Führerscheinprüfung in einem Land wie Maroko bedeutet.Ich sagte dann dem Beamten, dass aqui dejais a conducir a cualquier mono menos a los europeos. Zapatero hat scheinbar klare Präferenzen, was das Thema angeht. Es war dann schon ein Wunder, als ich zwei Wochen später einen Anruf bekam, in dem man mir sagte, dass es alles ein ganz schrecklicher Fehler war....ich durfte nun endlich zwei Wochen später meine theoretische Prüfung ablegen. Kleines Detail, die erste Prüfung, zu der man mich nicht zugelassen hatte, wurde als durchgefallen gewertet. Als ich dann endlich durfte, bin ich leider tatsächlich durchgefallen. Daher durfte ich nochmal zahlen.

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